“Kunstmomente” in der 4. Demenzwoche

Ulrike Klerx

„Demenz und Kultur“ sind das Thema der 4. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis vom 21. bis 28. April. Unter diesem Motto stehen auch die „Kunstmomente Rhein-Erft“, eine neue Ausstellungsreihe für regionale Künstlerinnen und Künstler, die der Rhein-Erft-Kreis gemeinsam mit den Kunstvereinen und Künstlergemeinschaften im Kreis 2018 erstmals auf die Beine gestellt hat. Die Glessener Künstlerin Ulrike Klerx ist eine der 17 Aussteller, die am Wochenende ausgewählte Werke im Schloss Paffendorf präsentieren. Am Freitag, 20. April,  war die Vernissage.

„Der rote Faden“

Der rote Faden

„Der rote Faden“ heißt eine der fünf Skulpturen aus dem Glessener „zartbeton“-Atelier von Ulrike Klerx. Er zieht sich durch das medusenhafte Haargewusel des Beton-Kopfs – wie schnell verliert man den Faden, wird vergesslich. „Schubladenerinnerungen“ ist der Titel der anderen Büste – manche Fächer gehen auf, andere klemmen vielleicht oder sind für immer verschlossen.  Das Thema „Demenz“ hatte die gebürtige Kölnerin, Jahrgang 1965, sofort angesprochen. Anfang 2017 starb ihr Bruder an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS. Im selben Jahr verlor sie auch ihren 83jährigen Vater. Für ihre Mutter war es nicht einfach, nun allein ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Ältere Menschen sind oft vergesslich, verwirrt und manchmal überfordert. Als naher Angehöriger fragt man sich, ist es vielleicht schon der Beginn von Alzheimer oder Demenz?“ Sie fing sich mit der Krankheit zu beschäftigen – um vorbereitet zu sein.

100 % Ich

Mit jedem Beton-Workshop, den sie in ihrem Atelier in Glessen macht, geht eine kleine Spende an den kleinen Verein „ALS-alle lieben Schmidt“. Aus ihrer Trauer um den Verlust des Bruders entstand ein weiteres Kunstwerk: Der ALS-Stuhl, der in seiner Monumentalität das Erstarren nachempfinden lässt.  „Ich versuche, ein bisschen Aufklärungsarbeit zu leisten. In diesem Zusammenhang habe ich noch viele Ideen im Kopf, die vielleicht noch realisiert werden können“. Anders als viele andere Kunstwerke in der Ausstellung, die von “Verwirrung”, “Verdunklung” oder “Haltlosigkeit” sprechen, haben ihre Betonköpfe ein Lächeln im Gesicht – Demenz ist schrecklich, aber die betroffenen Menschen nicht. Obwohl in Auflösung, wie das Schwarz-Weiß-Foto, das über das Beton-Anlitz der dritten Büste gelegt ist, vermuten lässt, sind sie immer noch “100% ICH”.

 

 

 

 

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