Die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen…


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Ein alter und ein junger Engel waren auf unserer Erde unterwegs. Es wurde Abend und sie baten in einem schönen großen Haus um Unterkunft. Doch der reiche Hausbesitzer ließ sie nur im Keller schlafen und zu essen gab es auch nichts. In einer Kellerwand entdeckte der alte Engel einen Riss und befahl dem jungen Engel ihn zuflicken. Erst wollte der junge nicht, weil die Familie so unfreundlich was, doch der alte Engel sagte nur: “Die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen.”
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Am nächsten Tag zogen sie weiter und kamen am Abend zu einer einfachen Hütte auf dem Land. Dort wohnten ein Mann und seine schwangere Frau. Sie besaßen nur eine Kuh. Trotzdem teilten sie ihr Abendbrot mit den Engeln und überließen ihnen ihre Schlafkammer.
Am nächsten Morgen fanden die Engel die Frau weinend am Tisch weil in der Nacht die Kuh gestorben war. Als die Engel wieder unterwegs waren, sagte der jung wütend:”Gestern, bei der reichen Familie hast du geholfen, und heute Nacht hast du zugelassen, dass der armen Familie auch noch die Kuh stirbt.” Der alte Engel sagte darauf:” Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen. Als wir den Riss zugemauert haben, haben wir einen Raum voller Gold vor den Hausbesitzern verborgen, denn sie hätten es nicht verdient. Heute Nacht kam ein Engel des Todes vorbei und wollte das Ungeborene mitnehmen. Da habe ich Gott darum gebeten, doch des Bauern Kuh zu nehmen.” Beschämt schwieg der junge Engel… er hatte gelernt, die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen.
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Frei nach Paul Coelho

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