Eine ehemalige Bergheimerin, schreibt uns…

Mein Weg, mein Auswandern

Geboren wurde ich nah an der See, der Ostsee. Durch den Beruf meines Vaters,
ging meine Familie nach Bergheim/Glessen.
Dort wuchs ich behütet in einer wachsenden Gesellschaft auf. Jeder war bemüht auf den Anderen zu schauen. Achtsamkeit, Menschlichkeit war in der Zeit, als ich aufwuchs. Vor der Tür das Kornfeld, oder Rüben, oder…..Der Wald in seiner Einzigartigkeit nah und immer zum Spielen bereit.
Doch, Glessen wuchs, genau so wie ich. Noch ein Haus, noch ein Haus….Vielfalt entstand.
Später zogen mein Mann, die Kinder und ich von Niederaußem nach Glessen zurück.
Alles veränderte sich und ich begann mich von Tag zu Tag unwohler zu fühlen.
Im Prinzip suchte ich mich selber.  Lange hatte ich Sehnsucht mit den Delfinen zu schwimmen, ihnen nah zu sein. Ich buchte eine Reise für mich alleine und auf ging es auf die Azoreninsel Pico.
Sie liegt zwischen Portugal und Amerika, mitten im Atlantik. Weit ab, vom Rest der Welt.
Es war damals ein kleines Abenteuer hier hin zu kommen. Heute ist es fast so wie in meiner Zeit in Deutschland: Alles wird moderner und eigentlich  ist vieles hier kompletter Unsinn.
Aber was ich vor Jahren spürte, war, dass mich etwas bezauberte, zog, was mich irgendwie ankommen ließ. Es fühlte sich so heimisch an, wie ich es noch nie in meinem Leben spürte.
Ja, ich schwamm mit den Delfinen auf dem offenem, tiefen Ozean. Mein gelebter Traum war so wunderschön, so erfüllend. Bei meinen Spaziergängen zwischen den Bootstouren stellte ich fest, dass es hier fast so war, wie damals in Deutschland, als ich klein war. Alles total übersichtlich, Menschen, die noch menschlich sind. Jeder hilft, jeder kümmert sich um jeden. Bei meinen späteren Besuchen hier lernte ich rasch dazu. Mir gefiel die Sprache, das Land, der Umgang miteinander. Wir haben hier ca. 12.000 Einwohner. Man erkennt sich, bringt den Nachbarn Früchte vom Feld, die dieser nicht hat, kümmert sich gemeinsam um Kranke und hat immer ein offenes Ohr für alle.
Zurück in Deutschland begann ich daran zu arbeiten, in mir, mein Leben zu
verändern. Die Kinder waren aus dem Haus, die Ehe bestand nur noch auf dem Papier.
Immer, wenn ich unterwegs war, zum Einkauf, fragte ich ältere Menschen:
„Entschuldigung, kann ich mit Ihnen reden? Hatten Sie Träume in Ihrem Leben? Konnten sie sich erfüllen? Waren sie glücklich mit dem, was sie hatten und haben? Lebten Sie mit ihrem Partner die Liebe? Lebten Sie am richtigem Ort, oder war da eine andere Sehnsucht? Liebten Sie ihren Beruf?
War das Leben so, wie Sie es sich wünschten?“
Oft saß ich bei diesen älteren Menschen, hörte ihre Geschichten. Und sehr,
sehr oft hörte ich traurige Geschichten. Menschen, die sich nie lebten, nie
an ihre Träume heran kamen, nie geliebt wurden, oder mit einem Geliebten zusammen sein konnten…..Ich hörte, fragte, bekam Antworten.
Zum gutem Schluss waren 90 % der Älteren, die ich befragte nicht befriedigt in ihrem Leben. Das machte mich betroffen und ich beschloß:
Ich will leben. Will leben was in mir ist, was gelebt werden möchte. Das an einem Ort, wo ich mich wohl fühle, zu Hause fühle. So, würde ich im Alter
nicht sprechen wollen. Meinen Kindern erklärte ich: „Sollte ich einmal Enkelkinder haben, denen kann ich etwas erzählen, ja, ich wollte mich erleben,
meine Träume erfüllen.“ Sie verstanden mich, standen schon lange auf ihren eigenen Füßen, lebten ihre Träume mehr oder weniger.
Mein Leben änderte sich, ich regelte alles und zog alleine, mit einem Koffer mit Sommersachen, ein wenig Finanzen und dem Pass los.
Mein Ticket war für 3 Monate gebucht. Zuerst wohnte ich im Hotel von lieben
Menschen, die heute noch meine engen Freunde sind. Hilfe für Anmeldungen
etc., dann ein kleines Häuschen für mich, wo ich lebte.
Es stand für mich vom ersten Tag fest, ich würde das Ticket nicht mehr benutzen.
Bleiben, leben, endlich am Ozean. Ja, es hat sich gelohnt. Nein, ich habe es nie bereut.
Und: Ich erzähle heute meinen Enkelkindern, was die Oma so alles bewegt hat.
Ja, ich bin stolz auf mich, ausgebrochen zu sein, aus den alten Regeln, Mustern. Ich spreche nun die Landessprache, bin heimisch mit allem hier. Der Ozean, mein enger Freund vor der Tür, Menschen, die mich lieben und akzeptieren um mich herum, Probleme, die Frau lösen kann.
Ja, es hat sich gelohnt.  Heute kommen Menschen zu mir auf die Insel, die in Lebenskrisen stecken, die nicht weiter wissen und unter Umständen auch meine Heilangebote annehmen, sich ausbilden lassen in Spiritualität. Das ist meine Berufung, mein Sein.
Untrennbar von mir, das bin ICH.
Ja, es hat sich gelohnt.
Nein,ich habe nie bereut.
Heute bin ich was ich bin, tue, was in mir ist, lebe an einem Ort, der mein Paradies ist.
Ob ich Bergheim vermisse, möchtest du wissen?
Ich bin dort aufgewachsen, achte und schätze es. Die Veränderung der Jahre
brachte mich dazu, dem Herzensruf zu folgen. DANKE
Ich BIN.
Ich sende meinen Segen, an dich, liebe Leser.
Und wer weiß, vielleicht bist du ja der Nächste, der zu mir auf die Insel kommt.

Und hier sehen Sie ein paar Bilder von meiner Insel…

von Angelika Arnolds

Das Seniorenportal Bergheim bedankt sich für diese nette Botschaft

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