Der Specht wohnt bei UNS…

An einem kalten Novembertag kamen mein Mann und ich von einem Wochenendausflug nach Hause.
Es war schon spät abends und dunkel.
„Es hat geschneit“, rief mein Mann, als wir das Haus am nächsten Tag verlassen wollten.
Bei genauerem Hinsehen stellten wir aber fest, dass der „Schnee“ nur in einem Umkreis von einigen Metern gefallen war, seltsam, dann verließen wir das Haus.
Am nächsten Morgen wurden wir unsanft aus dem Schlaf gerissen.
Jemand klopfte gegen die Hauswand, genau da wo unser Bett stand.
Hastig zogen wir uns an uns wollten sehen, was da los war. Oben an der Hauswand schaute ein Specht aus einem kleinen runden Loch neugierig heraus, wer hatte da die Frechheit ihn da zu stören?

Als er uns bemerkte flitzte er davon.

Jetzt wussten wir auch wer es hat schneien lassen. Ein kleiner Buntspecht!
Unser Haus hat eine Doppelwand als Wärmedämmung und die Zwischenräume sind mit Styropor gefüllt.
Der Specht hatte diese Füllung mit viel Geduld nach außen befördert. Das war der Schnee. Was nun?

Ab zum Baumarkt. Eine Leiter von drei Meter Höhe und Füllstoff gekauft.
Nicht so einfach als Unerfahrene auf so eine hohe Leiter zu stehen, aber mein Mann schaffte es.
Nun hing wie eine Fahne der rote Schaumstoff aus dem Specht-Loch heraus, sah irgendwie lustig aus.
Wir glaubten nun damit das Problem erledigt zu haben. Der Specht würde sich wohl eine andere Bleibe suchen.
Doch am nächsten Morgen, dasselbe Klopfen, direkt neben unser Bett.
Der Specht hatte neben seinen alten Eingang, der nun versperrt war ein neues Loch begonnen.

Wir glaubten nun eine gute Idee zu haben, und stopften ein altes Tuch in das neue Loch.
Doch so leicht ließ sich der kleine Vogel nicht vertreiben. wir tags darauf hinschauten, hing das Tuch wie eine weiße Fahne aus dem Loch, der Specht hat es herausgepuhlt. Wir mussten lachen. Jetzt noch ein blaues Tuch daneben dann hätten wir die holländische Fahne gehabt.

Wir ließen uns beraten und erfuhren, dass da wo unser Haus stand, früher Bäume wohl gestanden hätten und der Specht hat wie gewohnt an derselben Stelle geklopft.  Die Wand hörte sich für ihn genauso hohl an wie sein alter Baum.
Dann setzte der Frost ein, und wir beschlossen, dem Specht seine Behausung erst mal zu lassen.

Jetzt ist das schon etliche Jahre her, mittlerweile haben wir schon fünf Löcher oben in der Hauswand.
Es hat sich wahrscheinlich in der Vogelwelt herumgesprochen, dass es sich bei uns gut überwintern lässt, denn es ist nicht immer derselbe Specht, der bei uns wohnt. Irgendwie haben wir uns an unsere Mitbewohner gewohnt und wir bringen es nicht übers Herz, unsere „Haustiere“ zu vertreiben, wissen auch nicht so richtig wie wir da vorgehen können. Jetzt ist er wieder da. Wenn er klopft, klopfen wir an der Innenwand zurück, dann flitzt er wieder davon. Die Menschen sind ganz schön lästig, wird er denken. Er wird auch in diesem Jahr wohl wieder …

Trotz Schwierigkeiten die er uns macht, hat er wohl Asyl bei uns!

von Margriet Dreyer

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