Jedes Alter bringt seine Früchte…

wenn man sie zu ernten weiß. Die Zeit ist nicht unser Feind, der uns die Jugend stiehlt, sondern ein Freund, der uns die Chance bietet, im Leben viel zu erreichen. Indem man lernt, durch die Zeit zu reisen, erlernt man auch, wie man außerhalb der Zeit stehen kann. Was ist damit gemeint? In Würde altern bedeutet, nicht nur das Jahr zu kennen, sondern man muss, sein Alter sein. Damit ist nicht gemeint, sich seinem Alter gemäß zu verhalten, sondern man behauptet nicht, dass z. B. Sechzig die neue Fünfzig bedeutet. Um mit sechzig machtvoll zu sein, muss man wissen, wie es sich anfühlt, welche Einsichten es ermöglicht, worauf man vertrauen kann, welche verschiedenen Kompromisse es schafft und auch, was Sechzig zu sein ausschließt.
Im besten Fall wandeln sich mit zunehmender Reife die Wünsche, etwas für sich selbst zu tun, in Wünsche, etwas für die Allgemeinheit beizutragen. 
Den Feind Zeit zu kennen und zu respektieren, heißt, seine Wirkung auf sich selbst zu kennen, zu wissen, was die Jahre bringen und was sie nehmen. Sich nicht vor dem Alter verstecken, sondern wertschätzen, die Möglichkeiten die es mit sich bringt.
Wer sich mit der Zeit verbündet, empfindet sein Schicksal als Möglichkeit und kämpft nicht dagegen an und Verluste werden nicht als solche betrachtet.
Es gibt einen Reichtum der Zeit, den wir erfühlen, wenn wir bewusst und intensiv in unserer Zeit leben. Die Vergangenheit ruhen lassen und nicht auf die Zukunft hin unser Denken ausrichten. Die Herausforderung nicht nur älter zu werden, sondern auch reif, liegt darin, dass der Zeitgeist signalisiert, man könne kerngesund und dynamisch ewig jung bleiben. Aber wie schön ist es Menschen zu treffen, die wohlwollend und besonnen alt werden können. Durch ihre große Lebenserfahrung sind sie bereit, mit einem geduldigen Lächeln zuzuhören, weil sie um das Geheimnis ihrer letzten großen Reise wissen und sich nicht mehr beeilen müssen.
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von Helga-Agnes Cubitzki
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