Auf den Spuren eines Idols

Die Graf-Berghe-von-Trips-Gedächtnisfahrt 2018

Zum 90. Geburtstag darf es schon etwas Besonderes sein: Und so wurden die Teilnehmer der 31. Wolfgang Graf Berghe von Trips – Gedächtnisfahrt auf eine spannende Spurensuche kreuz und quer durch die Heimat der 1961 in Monza tödlich verunglückten Motorsportlegende geschickt. Hundert Oldtimer machten sich von Schloss Loersfeld aus auf die 134 Kilometer lange Strecke, vorbei an Stationen aus seinem Leben: Durch schöne Alleen und prächtige Parks, auf Stippvisite mit altem Adel und jungen Dörfern wie das gerade aus dem Boden gestampften Manheim-Neu.

Auf Schnelligkeit kommt es bei der Trips-Fahrt nicht an, auch wenn so manches PS-Monster zur Freude der Zuschauer seine Muskeln spielen ließ. Der Weg zu den einzelnen Kontrollpunkten führte durch den kleinen Ort Langenich, wo die gräfliche Familie Besitzungen hatte, zum Schloss Frens im benachbarten Quadrath-Ichendorf, und Burg Binsfeld, das heute ein Altenheim ist. Die Bewohner hatten es sich auf den Bänken im Hof bequem gemacht und freuten sich über den Besuch der in der Sonne blinkenden Blechparade. Burg Hemmersbach in Horrem, auf der der Graf aufwuchs – ist heute nicht mehr zugänglich –  eine Ausnahme wurde nur wegen der Rallye gemacht. Die Trips’sche Sportstiftung und Teile des Museums sind inzwischen nach Schloss Loersfeld umgezogen, von wo aus die Fahrt seit 2007 startet. Der Rest ist am Nürburgring zu bewundern.

Kleine Aufgaben warteten auf die Fahrerinnen und Fahrer, viele hatten die Kleidung stilecht dem Jahrzehnt ihres Oldies angepasst und ließen mit Schirmmützen und Hosenträgern, Hüten und Tüllröcken alte Zeiten lebendig werden. Vor dem Zollstock und der Stoppuhr waren alle gleich, da half auch kein Tuning: Fahrtechnisches Geschick und viel Gefühl war gefragt, wenn es etwa darum ging, bis auf 85 Zentimeter an einen Pfosten heranzufahren, den Wagen exakt 1,75 Meter vorzufahren oder eine Strecke von 240 Metern in der Geschwindigkeit von 16 km/h zu bewältigen. Als kleine Denksportaufgabe hatten sich die Organisatoren Fragen rund um das Leben des erfolgreichen Rennfahrers ausgedacht. Wie viele Helme sich beispielsweise in der neuen Ausstellung in Schloss Loersfeld befinden, ließ sich nur herausfinden, wenn man die Treppe ins Obergeschoss hinaufstieg und die Sammlung mit den vielen Erinnerungsstücken unter die Lupe nahm.

Ein ganz besonderes Erlebnis war der Abstecher über den Sportplatz in Horrem: Die Bodenfläche für das Stadion und den Graf-Eduard Park kam als Schenkung in den Besitz der einstigen Gemeinde. Bei der Ehrenrunde um die Aschebahn durfte ausnahmsweise mal ganz viel Staub aufgewirbelt werden. Sehr originell auch, dass der Wanderpokal am Ende ausgerechnet an den Fahrer eines kleinen Gogomobils ging. Der goldene Riesen-Pott passte kaum auf den Rücksitz.

Ein Leben für den Rennsport

Wolfgang Alexander Albert Eduard Maximilian Reichsgraf Berghe von Trips wurde am 4. Mai 1928 in Köln geboren. Er war der letzte Nachkomme des Adelsgeschlechts, das seinen Stammsitz auf Schloss Trips am Niederrhein hatte. 1751 erhielt einer seiner Vorfahren Herrschaften in Hemmersbach und Sindorf. Seine Eltern Thessa und Eduard umsorgten ihn, er lernte reiten, liebte die Natur, die Jagd und fahrbare Untersätze. Daneben spielte er auf dem Burggelände gern mit Gleichaltrigen, die er aus der Schule kannte. Der zarte Junge, der später ein Diplom in Landwirtschaft ablegte, war oft krank, doch er trieb viel Sport, um das auszugleichen. Seine ersten Rennen auf einem VW Käfer und einem Porsche fuhr er heimlich unter einem falschen Namen, damit seine Eltern sich keine Sorgen machen mussten.

Seine vielen Unfälle brachten ihm den Spitznamen „Count Crash“ ein, noch mehr Erfolge aber endlich einen Vertrag in der Königsklasse bei Ferrari. Als Führender der Weltmeisterschaftswertung fehlte ihm nur noch ein Punkt, als er am 10. September 1961 bei Großen Preis in Monza nach einer Kollision in einer Kurve tödlich verunglückte. Posthum wurde er noch in seinem Todesjahr zum „Sportler des Jahres“ gewählt. Aus dem Familienvermögen, das nun keinen Erben mehr hatte, wurde die Sportstiftung und das Rennsportmuseum aufgebaut, die bis heute dem Andenken des schnellen Grafen widmen. Er hatte zwar stets den Fortgang seiner Karriere im Blick, heißt es in der Festschrift zum 90. Geburtstag, war aber immer auch bestrebt, sein Wissen und Können weiter zu geben. In zahllosen Medienberichten und Foren habe er seinen Mitmenschen klar zu machen versucht, dass das Auto zwar ein Hilfsmittel zur schnelleren Fortbewegung sei, aber niemals das Miteinander der Menschen aus Rücksichtslosigkeit und Überheblichkeit stören dürfe.

Mit der Gründung der Sportfahrergemeinschaft „Scuderia Colonia“ schuf er eine bis dahin einzigartige Möglichkeit, auch mit geringem finanziellen Aufwand in den aktiven Motorsport einzusteigen. Er war es auch, der den ersten „Kart“ aus den USA nach Europa brachte. Seine Mutter Thessa sorgte schließlich dafür, dass in Horrem eine Kartbahn entstand, auf deren Nachfolgepiste in Manheim zahlreiche Nachwuchstalente gefunden und gefördert wurden – Michael Schumacher, Nico Rossberg und Sebastian Vettel drehten dort ihre Runden.

 

 

 

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