Genau am Ostersonntag wurde bei uns im Stall ein Fohlen geboren und ich hatte das große Glück, dabei zu sein. Ich hatte schon gewusst, dass es bald so sein würde, weil schon 11 Monate Tragzeit vorüber waren, und darum hatte ich immer mal neugierig nach ihrem Euter geschaut, dass sich in den letzen 14 Tagen schon vergrößert hatte und als vor 2 Tagen an den Zitzen Harztropfen zu sehen waren, kündigte sich die Geburt an. Als ich am Sonntag in aller Frühe zum Stall kam, sagte mir der Besitzer der Stute, dass sie seit einer Stunde Wehen hatte. Sie war sehr unruhig, legte sich oft hin, stand wieder auf und scharrte mit den Hufen. Wenn die Wehen kamen, stöhnte das Tier und begann zu schwitzen. Dann platze die Fruchtblase und ein Schwall Fruchtwasser lief aus. Epona legte sich hin und ich sah deutlich das Zusammenziehen der Bauchmuskeln. Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien ein kleiner weicher Huf an der Scheide und bald auch der zweite. Das Köpfchen erschien und ruhte auf den Vorderbeinen. Bei der nächsten Wehe kamen Hals und Schultern, der Bauch. Das Fohlen steckte noch in der Eihülle und die Nabelschnur war noch intakt. Dann folgte eine kleine Pause. Mein Herz schlug bis zum Hals. Bei der nächsten Presswehe sprang die Stute auf, und das Neugeborene glitt komplett heraus. Beim Plumsen in das weiche Stroh, riss die Eihülle auf und auch die Nabelschnur. Die Stute wieherte leise und begann sofort ihr Fohlen abzulecken. Dieses lag ermattet im Stroh, begann aber sofort zu atmen und bald auch den Kopf zu heben. Ein sehr ergreifender Moment! Die Mutter massierte mit der Zunge ihr Kind und der Kreislauf wurde angeregt und die Lebensgeister erwachten. Es begann aufzustehen, aber das war nicht so einfach mit 4 langen, staksigen Beinen und es purzelte öfter wieder um. Mit ein wenig Hilfestellung vom Besitzer ging es dann aber und bald war auch der Weg zur Milchbar gefunden. Inzwischen war auch ein Tierarzt eingetroffen und erklärte uns, dass so ein Fohlen am ersten Lebenstag ca. 10 % seines Körpergewichts trinkt.
Er untersuchte das Fohlen, das kerngesund war und die Nachgeburt, ob sie auch vollständig abgegangen war. Schon nach drei Stunden machte das kleine Oster-Pferdchen seinen ersten Ausflug auf den Paddock vor seinem Stall.
Kleiner Mann… ich wünsch dir ein schönes Leben.
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von Helga-Agnes Cubitzki