Glessen fühlt sich Disco

Wieder mal „klaafe – fiere – danze“ bei der Müttersitzung der kfd

Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann und räumt auf. Bei der traditionellen Müttersitzung der kfd Glessen konnte sich das neue Vorstandsteam um Dr. Signe Berger-Klapper jedenfalls nicht beschweren – ihre Kerle packten brav im Hintergrund mit an und sorgten dafür, dass ihre Mädels zwei Tage lang die Mehrzweckhalle mit jeweils rund 400 Zuschauern rocken konnten. Während zur Generalprobe am Freitag auch Männer im Publikum geduldet sind, sind die Glessener Mädchen am Samstag bis auf den unvermeidlichen geistigen Beistand unter sich. „Klaafe – fiere – danze“ oder besser „Keine Frau daheim“ – das Motto der Katholischen Frauen ist alle zwei Jahre Programm.

73 Mitwirkende brachten ein vierstündiges Feuerwerk aus Sketchen, Dorfklatsch, Büttenreden, Tanz- und Gesangsnummern auf die Bühne, das niemanden lange auf den Stühlen hielt. Die Feierfunken, die traditionell mit dem „Glessener (Leucht-)Bessem“ einziehen, hatten diesmal die ehrenvolle Aufgabe, das jüngste Dreigestirn aller Zeiten auf die Bühne zu eskortieren. Nicht das Prinz Christoph I., Bauer Konstantin und Jungfrau Simone den Weg dorthin inzwischen nicht allein finden würden, aber Muttergefühle kommen beim zarten Alter der schön gestriegelten Strumpfhosen-Gang schnell schon mal auf. Und diese Schuhe!!

„Um den Nachwuchs brauchen wir uns hier in Glessen jedenfalls keine Sorgen zu machen“, freute sich Signe Berger Klapper: Mittlerweile treten etliche Töchter mit ihren Müttern in den Reihen der „Pankratius-Tatzen“, der “Glessen Girls” oder “Ladykracher 2.0” gemeinsam auf .  Und die „alten Hasen“ aus dem wie immer phantastischen Männerballett sind dank familiärer Bunny-Verstärkung beim Discofox noch mal so sexy. Glessen kann sogar Cancan und schneidert sich die Kostüme vorwiegend selbst, bis die Nähmaschinen streiken.  Die Chillisisters schossen als “jecke Hühner” verkleidet den Vogel ab.

„Wir brauchen gar nicht zu verreisen, wir müssen uns nur hier im eigenen Dorf umschauen“, brachte es Kreuzfahrerin Marion Kuckelkorn auf den Punkt. Ob die katastrophale Verkehrssituation durch die Sperrung Im Tal oder die Sanierung der Kirche – die Themen liegen in Glessen praktisch auf der Straße. „Oma“ Ulla Wegener kann der Dauerbaustelle jedenfalls auch etwas Positives abgewinnen und sucht die Arbeiter gern schon mal mit Kaffee und Kuchen heim. Ob sich das Diät-Restaurant allerdings durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Auch den Anruf „Auf dem Amt“ kann man getrost in die Tonne der Abfallberatung klopfen, will man sich nicht in der Dauerschleife aus Zuständigkeiten verirren. Schade, dass jetzt wieder zwei Jahre Ruhe ist – wer sich in der Zwischenzeit eine neue Nummer ausdenken will, ist herzlich willkommen.

Demenzgeschichten: Ein Schluck Wasser

 

Noch ein Schluck, noch ein Blick, noch ein Gedanke

Das Wasser brauche ich jetzt nicht für mich. Oder doch?

Wie es schwebt! Einen Augenblick lang. Ein schwebender Schluck.

Noch ein Gedanke?

Manchmal schwebe ich auch. Kurz bevor ich einschlafe. Wunderschön, wenn es nur bliebe.

Meine Gedanken und ich, wir schweben. Ich kann alles von oben sehen.

Mein schwebender Blick, wie schön, wie ich mich freue.

 

Ein Schluck, ein Blick, ein Gedanke.

Noch ein Schluck, noch ein Blick, noch ein Gedanke.

Ich halte alles fest, den Becher, den Blick, den Gedanken.

Nur das Wasser schwebt. Warum bleibt es nicht schwebend?

Wie im All, wo alles schwebt.

Wasser im Raum, und ein Blick, und ein Gedanke – Alles – und ich.

Ich schwebe und alles andere auch. –

Dann bin ich ja alles.

Kosmos, Welt, Universum, alles.

Wo bin ich? Wer bin ich? Ich schwebe.

Noch ein Schluck. Noch ein Blick.

Noch ein Gedanke.

 

 Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Freude, Lustig, Spaß und Lachen

 

Der Karl ist lustig, obwohl er mittags noch im Unterhemd herum läuft.

Er meint, der Kevin wäre mit seinem Angeber-Fahrrad beinahe

Auf einer Bananen-Schale ausgerutscht.

 

Wir lachen über ihn, er schaut nur und grinst.

Mit seinem Angeber-Fahrrad.

Mit Außenspiegel. Damit er sich wohl selbst sehen kann?

 

Ich bin der Kurt, der kleine Kurt.

Früher hat mich das gestört. Na ja, so mit den Mädchen,

Schwierig war es halt. Bis ich die Berta traf, damals.

 

Ach war das eine schöne Zeit.

Fast fünfzig Jahre mit ihr zusammen.

Jetzt ist sie schon vor zwei Jahren gegangen.

Heute stört mich meine Größe nicht mehr. Ha,ha Größe!

 

Und der Bananen-Kevin? Und der Doppel-Ripp- Karl?

Ha,ha das ist ein Völkchen hier – ha,ha! Zum Totlachen!

 

Im Rahmen eines Familien-Pflege-Projekts leben die oben erwähnten Personen bei einer Gastfamilie.

Manfred Michael Bohn

Tipp: Ochsenbrust

Ochsenbrust
.
Zutaten für 2 Personen:
500 g Ochsenbrust
1 Lorbeeblatt
5 Pfefferkörner, Salz
1 Stange Porree
250 g Knollensellerie
2 Möhren
4 Stiele Petersilie, 4 Schnittlauch
1,5 EL Butter
2 EL Mehl
125 ml Milch
2 EL Schlagsahne
1 EL geriebener Meerrettich aus dem Glas
schwarzer Pfeffer, Zucker, Muskatnuss
.
Zubereitung
Fleisch mit Lorbeer und Pfefferkörnern in einen Topf legen und mit Wasser und 1 TL Salz bedecken und aufkochen.
Dann so lange abschäumen, bis die Brühe klar ist. Deckel drauf und 2
Stunden köcheln lassen.
.
Porree halbieren, mit Sellerie, Möhren und Petersilie in einen Topf geben und ca. 20 Min garen – bissfest. Dann heraus nehmen und in die Fleischbrühe geben.
.
Butter in einem Topf schmelzen und Mehl mit einem Schneebesen einrühren. Mit 125 nl Fleischbrühe ablöschen und gut verrühren.
Milch dazu geben und rühren, bis die Soße sämig ist. Sahne und Meerrettich unterrühren und mit Pfeffer, Prise Zucker und etwas Muskatnuss abschmecken.
Schnittlauch fein hacken, Fleisch und Gemüse in Portionen schneiden und auf einer Platte anrichten. Mit Brühe begießen und mit Schnittlauch bestreuen. Mit der Soße servieren… dazu schmecken Salzkartoffeln.
.
von Gertrud Breuer

Selbsthilfegruppe “Freude schenken” am Start

Mit ihrem ehrenamtlichen Angebot „Freude schenken“ haben die Tierfreunde Rhein-Erft einen Volltreffer gelandet. In stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegen sind die regelmäßigen Besuche von Mensch/Hund-Teams der Renner. „Mit Pflegebedürftigen nach Terminabsprache Spaß und Freude haben, da machen unsere Hunde gern und fleißig mit“, sagt Renate Könen, Sprecherin der Tierfreunde. „Tiere, insbesondere Hunde, sind wahre „Türöffner“. Ohne jede Art von Vorbehalten, erreichen sie den Zugang zu Personen, der Zweibeinern oft längst verwehrt ist.

Die positive Resonanz hat die Tierfreunde bewogen, einen weiteren Schritt zu tun. „Kürzlich wurde die Selbsthilfegruppe (SHG) „Freunde schenken“ ins Leben gerufen, die sich künftig einmal monatlich in lockerer Atmosphäre trifft“, so Könen. Ziel ist die Entlastung von pflegenden Angehörigen ebenso, wie Personen mit Langzeiterkrankung oder Handikap Mut zu machen.

Das nächste Treffen der SHG „Freude schenken“ findet am Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.00 Uhr, „Em Pittermännche“, Zeiss-Str. 7, 50126 Bergheim, statt.

Offen ist die Gruppe für alle, die das kostenfreie Angebot nutzen möchten, zwangslos im überschaubaren Kreis Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.

Sich mittel- bzw. langfristig um Pflegebedürftige zu kümmern, ist für beide Seiten nicht leicht – weder physisch noch psychisch. Überforderung endet oft in einem Teufelskreis. Die Erkenntnis zu haben, nicht allein „auf weiter Flur“ zu sein, sondern mit anderen „im gleichen Boot“ zu sitzen, kann vieles erträglicher machen.

Mehr Infos: http://www.tierfreunde-rhein-erft.de/tipps_termine.htm

Kontakt: info@tierfreunde-rhein-erft.de

Demenzgeschichten: Quo vadis domina?

Pfade, Wege, Straßen, die sich gabeln oder verzweigen,

Die aufsteigen oder sich neigen.

Die Karte ist nie das Gebiet.

Die Landkarte in meinem Kopf ist meine, sie ist nicht genau wie deine.

 

Wir kennen die Welt des anderen nicht.

Ist sie groß oder klein, ist sie breit oder schmal, ist sie hell oder dunkel,

Ist sie immer schön oder manchmal auch nicht?

Ich schau in den Spiegel, sehe ein Gesicht, erkenne mich nicht.

 

Doch wie ist es, wenn der Horizont weicht?

Ist sehen, hören, riechen und fühlen noch stark oder seicht?

Wie ist das Erleben, ob es zum Leben reicht?

 

Was sagt das Gewissen, merken wir nur zu Beginn,

Was nicht mehr geht, was wir vermissen.

Später vielleicht nur wahrnehmen, was weiter besteht.

Die Liebe des anderen ist die Brücke zu mir,

Ich schenke Dir ein Lächeln und fühle ein wir.

 

Für den flüchtigen Betrachter mag das Leben von B.G. arm an Reizen u. Freude sein. Sie scheint das Leben im Gegenteil sehr zu genießen.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: So viel bedeutet!

Manfred Michael Bohn

 

Weichen, Schienen, Schwellen, Schotter. Der Zug, eine Dampflok, viele Waggons.

Was für eine Welt ist das?

 

Ein Bahnhof mit Kuppeln und Fenstern. Vorn sind die Gleise und Bahnsteige mit Menschen.

Was für eine Welt ist das?

 

Ich sehe die Häuser, die Bäume und Sträucher und einen Hund, der im Garten steht.

Blumen und Beete, Straßen und Wege, einen Radfahrer und Autos.

Was für eine Welt ist das?

 

Alles nur Figuren – Miniaturen – Plastik zumeist.

Aber da – etwas bewegt sich – ein Zug auf der Platte herumkreist.

Was für eine Welt ist das?

 

Viel zu betrachten,

Ich denke nach, über – wie und über – was

Nur –

Was für eine Welt ist das?

 

Sie hat ihm so viel bedeutet. Heute weiß der an schwerer Demenz erkrankte A.R. mit seiner Modelleisenbahn-Anlage nichts mehr anzufangen.

Demenzgeschichten: Natur im Kopf

Natur im Kopf

Ich mag die Natur, die Bäume, die Steine und, und?

Ein Baum kann auch ein Freund sein, genauso wie ein Stein.

Steine sind schön.

Wenn ich sie berühre, spüre ich die Ewigkeit.

Die es eigentlich gar nicht gibt.

Alles verändert sich, alles vergeht.

Sogar ein Stein, der auch!

Man kann es fühlen: Glatt, rau, rissig, porig, löchrig, kantig, eckig, rund, spitz, flach.

Im Sommer, in der Sonne sind sie ganz warm, manchmal sogar heiß.

Sie nehmen die Energie auf. Wie wir.

Im Winter sind sie kühl oder kalt, eiskalt.

Meine Steine.

Es gibt so viele. Die mir gefallen, die nehme ich mit. Mit nach Haus.

Mit Ihnen kann ich gestalten,

Kommunizieren, empfinden.

Ich gebe ihnen ein Zuhause,

Sie geben mir die Zeit.

Wenn ich sie berühre,

Spüre ich die Ewigkeit.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Kreis des Lebens

Der Kreis des Lebens vollendet sich.

Die letzten Schritte erscheinen ruhig und friedlich.

Wenn ein Mensch in dieser Form von uns geht,

Seine Seele sanft in den Orbit entschwebt.

 

Die Körper nehmen sich ihren Weg zur Natur,

Das Jenseits hat Zeit, es braucht keine Uhr.

In jungen Jahren wir manchmal denken,

Wer wird unseren Geist in die Sphären lenken.

 

Geist und Seele kennen wohl den Weg

In den ewigen Frieden der Unendlichkeit.

Sie ist ganz nah und daher gar nicht so weit.

Irgendwann lassen wir los, sind dann bereit.

 

Ich tu so, als ob ich die Wolken beiseite schiebe,

Es bleiben: Der Traum, das Glück, das Leben, die Liebe.

 

Der Kreis beginnt sich zu schließen. Die sterbende Frau Z. wird in ihrem letzten Lebensabschnitt liebevoll versorgt.

Manfred Michael Bohn

Demenz – dieses schreckliche Wort

“Romys Salon” – ein toller Film und ein tolles Buch

Im Kino ist gerade „Romys Salon“ angelaufen – ein Kinderfilm nach der Buchvorlage der niederländischen Autorin Tamara Bos. Den Film habe ich noch nicht gesehen, das Buch kann ich nur jedem empfehlen. Worum geht’s?

Romy ist zehn Jahre alt und muss nach der Schule zu ihrer Oma Stine, die einen Friseursalon hat. Nach der Trennung von ihrem Vater hat ihre Mutter nicht so viel Zeit und muss arbeiten. Romy ist nicht gern bei ihrer Oma – sie ist immer so streng. Aber dann erlebt das Mädchen hautnah mit, wie die Krankheit Demenz die alte Dame immer mehr verändert und ein Umzug ins Pflegeheim unumgänglich wird. Oma Stine vergisst immer mehr Dinge, erinnert sich dafür aber um so lieber an ihre Kindheit in Dänemark und die Ferien am Meer. Das Mädchen unterstützt ihre Oma, wo sie kann, damit niemand etwas merkt.  Aber als Stine plötzlich im Nachthemd im Salon steht, nehmen die Dinge ihren Lauf.

„Das hier ist auch eine traurige Geschichte. Aber irgendwie auch nicht“, heißt es im Vorwort. Denn es ist eine Familiengeschichte, wie sie überall vorkommen könnte. Und dann wünscht man sich eine so liebevolle Enkelin, die sich so mitfühlend um ihre Oma kümmert. Letzendlich bringt die Krankheit alle einander wieder näher. “Wir verstehen uns jetzt viel besser. Oma wohnt noch immer im Weidenhof. Aber wir sorgen dafür, dass ihre letzte Zeit eine schöne Zeit wird.” So sollte es sein.

Tamara Bos: Romys Salon. Gerstenberg. 176 Seiten. 19,90 Euro.

Mehr lesen

HTML Snippets Powered By : XYZScripts.com