Wenn ich meine irakische Flüchtlingsfamilie besuche, wird es immer recht lustig. Ganz besonders freut sich die fünfjährige Tochter, wenn ich vor der Tür stehe.
Da sie auch des Öfteren bei mir ist, hat sie vor einigen Wochen festgestellt, dass die Sommerdekoration in meinem Wohnzimmer gegen etwas Herbstliches ausgetauscht worden war. „Warum hast Du das gemacht?“, erkundigte Sie sich bei mir. Ich erklärte ihr die einzelnen Jahreszeiten und meine Vorliebe, für jede dieser Jahreszeiten eine entsprechende Dekoration anzubringen. Sie überlegte kurz und meinte: „Das ist schön, aber letztes Jahr war es noch viel schöner bei Dir. Überall waren die vielen Lichter und alles sah sooo schön aus in diesem Zimmer.“ Aha, sie meinte die spezielle Weihnachtsdekoration. „Das wird auch in diesem Jahr wieder so schön sein, aber bis dahin dauert es noch etwas“, beruhigte ich sie. Anschließend musste ich ihr im Kalender zeigen, wann die Weihnachtsdekoration aufgebaut wird und wie oft sie noch bis dahin schlafen muss.
Seit diesem Tag ist die Kleine im Weihnachtsfieber. Bin ich einmal zu Besuch bei der Familie, kommt sie gleich mit Blatt und Bleistift und bittet mich, einen Weihnachtsbaum zu malen. Sie achtet auch streng darauf, dass ich die Kugeln, Lichter und Süßigkeiten an diesem Baum nicht vergesse.
Vor einigen Tagen saßen wir also wieder um den Küchentisch und sie schwärmte von Weihnachten. „Ich möchte dieses Jahr auch einen Weihnachtsbaum“, eröffnete sie ihren verblüfften Eltern. Der Papa meinte: „Okay, und was schenkst Du Mama Christina zu Weihnachten?“ Sie sah mich an. „Was wünschst Du Dir?“, erkundigte sie sich bei mir. „Das weiß ich noch nicht“, antwortete ich, „das muss ich mir noch überlegen. Außerdem hat deine Mama ja vorher noch Geburtstag.“ Fragend schaute sie ihre Mutter an. „Mama was wünschst Du Dir? Ach, ich weiß, Du bekommst von mir eine Blümen zum Geburtstag“, äußerte sie fröhlich. Anschließend schaute sie den Papa an und meinte: „Papa, was wünschst Du Dir denn?“. Dieser überlegte, grinste und sagte: „Ich wünsche mir ein Kilo Fleisch.“ Die Tochter stutzte, schaute ihn mit großen Augen an, breitete die Arme aus und rief empört: „FLEISCH??? ALS GESCHENK???“
von Christa Commer