Der Großvater hatte einen Bruder. Der Bruder mit Namen Theophil war von Beruf Lungenfacharzt. Eines Tages hatte er sich mit Typhus infiziert und starb daran. Er war Junggeselle.
Früher war es üblich, dass im großen Saal aufgebahrt wurde. Der Sohn vom Großvater war Student und kam an diesem Tag volltrunken nach Hause, verfehlte sein Zimmer und landete im Saal, wo der Verstorbene lag. Da er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, stolperte er im Zimmer herum und fiel schließlich in den Sarg. Es war wohl sehr gemütlich dort, denn er schlief sofort ein ohne zu bemerken, dass er neben einer Leiche lag.
Am nächsten Morgen wurde er wach und erschrak fürchterlich. Schockiert und völlig verkatert verließ er so schnell wie möglich den Raum.
Etwas später betrat die Mutter des Verschiedenen den Verabschiedungsraum, um noch einmal nach dem Rechten zu sehen. Während sie die Kerzen anzündete stutzte sie plötzlich. Irgendetwas stimmte hier nicht!
Im Sarg herrschte das reinste Chaos; das Kissen eingedrückt, die Decke verrutscht…Aufgewühlt rief sie nach ihrem Großvater. Dieser ließ sofort den Doktor rufen. Der Doktor verschaffte sich einen Überblick und strich Siegellack auf den Puls den Toten. Dabei zuckte die Haut. Dem Doktor wurde sofort klar: Hierbei handelte es sich absolut nicht um einenToten. Der vermeintlich Tote hatte Agonie. Der „Verstorbene“ hatte alles mitbekommen, konnte sich aber nicht äußern.
Der Doktor heilte ihn und er lebte noch 30 glückliche Jahre.
Dorothea Napier, 93 Jahre, AWO-Seniorenzentrum Quadrath-Ichendorf