Wahre Schönheit…

Buddhistische Mönche entwickelten im Japan des 16. Jahrhunderts ein kunstvolles Handwerk. “Kintsugi” wird diese Technik genannt, bei der die Scherben einer zerbrochenen Teeschale sorgfältig mit einem speziellen Lack wieder verbunden werden. Dann werde die Bruchkanten mit Goldstaub beschichtet, so hat es nach der Reparatur den Anschein , dass die zusammengesetzte Schale mit schimmernden Adern durchzogen ist. Das Teil ist jetzt wieder heil und sogar schöner, als zuvor.
Der Makel der Reparatur wird nicht kaschiert, sondern im Gegenteil, durch das Gold noch hervorgehoben und veredelt.
Diese Idee würde in unserer Wegwerf-Gesellschaft wohl kaum jemand haben. Wir sagen…Scherben bringen Glück… und entsorgen sie unbekümmert. Die japanischen Mönche jedoch, führten uns vor Augen, dass Schönheit nicht unbedingt aus Makellosigkeit bestehen muss. Anstatt die Scherben einfach wegzuwerfen, verdeutlichten sie durch ihre Kunstfertigkeit, dass etwas, was zerbrochen war, durchaus wieder zu etwas Wertvollem werden kann. Was zuvor ein Scherbenhaufen war, wird so zu etwas Besonderem. Es sind die Risse und die Bruchkanten und angestoßene Ecken, die dieses Stück so unverwechselbar und einmalig machen. Nichts auf der Welt wird genau so sein. Durch die Spuren, die Ereignisse und Zeit hinterlassen haben, findet das Teil zu einer ganz speziellen Schönheit… unperfekt, aber wahrhaftig.
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von Helga-Agnes Cubitzki
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