Seit einiger Zeit wohnen bei einer Familie im Erdgeschoss zwei Kater. Einer ist etwa 2 ½ und der andere etwa ein Jahr alt. Beide sind leidenschaftliche Freigänger und wann immer sich die Gelegenheit bietet, verschwinden sie über die Balkonbrüstung. Entweder erkunden sie die Umgebung oder sie liegen unter einer großen Tanne, die vor unserem Haus steht.
Ich selbst habe als Kind schon Tiere – vor allem aber Katzen – geliebt. Es war daher für mich eine große Freude, mit diesen vierbeinigen Nachbarn gleich Freundschaft schließen zu können. Leckerlis habe ich seit ihrem Einzug stets in der Tasche, wenn ich das Haus verlasse.
Inzwischen haben sich die Beiden zu kleinen Wegelagerern entwickelt. Beim Öffnen der Haustür ist noch keiner zu sehen. Sobald ich aber ein paar Schritte nach draußen gemacht habe, springt mir auch schon einer der Stubentiger vor die Füße. Oft kommt der andere Kater auch hinzu. Beide wollen gekrault und gestreichelt werden und hoffen auf ein Leckerchen. Wenn alle Forderungen erfüllt sind, springt der jüngere Kater zufrieden davon. Der ältere Kater ist jedoch besonders anhänglich. Oft beschließt er, mich zu begleiten. So habe ich ihn kürzlich nur mit großer Mühe davon abhalten können, mit in den Bus zu steigen.
Manchmal huschen die Kater ins Haus, wenn einer der Hausbewohner nicht schnell genug die Haustür hinter sich geschlossen hat. Kürzlich klingelte es schon am frühen Morgen an meiner Wohnungstür. Meine Nachbarin stand dort. „Ist etwas passiert?“, erkundigte ich mich besorgt. „Nein, aber Sie haben heute schon sehr frühen Besuch.“, erklärte sie mir. Verständnislos schaute ich sie an. Sie zeigte zur Seite. Dort stand der kleine Kater. „Er lag auf Ihrer Fußmatte und ließ sich nicht verscheuchen“, erklärte meine Nachbarin.
von Christa Commer