Kaum zu glauben…

Im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements übernehme ich unter anderem im Bedarfsfall die Erledigung von Schriftwechsel. Zudem bin ich häufig der erste Ansprechpartner bei Problemen mit Behörden oder werde um die Beantwortung der unterschiedlichsten Fragen gebeten.

Vor einigen Tagen bat mich ein Herr aus meinem Bekanntenkreis um Rat und schilderte mir folgende Begebenheit:

Seine Mutter, die sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet, verhielt sich seit einiger Zeit recht sonderbar. Er beschloss daraufhin, sich einmal mit der behandelnden Psychotherapeutin seiner Mutter in Verbindung zu setzen. Pünktlich zum vereinbarten Termin erschien also der Sohn und wurde umgehend in das Sprechzimmer gebeten. Nachdem die Therapeutin und ihr Besucher Platz genommen hatten, erkundigte sie sich nach dem Grund seines Erscheinens.

Besorgt brachte der Sohn sein Anliegen vor: „Das Verhalten meiner Mutter hat sich in letzter Zeit merklich verändert. Aus diesem Grund möchte ich mich über den Gesundheitszustand meiner Mutter ausführlich informieren.“

Die Psychotherapeutin schaute den Mann nachdenklich an und erkundigte sich dann: „Würden Sie sich einmal hinstellen?“

Irritiert stand er auf und antwortete: „Selbstverständlich, wenn Sie es für notwendig erachten.“

Schließen Sie doch bitte einmal die Augen und gehen geradeaus“, wurde er daraufhin gebeten.

Zögernd kam der Mann dieser Aufforderung mit den Worten: „Wenn es der Sache dient…“, nach.

Aha“, stellte nunmehr die Therapeutin fest, „kommen Sie doch bitte einmal ins Nebenzimmer und nehmen auf der Liege Platz.“

Nun wurde es dem Besucher zu bunt! Er wies ausdrücklich darauf hin, dass er selbst im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte und lediglich wegen des Gesundheitszustandes seiner Mutter in der Praxis erschienen sei.

Da es der Psychotherapeutin anscheinend nicht möglich war, ihm geistig zu folgen, verließ er anschließend ohne die erwünschten Auskünfte die Praxis.

von Christa Commer

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