Mein liebstes Hobby ist Lesen. Ansonsten bastele ich, wenn ich einmal so richtig abschalten will, sehr gerne Karten für alle Anlässe. Wenn ich unterwegs bin, lande ich bereits nach kurzer Zeit unweigerlich in einer Buchhandlung. Hier kann ich stundenlang stöbern. Kritisch wird es, wenn ich mich für ein Buch entscheiden muss. Am liebsten würde ich stapelweise Bücher kaufen, aber dafür reichen leider weder die Rente noch der Platz.
Meine letzte Errungenschaft brannte mir förmlich ein Loch in die Tasche, so dass ich bereits auf dem Heimweg darin zu lesen begann. Bereits nach wenigen Seiten vermutete ich, dass es hierzu noch mindestens einen Folgeband geben muss und richtig: Auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels fand ich meinen Verdacht bestätigt. Es handelte sich bei dem von mir erworbenen Buch um das erste einer Trilogie. Ich notierte mir die Titel der beiden anderen Bücher und fuhr gleich am nächsten Tag erneut in die Buchhandlung. Hier erhielt ich die Auskunft, dass die beiden anderen Bände erst Anfang 2017 erscheinen werden.
Ich bat den Mitarbeiter der Buchhandlung, die entsprechenden Bücher für mich rechtzeitig zu bestellen. Während er die Angaben in den Computer eingab, wurde er von einer älteren Dame angesprochen. „Entschuldigen Sie“, bat diese, „haben Sie eine Gratulationskarte zur Diamanthochzeit? In dem Kartenständer kann ich eine derartige Karte nicht finden.“ „Leider nein, die werden auch nur ganz selten benötigt“, bedauerte der junge Mann, worauf die ältere Dame meinte: „Das ist aber schade. Muss ich extra für eine solche Karte nach Köln fahren?“
Bevor es mir überhaupt richtig bewusst wurde, hatte ich mich bereits einschaltet. „Verzeihen Sie bitte, wenn ich Ihre Unterhaltung unterbreche“, hörte ich mich sagen. „Für wann benötigen Sie denn die Karte?“ Erklärend fügte ich hinzu, dass ich Karten für alle Gelegenheiten bastele. Dankbar schaute mich die Dame an und erkundigte sich: „Das würden Sie tun? Es wäre schön, wenn ich die Karte bis kommenden Montag bekommen könnte.“ Nachdem ich dies zugesagt hatte, übergab ich ihr einen Zettel mit meinem Namen sowie meiner Telefonnummer. Nach drei Tagen erkundigte sie sich telefonisch, ob ich den vereinbarten „Liefertermin“ einhalten könne. Zudem wollte sie wissen, ob ich auch schon Weihnachtskarten habe. Ich versprach, einige Karten aus meinem Sortiment zur Ansicht mitzubringen.
Heute haben wir uns getroffen. Angeregt unterhielten wir uns eine Weile und stellten fest, dass wir uns beide für ein ehrenamtliches Engagement entschieden haben. Für ausreichend Gesprächsstoff war damit gesorgt. Spontan entschied sie sich für insgesamt zehn Karten und verabschiedete sich zu meinem Erstaunen mit den Worten: „Es freut mich sehr, Sie kennengelernt zu haben. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden, wenn ich darf. Sie haben mein Leben bereichert.“
von Christa Commer