Die Jugend lädt zum Austausch ein
Wer die Bergheimer Moschee in Quadrath-Ichendorf sucht, wird vergebens nach einem Minarett Ausschau halten. Das Gebetshaus der Türkisch-Islamischen DITIB Gemeinde ist in einem eher unscheinbaren Gebäude an der Fischbachstraße untergebracht. Umso prächtiger das Innere mit seinen funkelnden Kronleuchtern und der Bibliothek. Während der Veranstaltungswoche „Bergheim lebt Vielfalt“ lud die Jugendabteilung zu einer Führung und Austausch ein.
Dorit und Wolfgang Rütten waren mit ihren Enkeln und ihrem Besuch gekommen. „Wir engagieren uns in der Flüchtlingshilfe Bergheim und wollten schon lange einmal hierhin“, sagt Dorit Rütten. Schuhe ausziehen. Die dicken Teppiche scheinen jedes Geräusch zu schlucken. Der Besuch nimmt hinten unter der schön geschwungenen Holz-Balustrade Platz, während der Imam Ali Vural beginnt, die Suren aus dem Koran vorzusingen. „Allahu akbar“ – „Gott ist größer“. Die Gebetsnische gibt die Richtung vor: Alle Muslime lobpreisen Allah in Richtung Mekka, mal stehend, auf Knien, mal vorgebeugt bis die Stirn den Boden berührt, und immer in arabischer Sprache. Die Frauen sind während des Gebets im hinteren Bereich, dort gibt es auch ein paar Sitzgelegenheiten für Kranke und Gebrechliche.
Für Frieden und Völkerverständigung
Zwischen den Pflichtgebeten, die fünf Mal am Tag stattfinden, steht die Moschee jedem offen – zum Nachdenken, zum Beten, zum Lesen im Koran oder einfach zum Ruhe finden. Nebenan gibt es auch einen kleinen Unterrichtsraum. Große Freude herrschte über das Gastgeschenk, das Friedenskoch Jalil Schwarz der Gemeinde als Geschenk überreichte: Ein Bild mit den 99 Namen von Gott, handgeschrieben, das er aus Ägypten mitgebracht hat. In Palästina geboren, engagiert sich der 79jährige aus Quadrath-Ichendorf mit seiner Organisation „Abrahamszelt“ seit Jahrzehnten für Frieden und Völkerverständigung.
Arife Altunay, die stellvertretende Jugend-Vorsitzende der DITIB-Gemeinde, beantwortete geduldig die Fragen der Anwesenden. Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenen Plätzchen drehte es sich im Café gegenüber um Propheten, ums Fasten, um die Stellung der Frau und wie man sich richtig verhält.
„Uns ist sehr am Austausch und Kontakt gelegen“, sagt die Medizinstudentin. Ob beim Frühlingsfest oder anderen Feiertagen – die Türen stehen jedem offen. Auch für die Flüchtlinge engagiert sich die Gemeinde sehr – sammelt Kleidung und Spenden, stiftet Fleisch zum Opferfest, organisiert Fahrten in die Moschee. Über das neue Schulhilfeprojekt sollen bedürftige Flüchtlingskinder in Bergheim mit Schulmaterial ausgestattet werden. „Miteinander teilen ist ein religiöser Grundgedanke, der uns alle verbindet“, so Arife Altunay.
Süßes zum Abschluss
Wie wohl auch die Liebe zu Süßigkeiten: Zur großen Luftballonaktion zum Abschluss der „Woche der Vielfalt“ am Freitag, 23. Oktober 2015, vor dem MEDIO wird Aşure gekocht – die süße Suppe aus Noah’s Zeiten, die in islamischen Ländern traditionell am zehnten Tag nach dem muslimischen Neujahrsfest serviert wird. Demnach soll der Prophet nach der überstandenen Sintflut aus den Resten seiner Vorräte dieses Festmahl aus weißen Bohnen, Kichererbsen, Weizen, Reis, Wasser, Rosinen, gehackten Nüssen, Granatapfelkernen und Puderzucker den Überlebenden serviert haben. Integration läuft eben immer auch über den Magen.