Ich bin im Süden der Niederlande aufgewachsen. Anfang der fünfziger Jahre, als die Kolonie von den Niederlanden freigegeben wurde, kamen viele Indonesier in die Niederlande. Sie brachten ihre Essgewohnheiten mit und bald wurde die niederländische Eintopfküche bereichert mit Nasi Goreng und Bami Goreng.
Zehn Jahre später kamen die ersten italienischen Gastarbeiter aus Sardinien in unsere Heimat und fanden Arbeit in den Kohlebergwerken. Auch sie brachten neue Gewohnheiten mit. Wir jungen Mädchen waren sehr interessiert an den dunklen jungen Männern. Bald hatte eine ältere Schwester meiner Freundin eine Beziehung mit Francesco und sie wurden auch bald Eltern. Ich weiß noch als ich bei der Familie eingeladen wurde und es zum ersten Mal Spaghetti gab. Francesco hatte gekocht! Keiner wusste so richtig wie man die langen Dinger in den Mund bekam. Ja war schon lustig! Nach einigen Übungen mit Francescos Anleitung klappte es dann doch.
Nun wollte ich natürlich auch das wir zu Hause Spaghetti bekommen.
Ich kaufte ein Paket der langen Spaghetti und präsentierte sie stolz meiner Mutter. „Nein Kind, die können wir nicht kochen, wir haben nicht so einen langen Topf“.
Als wir das Problem dann beseitigt hatten gab es einmal wöchentlich Spaghetti.
Die selben Zutaten wie beim Bami Goreng, Gewürze und Gehacktes wurden dann auf die Spaghetti getan. Wir erfuhren erst viel später wie das Gericht hieß:
“Spaghetti Bolognese”.
Autorin, möchte nicht namentlich genannt werden.