Ein Besuch auf der InterClassics in Maastricht
Technisch nicht serienfähig, in der Produktion zu teuer, manchmal einfach zu designverliebt…warum manche Auto-Dinos ausgestorben sind, hat ganz unterschiedliche Gründe. Die InterClassics Maastricht ließ von Donnerstag, dem 16., bis einschließlich Sonntag, dem 19. Januar 2020, längst verschwundene, doch unvergessene Kultmarken aufleben. ‘Forgotten Classics – Epic designs from the past’ lautete das Thema der 27. Ausgabe der Oldtimer-Messe, die inzwischen zu den größten Veranstaltungen dieser Art im Benelux-Raum gehört und mit exakt 34.473 Besuchern einen neuen Rekord verbuchte. Die Messe lockt traditionell viele Käufer und Liebhaber und ist mit 35.000 qm Messegelände, mehr als 800 Old- und Youngtimern sowie 300 Ausstellern die größte Veranstaltung für Classic Cars im Benelux-Raum. „Erik Panis und Raymond Mingels haben mit dieser Fahrzeugauswahl den Nerv der Besucher getroffen – denn in dieser Kombination kommen diese Fahrzeuge wohl nie mehr zusammen“, so Thorsten Tönis von der Agentur detail und zeitgeist.
24 atemberaubend schöne Modelle der erinnerungswürdigsten, aber nicht mehr bestehenden Automarken waren dort ausgestellt, darunter Wagen von Talbot Lago, Invicta, Hispano Suiza, Spyker, Voison, Bristol, Horch und Studebaker. Diese Automobile wurden von verschiedenen internationalen Museen und Privatsammlern zur Verfügung gestellt .
Der Invicta S-Type von 1932 sollte beispielsweise die Qualität eines Rolls Royce mit dem Handling eines Bentley verbinden. Invictas Gründer Noel Macklin versuchte, die britischen Vorzüge guter Straßenlage und Zuverlässigkeit mit dem amerikanischen Anspruch an Leistungsfähigkeit und Laufruhe des Motors zu kombinieren. Das Auto wurde 1930 auf der London Motor Show vorgestellt. Es bestand aus den besten verfügbaren Materialien, wie einem enorm stabilen Chassis aus Nickelstahl und massiven, hochwertigen Bronzeguss-Teilen.
Auch an den Talbot Lago können keine normalen Maßstäbe angesetzt werden – er ist eine automobile Skulptur. Pure Kunst. Funktion folgt hier Form und nicht umgekehrt. Die extravagante Formensprache stammt von Jacques Saoutchik, einem aus der Ukraine geflüchteten Tischler, der 1906 bei Paris seinen eigenen Karosseriebetrieb gründete. Sein Ziel war, an die Spitze der Automobilindustrie zu gelangen, was ihm in den 1920er Jahren schließlich gelang. Seine Entwürfe gelten seitdem als die avantgardistischsten der Automobilgeschichte – mit übertriebenen, fast sinnlichen Formen und großzügigem Einsatz von Chrom. Man beachte die extreme Wölbung der Radkästen und die subtilen Kotflügelflossen. All das erinnert an die ausladende Gestaltung in den 1930er Jahren, doch in den Jahren direkt nach dem 2. Weltkrieg war das nicht mehr angebracht. Die Welt war mit dem Wiederaufbau beschäftigt und hatte keinen Platz für derartig kostspielige Autos. Nur 36 Grand Sports wurden gebaut.
Das Studebaker – Champion Regal Deluxe Starlight Coupé von 1950 wurde von dem in Paris geborenen Raymond Loewy (1893-1986) entworfen, einem der bekanntesten Industriedesigner des 20. Jahrhunderts. Er war unter anderem verantwortlich für die Neugestaltung der Coca-Cola-Flasche, das Logo der Zigarettenmarke Lucky Strike, das Design des Frigidaire-Kühlschranks, die holländischen Sprinter-Züge und die erste Innenausstattung der Concorde. In den 50er- und 60er-Jahren war Loewy Chefdesigner bei Studebaker. Das Deluxe Starlight Coupé mit „Kugelnase“, enthält viele von der Luftfahrt inspirierte Elemente.
Quelle Text: Thorsten Tönis, detail und zeitgeist
Fotos Galerie: Andrea Floß
Fotos Forgotten Classics: MECC Maastricht