Neues aus der Nachbarschaft — Einkaufsbummel

Da der Wetterbericht einen schönen Vorfrühlingstag angekündigt hatte, überredete mein Nachbar seine Frau zu einem Ausflug ins Blaue. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als sie beschlossen, in der nächstgelegenen Stadt zu parken und sich dort die Beine zu vertreten.

Gesagt – getan! Schnell hatten sie einen Parkplatz gefunden und sich in einem nahegelegenen Restaurant zunächst einmal gestärkt. Anschließend brachen sie zu einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang auf. Sie bummelten durch die Straßen und betrachteten interessiert die Auslagen der Schaufenster. Nachdem sie schon eine Weile unterwegs waren, kam ein Kaufhaus in Sicht, in dessen Schaufenstern große Aufkleber mit der Aufschrift „AUSVERKAUF“ angebracht waren. Hier waren also Schnäppchen in Sicht!

Bei meinem Nachbarn erwachte wieder der „Jagdinstinkt“ und trotz der Proteste seiner Frau zog er diese mit in das Kaufhaus. Das Erdgeschoss schien uninteressant, so dass die Beiden mit der Rolltreppe in die erste Etage schwebten. Hier war die Damen-Oberbekleidung untergebracht und meine Nachbarin erklärte: „Wenn ich schon einmal hier bin, will ich mich auch in Ruhe umsehen.“ Freudig stimmte ihr Mann zu: „Das ist eine gute Idee, aber ich will Dich dabei nicht stören. Ich fahre mal nach oben und hole Dich später hier wieder ab.“

Wäre meine Nachbarin nicht in einer Umkleidekabine gewesen, hätte sie einige Zeit später ihren Mann mit einer großen Einkaufstüte auf der Rolltreppe gesehen. So aber war ihr überhaupt nicht aufgefallen, dass ihr Mann, nachdem er sich vorsichtig umgeschaut hatte, die Einkaufstüte neben einem Kleiderständer abstellte.

Als sie aus der Kabine herauskam, erkundigte er sich, ob sie etwas Schönes gefunden habe. Sie verneinte und schlug vor, das Kaufhaus wieder zu verlassen. Bereitwillig stimmte mein Nachbar zu und führte seine Frau geschickt an dem Kleiderständer vorbei, an dem er die Einkaufstüte deponiert hatte. „Schau mal Maria, da hat einer seine Einkaufstüte stehen lassen. Was da wohl drin sein mag. Komm‘ wir schauen mal nach.“ Die Verblüffung meiner Nachbarin war schnell verflogen. „Was hast Du denn jetzt wieder gekauft?“, erkundigte sie sich. Prompt kam die Antwort: „Nur ein paar Wolldecken, die waren sooo günstig. Davon kann man ja auch nie genug haben.“ „Doch“, erwiderte die beste aller Ehefrauen, „wenn man schon acht Decken im Schrank liegen hat, schon!“

von Christa Commer QI

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