Rhein-Erft-Kreis stellt seine neue Wohnberatung vor
“Zu Hause leben – zu Hause bleiben” – das wünschen sich die meisten Menschen, wenn man sie fragt, wie sie leben wollen. Damit dies gelingt, kann schon im Vorfeld viel getan werden. Wohnen im Alter stellt jedoch andere Anforderungen als in jungen Jahren – schnell kann ein großes Haus und der geliebte Garten zur Last werden, gefährliche Stolperfallen lauern an jeder Ecke und der eigene Haushalt wird zur unüberwindbaren Hürde. Trotz medizinischem Fortschritt nehmen körperliche Einschränkungen im Alter zu und der Alltag wird beschwerlicher. Viele Ältere leben zudem allein und haben keine Angehörigen in der Nähe, die sich kümmern können.
Mit seiner neuen Wohnberatungsstelle hat der Rhein-Erft-Kreis ein kostenloses Angebot etabliert, das Senioren und Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf, mit Behinderungen und/oder Demenz und deren Angehörigen Rat und Hilfe bietet. Bei einer Fachtagung im Schloss Bedburg stellte Dezernent Dr. Christian Nettersheim die neue Anlaufstelle vor, die eine der letzten Lücken in NRW schließt. Kein Bundesland hat mehr Wohnberatungsstellen. Ziel ist es, die selbstständige Lebensführung im eigenen Zuhause zu erhalten und zu fördern.
Schon seit April im Amt, wartet Wohnberaterin Valeria Erlenkötter darauf, richtig durchstarten zu können. Ihre Aufgabe ist es, beim Abbau von Barrieren oder der Suche nach geeigneten Diensten zu helfen, Finanzierungsfragen und Antragstellungen zu klären. Pandemiebedingt mussten ihre präventiven Hausbesuche bisher ausfallen, die Beratung erfolgte bisher hauptsächlich telefonisch.
Susanne Tyll von der LAG Wohnberatung NRW zeigte den Tagungsteilnehmern in Bedburg individuelle Möglichkeiten, wie die Wohnverhältnisse an die jeweilige Lebenssituation angepasst werden und das Leben in der eigenen Wohnung langfristig sicherer und bequemer gestaltet werden kann. Schon kleine Veränderungen können zu mehr Lebensqualität beitragen und Unfälle vermeiden: etwa das Licht, das sich nachts durch Bewegungsmelder einschaltet oder der Haltegriff im Bad, der die nötige Standsicherheit gibt. „Häufig wird die Beratung allerdings erst in Anspruch genommen, wenn bereits dringender Handlungsbedarf besteht und schon etwas passiert ist“, so Frau Tyll.
Die Wohnberaterin nimmt das gesamte Umfeld in den Blick: Welche Unterstützungsangebote und Nachbarschaftshilfen gibt es, reichen ein altersgerechter Umbau und technische Hilfsmittel oder kommen vielleicht andere Projekte wie gemeinschaftliches oder betreutes Wohnen in Frage?
Parallel zur Wohnberatung entwickeln Professor Dr. Manuela Weidekamp-Maicher von der Hochschule Düsseldorf und ihr Team gerade ein Konzept zur integrierten Technikberatung. „In Zeiten von Corona und digitalem Wandel wächst die Akzeptanz in der Bevölkerung, aber Technik wird nie die sozialen Beziehungen ersetzen“, gab die Wissenschaftlerin zu bedenken. Gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, dass ältere Menschen am technischen Fortschritt teilhaben – in Kontakt bleiben, Dienstleistungen oder Kulturangebote online nutzen sowie sich auf Sicherheitssysteme und automatische Notrufe verlassen können – “aber es bedarf auch immer des Menschen, der die Technik gut erklärt.”
Kontakt Wohnberatung des Rhein-Erft-Kreises, Frau Valeria Erlenkötter, Telefon 02271/8315098 oder per Mail unter pflege@rhein-erft-kreis.de.