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Berliner Originale in Anekdoten (Autor Beorg Butz)

Johann Gottfried Schadow (1764 bis 1850)

Gottfried Schadow war Sohn eines Berliner Schneiders und einer der bedeutendsten Künstler Berlins. Eines seiner berühmtesten Werke ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Er war ein äußerst humorvoller Mensch, dessen Interesse sich vor allem auf die Alltagskomik der Kleine-Leute-Welt Berlins konzentrierte.

Hier einige „Kostproben“:

1. Künstlerischer Vergleich

Um seinen künstlerischen Horizont zu erweitern, unternahm Schadow eine ausgedehnte Studienreise nach Italien. Auf seine Reiseeindrücke hin angesprochen, antwortete er: „Ick bin nich so sehr for Italien, und de Bäume jefallen ma ooch nich. Imma diese Pinien und Pappeln. Die eenen sehn aus wie uffjeklappte Rejenschirme und de anderen wie zujeklappte.“

2. Berufung

Schadow steht nachdenklich vor dem leidlichen Werk eines Schülers und fragt ihn schließlich: „Haste det janz alleene jemacht?“ Der Schüler antwortet stolz: „Jawohl Herr Direktor, das habe ich alleine gemacht.“ Schadow hakt noch einmal nach: „Wirklich janz alleene?“ „Jawohl Herr Direktor.“ Schadow: „Jut, denn kannste Töpper werden.“

3. Der Beweis

Bei einer Sitzung der Kunstakademie hatte man sich versammelt, um über die Aufnahme eines neuen Schülers zu entscheiden. Als ein Schüler abgelehnt werden sollte, weil er keine Papiere hatte, mischte sich der Direktor Schadow in die Diskussion ein und fragte den Schüler kurz und knapp: „Keene Papiere haste? Haste schon mal jezeichnet?“ Der Schüler antwortete: „Ja, Herr Direktor.“ Schadow gab ihm ein Blatt Papier und Kreide und sagte: „Jut, denn zeichne mal’n Ohr, aba aus’m Kopp.“ Der Schüler zeichnete – wie befohlen – ein Ohr, und als er fertig war, nahm Schadow das Blatt, sah es sich genau an und sagte schließlich zu den anderen Sitzungsmitgliedern: „Seh’n se sich mal det Ohr an, det Ohr is jut, det is besser als een Sack voller Papiere.“

 

von Christa Commer

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