Kultursensibel pflegen

Workshop im AWO-Seniorenzentrum Quadtrath-Ichendorf

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird in den nächsten Jahren der Anteil der Patienten und Bewohner, die aus anderen Ländern kommen, stark zunehmen. Unter Federführung der Integrationsbeauftragten Karin Neugebauer und Jan Schnorrenberg von der Fachstelle Älterwerden bereitet sich die Stadt Bergheim vor und startet Fortbildungen zum Thema „Kultusensible Pflege“. Dozentin Domenica Licciardi zeigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des AWO-Seniorenzentrums Quadtrath-Ichendorf, worauf es beim interkulturellen Spagat mit unterschiedlichen Religionen, Nationalitäten, Traditionen und Gewohnheiten ankommt.

Der größte Teil der heute bei uns lebenden ausländischen Mitbürger kam zwischen Mitte der 50er und Anfang der 70er Jahre nach Deutschland, weil Arbeitskräfte dringend gebraucht wurden. Aus den Gastarbeitern, die nur vorübergehend bleiben sollten, wurden Migranten, die auch ihren Lebensabend hier verbringen wollen. Die meisten stammen aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, Italien, Polen, Griechenland, Serbien, Kroatien und der Russischen Förderation. Wie bei uns auch kann die Pflege durch die veränderten Familienstrukturen nicht immer von den Angehörigen zu Hause gewährleistet werden. Der zunehmende Anteil an demenziell erkrankten Menschen ist eine weitere Herausforderung. Ein Platz in einem Altersheim oder betreutes Wohnen ist eine Alternative, die Angehörige entlastet und den Betroffenen eine qualifizierte, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Pflege garantiert.

Der Mensch im Mittelpunkt

Das AWO Seniorenzentrum in Quadrath-Ichendorf mit seinen 122 Pflegeplätzen will für ältere Menschen „ein Zuhause mit Herz“ sein. Die Mitarbeiter sorgen für eine herzliche Atmosphäre und leisten von der kleinen Unterstützung im Alltag bis zur intensiven Pflege rund um die Uhr kompetente Betreuung. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir geben jedem unserer Bewohner die Geborgenheit, Freiheit und Selbständigkeit, die er sich wünscht“, so Einrichtungsleiterin Angelika Hanke.

Das „Polenmodel“ – der Trend zur Polin für die Pflege zu Hause – macht sich auch im Haus Auf der Helle bemerkbar. Lange Wartelisten sind passé. Geplant ist neben der interkulturellen Öffnung deshalb auch die Aufnahme jüngerer chronisch Kranker. Schon jetzt ist das Pflegepersonal ein internationales Team und bietet beste Voraussetzungen, auch ältere Senioren mit Migrationshintergrund gut zu betreuen. Ein Rundgang durchs Haus zeigte aber, was sich noch ändern muss. Liebevoll weihnachtliche Dekorationen und christliche Symbole sprechen von der jetzigen Bewohnerstruktur. Ein zusätzlicher Gebetsraum, ein internationaler Speiseplan, mehrsprachige Infos und Aufenthaltsräume für größere Familien stehen ganz oben auf dem Wunschzettel der Workshop-Teilnehmer.

„Es geht um die Wertschätzung aller Perspektiven“, sagte Domenica Licciardi. Nicht jeder Türke ist automatisch ein Moslem. Nicht jeder Moslem lebt streng nach dem Koran. Nicht jeder Italiener begeistert sich für Pizza und nicht jeder Christ will zum Sonntagsgottesdienst geschleppt werden. Rücksicht, Toleranz und soziale Kompetenz helfen Unsicherheiten auf beiden Seiten abbauen und Altersschrullen egal welcher Herkunft auszuhalten. „Es geht gar nicht darum, vorurteilsfrei zu sein. Jeder sollte sich nur seiner Vorurteile bewusst sein und vor allem die eigenen Grenzen achten“, rät Domenica Licciardi.

 

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