Eigentlich geht es in dem Mehrfamilienhaus, in dem ich wohne, immer ruhig zu.
An so manchem Tag hatte ich schon das Gefühl, dass alle Bewohner – außer mir – unterwegs sind. Heute allerdings war eine Ausnahme.
In der Mittagszeit wurde ich auf ungewöhnliche Töne aufmerksam. Um festzustellen, wo diese herkamen, öffnete ich die Wohnungstür. Im Hausflur bemerkte ich einen leichten Qualmgeruch – und plötzlich wusste ich, dass es sich bei den ungewohnten Tönen um den Alarm von Rauchmeldern handelte. Je weiter ich die Treppe hinunterging, umso stärker wurden sowohl der Geruch als auch der Alarm.
Im Erdgeschoss angekommen, klangen die Alarmtöne plötzlich nur noch recht schwach. Aus Sorge, dass meinen Nachbarn etwas zugestoßen sein könnte, klingelte ich. Nach wenigen Augenblicken öffnete mein Nachbar (80) die Tür. Um ihn herum nahm ich dichten Qualm wahr.
„Hast Du den Alarm gehört?“, erkundigte er sich. „Klar“, erwiderte ich, „offensichtlich kam er aus Eurer Wohnung“. Er lachte und meinte: „Komm‘ ruhig rein. Ich muss mich jetzt erst einmal um alle Rauchmelder kümmern.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand im Schlafzimmer. Seine Frau saß im Wohnzimmer und empfing mich mit den Worten: „Er kann sein wie er will, aber langweilig war es mit ihm noch nie.“ Dann erzählte sie mir die ganze Geschichte.
Auf dem sonntäglichen Speiseplan standen Hähnchenschenkel, die bisher immer im großen Backofen zubereitet wurden. Heute nun kam mein Nachbar auf die Idee, für die beiden Schenkel den kleinen Ofen, in dem ansonsten die Brötchen aufgebacken werden, zu nutzen. Die Hähnchenteile wurden also in den kleinen Ofen geschoben.
Je länger sie jedoch vor sich hin brutzelten, umso öfter meinte der „Chefkoch“ nachsehen zu müssen, ob auch alles seine Ordnung hat.
Bei dem ständigen Öffnen der Ofentür entwich immer mehr Qualm, so dass nach einiger Zeit der nächstgelegene Rauchmelder ansprang. Bevor mein Nachbar die Leiter geholt hatte und hochgeklettert war, begann der im Wohnzimmer installierte Melder ebenfalls mit dem Alarm – und so setzte sich das „Konzert“ durch die übrigen Räume fort. Inzwischen hatte mein Nachbar den ersten Rauchmelder abgenommen und versuchte, diesen abzustellen, was aber mangels eines entsprechenden Knopfes nicht möglich war. Hektisch sammelte er daraufhin sämtliche Melder (insgesamt 5) ein und warf sie, weil er die Alarmtöne nicht mehr ertragen konnte, zunächst im Schlafzimmer unter die Zudecke.
Endgültige Ruhe kehrte erst ein, als er aus sämtlichen Geräten die Batterien entfernt hatte.
von Christa Commer