Im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements begleite ich seit Mitte des Jahres unter anderem einen irakischen Flüchtling. Da er seit etwa sechs Monaten einen Deutschkurs besucht, helfe ich ihm bei seinen Hausaufgaben und versuche, ihm auch bei Behördengängen, Korrespondenz etc. hilfreich zur Seite zu stehen.
Im Lauf der Zeit vertraute mit der junge Mann seine Sorgen und Ängste an. Bei seiner Flucht musste er seine schwangere Frau und die kleine Tochter zurücklassen. Den inzwischen geborenen Sohn kannte er lediglich von Fotos. Ständig machte er sich große Sorgen um das Leben seiner kleinen Familie.
Im Laufe unserer Gespräche erzählte er mir auch, dass er bereits seit nahezu einem Jahr in der Flüchtlingsunterkunft in Quadrath-Ichendorf untergebracht und trotz Einschaltung einer Anwältin noch immer nicht über seinen Asylantrag von Anfang Januar 2015 entschieden worden sei. Ich setzte mich daraufhin mit seiner Anwältin und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Verbindung. Es bedurfte etlicher Schreiben und Telefonate bis er endlich Anfang Dezember den positiven Bescheid des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Händen hielt.
Inzwischen hatte sich allerdings die Ehefrau meines Schützlings mit den Kindern ebenfalls auf den Weg nach Deutschland gemacht. Mitte Dezember erhielt ich dann einen Anruf des jungen Mannes, dass seine Familie nunmehr in München angekommen und er auf dem Weg dorthin sei. Als er jedoch München erreichte, waren seine Frau und die Kinder bereits in eine weiter entfernte Unterkunft gebracht worden. Entschlossen reiste er hinterher. Erst nach mehreren Stationen gelang es ihm endlich, seine kleine Familie in Dortmund in die Arme zu schließen.
Und dann, zwei Tage vor Weihnachten, erhielt ich einen Anruf, in dem er mir mitteilte, dass seine Familie in Quadrath-Ichendorf angekommen sei. Er fragte, ob ich Zeit hätte, weil er gerne mit Frau und Kindern zu mir kommen wolle, um sie mit der deutschen „Ersatzmama“ und „Ersatzoma“ bekannt zu machen.
Das war wohl für alle das schönste Weihnachtsgeschenk.
von Christa Commer