Information an alle Leser vom Seniorenportal Bergheim…
Jan. 09
CuraCon sucht:
Jan. 09
Vom Nutzen des Scheiterns und der Kraft der Fantasie
Eine Rede von J.K. Rowling zur Inspiration
J.K. Rowlings Harry-Potter Romane haben weltweit alle Rekorde gebrochen. Sie wurden in 80 Sprachen übersetzt, über 450 Millionen Mal verkauft und haben auch im Kino Fans auf der ganzen Welt begeistert. Als die erfolgreiche Autorin 2008 gebeten wurde, die Abschlussrede an der berühmten Harvard-Universität zu halten, wählte sie dafür zwei Themen, die ihr sehr am Herzen liegen – „Vom Nutzen des Scheiterns und der Kraft der Fantasie“.
Wovor sie sich selbst als junge Absolventin am meisten fürchtete, war demnach nicht arm zu sein, sondern zu scheitern. Sieben Jahre nach ihrem Universitätsabschluss war ihre kurze Ehe in die Brüche gegangen, sie war arbeitslos, alleinerziehende Mutter und so arm, wie man es in Großbritannien nur sein kann. “Nach allen üblichen Normen war ich die größte Versagerin, die ich kannte.“ Aber genau dieses war der Grund, ihre ganze Kraft nur noch für das zu verwenden, was ihr wirklich wichtig war: „Ich hatte immerhin noch eine Tochter, die ich vergötterte, eine alte Schreibmaschine und eine große Idee“.
Während einer Zugfahrt von Manchester nach London erfand sie 1990 die Romanfigur Harry Potter, den ersten Band schrieb sie in einem kleinen Café in Edinburgh – der Rest ist Geschichte. Irgendwie märchenhaft, aber keine Magie. Denn:
„Wir brauchen keine Magie, um unsere Welt zu verwandeln, wir tragen alle Kraft, die wir brauchen, bereits in uns.“
Das Scheitern habe sie Dinge über sich gelehrt, die sie sonst nie hätte lernen können. Sich erreichbare Ziele zu setzen sei schon mal der erste Schritt zur Selbstoptimierung. Aber auch dann gilt die Erfahrung, dass es unmöglich ist zu leben, ohne an etwas zu scheitern – „es sei denn, Sie lebten so vorsichtig, dass Sie es auch gleich sein lassen können.“ Das Leben ist eben keine Liste, auf der man Errungenschaften und Erfolge abhakt. Es ist „schwierig und kompliziert, niemand hat es vollkommen im Griff, und wenn Sie sich dies in aller Demut eingestehen, dann überleben Sie auch seine Tücken und Abgründe.“
Obwohl die Fantasie im Leben einer Schriftstellerin natürlich eine große Rolle spielt, hat sie für J.K. Rowling noch einen anderen Wert als Quelle von Gutenachtgeschichten zu sein. Die Kraft, sich vorstellen zu können, was nicht ist, hilft uns auch, uns in andere Menschen hineinversetzen zu können. Für J.K. Rowling entspringt daraus eine Verantwortung: Unseren Status und Einfluss für die zu nutzen, denen es nicht so gut geht. Oder um es mit dem römischen Philosophen Seneca zu sagen:
„Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück: Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie gut gespielt.“
Also: Nur Mut und offen sein für alles, was das Leben für uns noch so bereithält.
Die vollständige Rede:
J.K. Rowling: Was wichtig ist – Vom Nutzen des Scheiterns und der Kraft der Fantasie, Illustriert von Joel Holland, übersetzt von Klaus Fritz, Carlsen, 80 Seiten, 12,99 Euro.
Jan. 07
Tipp: Buchempfehlung
Buchbesprechung: Stella, alle Sterne dieser Welt
Ich möchte Euch ein Buch vorstellen, wovon ich glaube, dass es grade für Senioren interessant sein könnte. Ich kenne die Autorin persönlich, sie wohnt in Mönchengladbach. Ihr Name ist Nadja Schubert und sie hat schon einige schöne Gedichte veröffentlicht. Das Buch heißt „Stella, alle Sterne dieser Welt“ und es handelt von Nadjas Mutter Helga, die in 1941 geboren wurde. Diese Helga war Stripteasetänzerin in den großen Häusern Europas gewesen, in Köln hat sie lange in der Kokett-Bar gearbeitet. Helga hat viele Stars kennengelernt; Peter Kraus, Rex Gildo, Bobby Kennedy und viele andere. Mit Conny Froboess verband sie eine jahrelange Freundschaft. Das Buch erzählt auf spannende und bildhafte Weise von Helgas Kindheit in den Trümmern, von ihrem Liebesleben, ihren Verbindungen und von ihren zwei Kindern. Man fühlt sich in die sechziger Jahre zurückversetzt und erlebt alles mit. Ich habe es selber nicht gelesen, ich bin kein Romanleser, aber meine Frau konnte, wie sie sagte, nicht mehr aufhören bis zur letzten Seite. Wer das Buch bestellen möchte, kann das bei www.epubli.de im Internet machen. Einfach den Titel des Buches und den Namen der Autorin eintippen, dann klappt das schon. Kostet 12.99€
Jan. 06
Böhmische Geschichte …
Bœhmische Geschicht‘ über den Vierten der drei heiligen drei Kœnige …
Und hier zusätzlich als Ton und Bild … Bitte Klicken
Ich fircht‘, man kennt mich nur sehr wenig,
ich bin der vierte Heilige-Drei-Kœnig.
Geboren – no des hœrt man eh,
im scheenen Hradec Kralove,
Mit Namen Jirschi Prihoda,
nur in der Bibel steh‘ ich nie wo da.
Das is a traurige Geschichte
Die welche heit‘ ich euch berichte.
Es hoat der Stern von Betlehemen
Gemoacht an Umweg iber Bœhmen
Und darauf hoab ich gleich gwißt:
Geboren ist der Jeschusch Christ!
Nu – weil wir Bœhm Benehmen hoaben
Besourgte ich gleich scheene Goaben.
Nadierlich nicht kein Gschisti-Gschastel,
nein – Olmitzer Quargel in huelzernen Kastel !
Meine Kollegen, die aunderen drei Kœnig,
war’n ungeduldig schon a wenig,
in Damaschkusch sie mußten woarten
bis ich gekummen bin von Norden
und Schimpfer moecht‘ ich dourten kriegen,
„No“, soag ich, „jo kann ich vielleicht fliechen?“
Dann sind mir scharf rechts abgebogen
und nach Jeruschalem gezogen.
Das Wetter duort woar wunderscheen,
man hoat die Sonne nur geseh’n,
no prosim pane, woas soag ich ihnen,
mein Quargel fangt doa an zu rinnen !
Der, Balthasar hoat gleich g‘schniffelt,
woas in der Wiste doa so difftelt,
doch ich hoab‘ zu ihm gesoagt: „ Du weist nix,
a Quargel, der woas nicht difftelt, der is joa nix.“
Der Stern, der vor uns hergezogen,
ist pletzlich nicht mehr weiterg’flogen,
hoat g’moacht an Bremser iber´n Stadel,
drinn war a Bursch mit seinem Madel
und in an Kistel mit Stroh und Windel
doa gelegen is dœs himmlische Kindel.
Der Kaschpar, Melchior und Balthasar,
bringen Gold, Weihrauch und Mirrhe dar,
ich bring dœs Kistel hulzernes
mit Olmitzer Quargel – Geschmoulzernes.
Drauf sœgt der Josef: „Du Maria, ich mœcht wissen
Hoat sich der Bub schon wieder angeschi…?
Der Evangelist Mattheus hoat gestrichen drum
Mich aus dem Evangelium.
Man kennt mich d‘rum nur sehr wenig,
ich bin der vierte Heilige-Drei-Kœnig!
Michael Haas – 1999 Favoritner Mundartdichter
Jan. 03
Interkultureller Kalender 2018
Abzuholen im Rathaus
Die Integrationsbeauftragte der Kreisstadt Bergheim, Karin Neugebauer, gibt auch für das Jahr 2018 wieder einen interkulturellen Kalender heraus. Abzuholen ist der Wandkalender, der neben den christlichen auch buddhistische, islamische, jüdische, hinduistische, Sikh- und jesidische Feiertage aufführt, im Rathaus. Das kunterbunte Motiv zeigt das Bild der 15jährigen Jasmina von der Erich-Kästner-Schule, die den Sonderpreis des Jugendschutzkalender-Wettbewerbs 2018 gewonnen hat. “Ausgrenzung – Nicht mit uns! Bergheim lebt kulturelle Vielfalt” ist da zu lesen.
Jan. 03
Stunde der Wintervögel
Nabu lädt zur Vogelzählung ein

Nabu/Sebastian Hennigs
Der Countdown läuft: Für das kommende Wochenende (5. bis 7.) rufen NABU und LBV zum achten Mal zur bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ auf. Neben den „Standvögeln“, die das ganze Jahr über bei uns bleiben, lassen sich zusätzliche Wintergäste beobachten, die aus dem noch kälteren Norden und Osten nach Mitteleuropa zogen. 2017 haben insgesamt mehr als 120.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde aus 82.000 Gärten rund 2,8 Millionen Vögel gemeldet. Dieses Jahr deutet viel darauf hin, dass mehr Vögel aus Nordosteuropa in Deutschland überwintern, darunter Fichtenkreuzschnäbel.
Auch wenn kein Nachwuchs mehr zu versorgen ist, ist der Winter für die Wildvögel keine einfache Zeit. Die einen ziehen deswegen weg in den Süden und die Hiergebliebenen müssen zusehen, wie sie täglich genug Energie tanken. Einige stellen dafür sogar die Ernährung um. Das Schlaraffenland einer Futterstelle wird daher von vielen Arten gerne angenommen, eine ganze Reihe weiterer Arten erreicht man damit allerdings nicht. Im vergangenen Winter ließen sich auffallend wenige Vögel in den Gärten und Parks blicken. Dieses Jahr sieht es ganz anders aus, denn Buchen und andere Waldbäume tragen nur mäßig Früchte. Schon seit Oktober kommen viele Waldvögel auf Nahrungssuche vermehrt in die Siedlungen.
Futterstellen sind eine schöne Möglichkeit, den Vögeln nahe zu kommen und sie zu beobachten. Sie erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit einzelner Vogel-Individuen, mit Futterstellen im Garten lassen sich aber keine Vogelarten retten. Wir können so weder die Verarmung der Landschaft aufgrund der Intensivlandwirtschaft ausgleichen, noch flächendeckend natürliche Schwankungen wie den geringen Fruchtansatz der Waldbäume beseitigen. Letzteres ist auch nicht nötig, die Waldvögel sind nicht in Not. Sie müssen sich dieses Jahr jedoch etwas gründlicher umschauen, um Nahrung zu finden.
Forschung, bei der jeder mitmachen kann
1. Vögel zählen
Suchen Sie sich einen Platz, von wo aus Sie gut beobachten können. Notieren Sie von jeder Art die höchste Anzahl der Vögel, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen waren. Das vermeidet Doppelzählungen.
Eine besondere Qualifikation außer dem Interesse an der Vogelwelt ist für die Teilnahme nicht nötig. Nutzen Sie auch die Zählhilfe zum Ausdrucken oder die Online-Tipps zum Vögel bestimmen.
2. Beobachtungen melden
Im Internet: Bitte nutzen Sie das Online-Meldeformular.
Per Post: Von einem unserer 200.000 Teilnahmeflyer den Meldebogen abtrennen, mit 45 Cent frankieren und bis zum 15. Januar 2018 an NABU, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin absenden (Datum des Poststempels).
Flyer zum Ausdrucken
Meldeschluss ist der 15. Januar.
Dez. 29
Seniorentreffs
Begegnungsstätten für aktive Seniorinnen und Senioren in der Kreisstadt Bergheim (Auszug aus „Mitten im Leben“)
Ahe
Kath. Pfarrgemeinde „St. Michael“, Sindorfer Str. 2
Telefon: 02271/91357
Ahe
Ev. Kirchengemeinde Sindorf, Michaelplatz
Telefon: 02273/ 53849
Auenheim
Ordenshof AWO
Telefon: 02271/52470
Bergheim
Kath. Pfarrgemeinde „St. Remigius“, Bergheim, Kirchstr. 1 a
Telefon: 02271/44701
Bergheim
DRK, Kennedystr. 6
Telefon: 02271/61919
Bergheim
AWO, Schützenstr. 9
Telefon: 02271/41485
Bergheim
Frau Naumann, Hauptstr. 87
Telefon: 02271/44907
Bergheim Süd-West
Soziales Netzwerk Bergheim „Gemeinsam gegen Einsam“
Albrecht-Dürer-Allee 6
Telefon: 02271/94488
Büsdorf
Kath. Pfarrgemeinde „St. Laurentius“, Windmühlenstr. 21
Telefon: 02238/43462
Fliesteden,
Kath. Frauengemeinschaft „St. Simeon“, Jennerstraße
Telefon: 02238/43472
Glesch
AWO, Grevenbroicher Str. 9
Telefon: 02272/7483
Glessen
Kath. Frauengemeinschaft „St. Pankratius“, Pfarrer-Tirtey-Str.
Telefon: 02238/42359
Glessen
Ev. Frauenhilfe, Hohe Str. 49
Telefon: 02238/42926
Kenten
DRK, Am Burgberg 24
Telefon: 02271/61919
Kenten
Kath. Pfarrgemeinde „St. Hubertus“, Hubertusstraße
Telefon: 02271/61321
Niederaußem
Ev. Frauenhilfe, Oberaußemer Str. 76
Telefon: 02271/52185
Niederaußem
Kath. Pfarrgemeinde „St. Johann Baptitst“, Pastorsgasse 6
Telefon: 02271/52009
Oberaußem
AWO, Büsdorfer Str. 32
Telefon: 02271/677000
Oberaußem
Kath. Pfarrgemeinde „St. Vinzentius“, Vinzentiusstr. 28
Telefon: 02271/52680
Paffendorf
AWO, Kindergartenweg
Telefon: 02271/41751
Quadrath
Kath. Pfarrgemeinde „St. Laurentius“, Kammerstraße
Telefon: 02271/798503
Quadrath
Kath. Pfarrgemeinde Hl.Kreuz“ Ichendorf, Fischbachstr. 19
Telefon: 02271/94994
Quadrath
AWO, Köln-Aachener-Str. 95
Telefon: 02271/93870
Rheidt-Hüchelhoven
AWO, Am Gillbach 17
Telefon: 02183/6776
Thorr
Kath. Frauengemeinschaft, Römerstr. 37
Telefon: 02271/65781
Dez. 23
Weihnachten mit der Online-Omi
Über Topflappen freut sich ja jeder
Renate Bergmann, 82, Berlinerin, Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet ist die Online-Omi. Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit ihren Büchern die analoge Welt. Sie kennt «Fäßbuck» und «Gockel», ist ständig «onlein» und twittert sich auf ihrem neuen «Händi» die alten Finger wund. Selbst meine Schwiegermutter ist seit ihrer Reha ein absoluter Fan der Reihe – obwohl sie mit dem Internet nichts zu tun hat. “Das ist so lustig geschrieben”, findet sie – und hat absolut recht.
Ihr erstes Weihnachtsbuch “Über Topflappen freut sich ja jeder” ist bereits 2015 erschienen und erlebt jetzt schon seine 6. Auflage, das zweite unter dem schönen Titel “Ich seh den Baum noch fallen” ist ganz frisch von Oktober. Die Feiertage waren bei Renate Bergmann immer schon turbulent und selten so harmonisch wie in anderen Familien. “Weihnachten ist, wenn meine Tochter Kirsten sich ein Schälchen Müsli macht und zu meiner Gans sagt: Das ess ich nicht, das sind Leichtenteile”.
Als die Tierheilpraktikerin und esoterische Lebensberaterin dann einfach “Sissi” abschaltet und wegen dem “Schengpfui” den Weihnachtsbaum aus der Stube räumt, langt es Renate. Seitdem geht es Weihnachten immer reihum in der Verwandschaft. Aber irgendwann ist das Fest bei Kirsten wieder mal fällig – und die Online-Omi macht sich auf ins Sauerland. Dabei steigt sie prompt ins falsche Flugzeug und landet erst Mal in London – der Auftakt für ein neues Abenteuer. Während die deutsche Verwandtschaft alles dafür tut, ihre Omi zurückzuholen, erlebt diese in England das verrückteste und schönste Fest, das sie jemals gefeiert hat. Frei nach dem Motto: “Zu Hause ist, wo die Freunde sind und wo der Korn kaltsteht.” Und: ” Machen. Machen. Machen – Bereuen kann man immer noch…”
Erschienen ist mittlerweile auch ein Haushalts- und Kochbuch mit Tipps und nützlichen Rezepten wie diesem hier:
«Junge Frauen tragen ihre Waffen im Büstenhalter, ältere haben für den Fall der Fälle immer einen Eierlikör in der Handtasche!»
Wie auch immer – sehr zu empfehlen!
Renate Bergmann: Über Topflappen freut sich ja jeder – Weihnachten mit der Online-Omi (2015) / Ich seh den Baum noch fallen (2017). Rowohlt, 112 Seiten, 8 Euro.
Dez. 22
Eine Familie zu Weihnachten
Zwei Neu-Bergheimer erleben ihr kleines Wunder
Für Mohammad Aljunaid (29) war Weihnachten bereits am zweiten Adventssamstag. Nach zweieinhalb Jahren Trennung von seiner geliebten Fatima (25) konnte er seine Ehefrau endlich wieder in die Arme schließen. Während der Familiennachzug derzeit politisch stark umstritten ist, ist er für zwei Flüchtlinge in Bergheim das höchste Glück.
Der Bescheid des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ließ lange auf sich warten. Zuvor musste der seit Juni 2015 in Bergheim lebende Syrer schon gerichtlich um seine eigene Anerkennung kämpfen. Zittern musste er auch noch einmal am Flughafen – vier Stunden dauerte es, bis nach Fatimas Einreise über die Türkei alle Formalitäten erledigt waren. Das junge Paar kommt aus dem im Zuge des Bürgerkriegs heftig umkämpften Aleppo. Weite Teile der Stadt sind zerstört und ein Großteil der Bevölkerung geflohen. „Für uns gibt es dort keine Zukunft“, sagt Mohammad. Die beiden haben sich während des Studiums kennengelernt und waren erst zwei Monate verheiratet, als er schweren Herzens den Entschluss fasste, Syrien zu verlassen. Dass mit dem Asylpaket II das Recht auf Familiennachzug für Flüchtlinge erschwert wird, erfuhr er erst, als er schon in Deutschland war.
In Bergheim versuchte Mohammad erst einmal Fuß zu fassen, Deutsch zu lernen und Arbeit zu finden. Die ersten sieben Monate in der Flüchtlingsunterkunft in Quadrath-Ichendorf waren „einfach schlimm“. Inzwischen hat er ein Zimmer in der Heerstraße und ist Schichtleiter im Logistikzentrum des Mode- und Einzelhandelsunternehmens TK Maxx in Paffendorf. In den neuen Häusern, die die Kreisstadt Bergheim auf dem Höhepunkt des Flüchtlingsstroms 2015 als würdigere Alternative zu Containern und Turnhallen gebaut hat, leben hauptsächlich Männer aus unterschiedlichen Ländern. Fatima sollte deshalb zunächst in Niederaußem untergebracht werden – keine Option für ein junges Paar, das sich gerade erst wiedergefunden hat. Zum Glück bot ein Freund vorrübergehend zum Tausch seine Wohnung an, bis die beiden eine Bleibe gefunden haben. Doch günstige Wohnungen sind nicht nur in Bergheim eine Nadel im Heuhaufen – Seniorenportal-Redaktionsmitglied und Sprachpatin Christa Commer (68), die die beiden unterstützt, weiß ein Lied davon zu singen. „Wenn die Leute hören, dass sich ein Flüchtling für die Wohnung interessiert, ist sie auf einmal schon vermietet“, schimpft sie.
Hoffen und Warten
Trotzdem hofft „Mama Christina“ auf ein kleines Weihnachtswunder – wie sie es vor zwei Jahren schon einmal erlebt hat. Neben Mohammad und seinem Cousin Hassan betreut die Quadrath-Ichendorferin auch eine jesidische Flüchtlingsfamilie aus dem Nordirak. Als nach acht Monaten trotz Einschaltung einer Anwältin noch immer nicht über den Asylantrag von Ajaj Hussein Qasim entschieden war, ließ die pensionierte Mitarbeiterin einer Anwaltskanzlei nicht locker, bis etliche Schreiben und hartnäckige Telefonate später endlich der positive BAMF-Bescheid ins Haus flatterte.
Bei seiner Flucht über die gefährliche Balkanroute musste Ajaj seine schwangere Frau Sherein und die kleine Tochter Lama zurücklassen. Den inzwischen geborenen Sohn Luis kannte er nur von Fotos. Ständig machte er sich große Sorgen um das Leben seiner Familie und die Mutter, die noch im Irak lebt. Als er hörte, dass seine Frau sich von der Türkei aus mit den Kindern zu Fuß auf den langen Weg nach Deutschland gemacht hatte, gab es kein Halten mehr. Doch erst nach einer langen Odyssee fand er sie in Dortmund und konnte sie mit nach Quadrath-Ichendorf nehmen – zwei Tage vor Weihnachten.
Die Sehnsucht nach seinen Lieben war so groß, dass es Ajaj zuletzt sehr schlecht ging. Inzwischen haben die Qasims eine Wohnung gefunden, Lama (5) geht in den Kindergarten, übt fleißig Deutsch mit ihrer Mama (26) und ihrem kleinen Bruder (3) und hat dafür gesorgt, dass bei ihnen zu Hause auch ja ein Weihnachtsbaum aufgestellt wird. Psychologiestudent Ajaj (30) macht ein Praktikum im Funtastik – Sozialarbeit, „das wäre etwas für mich“.
Auch Mohammad, der studierte Architekt, hofft, dass er sich weiter qualifizieren und wieder in seinem Fach arbeiten kann. Wenn dann noch Fatimas abgeschlossenes Studium als Bauingenieurin anerkannt würde, wäre das ein weiterer Baustein für eine bessere Zukunft. „Und vielleicht können wir ja eines Tages, wenn Frieden ist, auch wieder zurück nach Syrien“, wünscht sich Mohammad.
Dass er als erwachsener Mann und Hochschulabsolvent noch einmal das ABC lernen muss, ist nicht einfach. Aber wenn er etwas in Deutschland gelernt hat, ist das Geduld, oder – um es mit einem seiner neuen Lieblingssprüche zu sagen – „keine Hektik“.
Notice
Thema Familiennachzug:
Menschen, die vor Verfolgung oder anderer Gefahr für ihr Leben oder ihre Freiheit fliehen, bekommen in Deutschland unter bestimmten Bedingungen Asyl oder Schutz als Flüchtling. Armut ist dabei kein Grund, um als Asylberechtigter oder Flüchtling anerkannt zu werden.
Ausländische Ehepartner oder Kinder von Deutschen oder Ausländern, die bereits in Deutschland leben, haben ein Recht auf Familiennachzug. Voraussetzung ist, dass der Familienangehörige, zu dem der Nachzug erfolgt, im Besitzt eines gültigen Aufenthaltstitels ist, über ausreichend Wohnraum verfügt und der Lebensunterhalt gesichert ist.
Die Zahl der Flüchtlinge, die in den Rhein-Erft-Kreis kommt, hat seit längerem spürbar abgenommen. In Bergheim leben derzeit 651 Asylbewerber. Die meisten kommen aus Syrien, Irak und Afghanistan.
Dez. 20
Angehörige brauchen bessere Beratung
Ergebnisse einer Fachtagung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Angehörige von Menschen mit Demenz brauchen frühzeitige und passende Beratung zum Krankheitsbild, zu Entlastungsmöglichkeiten und zu rechtlichen und finanziellen Fragen. Beratungsstellen in ganz Deutschland sind noch nicht ausreichend auf diesen Bedarf eingestellt. Ärztinnen und Ärzte sollten stärker auf Beratungs- und Entlastungsangebote hinweisen.
Dies ist das Ergebnis der Fachtagung „Beratung bei Demenz“, die am 30. November 2017 in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin stattgefunden hat. Mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen teil.
Frühzeitige Hilfen
Eine Demenzerkrankung ist für die Angehörigen der Betroffenen sehr belastend. Qualifizierte Beratung und Entlastungsangebote können helfen, werden aber oft zu spät in Anspruch genommen. Dies zeigte Elmar Gräßl von der Universitätsklinik Erlangen anhand verschiedener Forschungen aus den letzten Jahren. „Wenn es uns gelingen würde, Ärzte zu verpflichten, bereits zu Beginn der Diagnosestellung Angehörige über Beratungs- und Entlastungsmöglichkeiten zu informieren, dann würden Angehörige frühzeitiger Hilfe in Anspruch nehmen“, so Gräßl.
In Deutschland gibt es eine große Vielfalt an Beratungsangeboten, unter anderem mobile Beratungen, Schulungen, telefonische Beratung und Hausbesuche. In diesem Bereich arbeiten oft sehr engagierte Beraterinnen und Berater. Einige von ihnen meldeten sich auf der Tagung zu Wort. Dabei wurde aber auch deutlich: Nicht alle Beratungsstellen sind auf das Thema Demenz vorbereitet und können Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen tatsächlich weiter helfen.
Helga Schneider-Schelte von der Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordert daher: „Angehörige müssen rechtzeitig über Beratungsmöglichkeiten informiert sein, das heißt, bereits bei der Diagnosestellung. Und es muss eine bessere Qualifizierung zum Thema Demenz geben – bei allen, die Betroffene und Angehörige beraten.“
Heute leben in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60% davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzkranken wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist der Bundesverband von derzeit 134 regionalen Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 – 17 10 17 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 – 259 37 95 14 (Festnetztarif).
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
www.deutsche-alzheimer.de