Von Inge Hoek, Büsdorf
Ich bin oft mit Bus oder Bahn unterwegs. Ich bin auf einen Rollator angewiesen.
Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich Hilfe brauche, und sie gern annehme.
Beim Ein- oder Aussteigen, oder es wird mir ein Sitzplatz angeboten.
Dabei habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass besonders die Jugendlichen sehr hilfsbereit und gar nicht so schlecht sind wie ihr Ruf. Sie schauen nicht weg, sie haben keine Berührungsängste.
Sie bieten mir ihre Hilfe an, weil sie helfen möchten. Sie sehen es, wenn ich Unterstützung brauche, ohne darauf hingewiesen zu werden. Sie stehen für mich auf, ohne gefragt zu werden.
Natürlich erfahre ich diese Hilfe auch von Erwachsenen, aber eben auch sehr oft von den Jugendlichen.
Nicht aufregen
Über die „Jugend von heute“ zu schimpfen hat beinahe schon Tradition. Schon Sokrates soll geklagt haben: „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.“
Ist die Jugend wirklich so schlecht, so viel schlechter als die Erwachsenen?
Oft regen sich Erwachsene auf: Die Jugend ist oft zu unruhig, dreht sich nur um sich selbst, hört viel zu laute Musik, hängt nur noch vor dem Fernseher und dem Internet, kleidet sich seltsam, hat schreckliche Frisuren.
Diejenigen, die kein Verständnis dafür haben, haben vielleicht vergessen, dass auch sie einmal jung waren und sich nicht an die Regeln der Älteren gehalten haben.
Wenn ich Menschen das Gefühl gebe, dass ich sie akzeptiere und es gut finde, dass sie mir helfen, werden sie anderen immer wieder helfen.