Silvergamer und Roboter auf Rädern

Die Lokale Allianz stellt die Welt auf den Kopf

Foto: pixabay.de

„Demenz – Die Welt steht Kopf“ lautet das diesjährige Motto des Welt-Alzheimertags am 21. September 2023. Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz Bergheim ist dabei und plant eine Fotoaktion rund um das Thema. Die eingesendeten Bilder sollen dann im September in der neuen Beratungsstelle “Wohnen im Alter” in der Klosterstraße ausgestellt werden.

Mit der Diagnose “Demenz” steht die Welt erst einmal Kopf – sowohl für die Betroffenen als auch ihre An- und Zugehörigen. Alltagsroutinen, das Miteinander und die Wahrnehmung der Umwelt verändern sich. All das fordert heraus und verunsichert Betroffene ebenso wie An- und Zugehörige. Viele Menschen mit Demenz ziehen sich zurück: Sie finden sich nicht mehr zurecht, fühlen sich unverstanden. Und doch wollen sie dazugehören und Teil der Gemeinschaft bleiben. Dazu brauchen sie vor allem Geduld, Verständnis und Unterstützung. So lehrt Demenz nicht nur das „Nicht-mehr-Können“, sondern etwa auch sensibel Schwingungen aufzunehmen, sich trotz Widrigkeiten einzubringen oder die Situation mit Humor zu nehmen.

Beratung und Sorgentelefon

Anni Wilbertz (l.) und ihr Team von der Alzheimer Gesellschaft bei der Einweihung der “Demenz-Musterwohnung” in Bergheim

Dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wieder den Boden unter den Füßen spüren, sich aufgefangen fühlen und dabei sein können, dafür setzt sich die Lokale Allianz aus Stadt und Kreis, Institutionen, Pflegeeinrichtungen und ehrenamtlich Engagierten ein. So ist beispielsweise Ende November in der Klosterstraße 1 gegenüber dem Maria-Hilf-Krankenhaus in Bergheim mit der “Demenz-Musterwohnung” eine Anlaufstelle für Ratsuchende eröffnet worden, die sich über die Themen Pflege, Wohnen und Leben im Alter informieren wollen. Die Räumlichkeiten sind montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr für Interessierte zugänglich. Mitarbeiterinnen der Pflege- und Wohnberatung stehen dort vor Ort für Fragen  zur Verfügung und zeigen Praxisbeispiele, die das Leben im Alter erleichtern. Zusätzlich zur persönlichen Beratung hat die Kreisstadt Bergheim in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Bergheim ein Pflege-Sorgentelefon eingerichtet. Dies ist montags und dienstags von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und mittwochs bis freitags von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr durch Mitarbeiterinnen der kommunalen Pflegeberatung und der Alzheimer Gesellschaft besetzt. Außerhalb der Sprechzeiten erfolgt spätestens am Folgetag ein Rückruf. „Wir möchten dazu beitragen, für Betroffene und Angehörige Lebensqualität trotz Demenz zu schaffen, in dem sie nicht bemitleidet und ausgegrenzt, sondern wie jeder andere anerkannt und behandelt werden”,  so die Vorsitzende Anni Wilbertz.

Zukunftsmusik aus der Stadtbibliothek

Mit der VR-Brille andere Welten erkunden – ein Spaß für Alt & Jung. Foto: pixabay.de

Zur Steigerung der Lebensqualität  tragen immer mehr auch digitale Angebote bei. Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Online-Dienste sind, etwa um Kontakt zu halten, sich zu informieren, einzukaufen, Reisen zu buchen, zu lesen, Musik zu hören, Sport zu treiben oder zu spielen.

Wer nicht mehr mobil oder unter Einschränkungen leidet ist, freut sich über Streamingangebote, die großes Kino nach Hause holen – die Stadtbibliothek Bergheim hat mit “Filmfriend” ein entsprechendes Angebot von Filmen im Programm. In Kooperation mit dem DRK Kreisverband Rhein-Erft ist ein gemeinsamer Filmnachmittag  am 19. Juni 2023 geplant – gezeigt wird der Film “Gripsholm” nach dem Roman von Kurt Tucholsky.

Zunehmend  ist es nicht nur die junge Generation, die gern Computerspiele „zockt“, sondern  auch Ältere sind “am Drücker”. Die Stadtbibliothek plant, die beliebten Gaming-Angebote für Kinder- und Jugendliche auch auf Senioren auszuweiten – beispielsweise durch VR-Brillen oder „Zeitreisen“ in die Vergangenheit, in andere Länder etc. Beim „Makerspace“ der Stadtbibliothek steht das Ausprobieren und Kennenlernen der neuen Techniken im Vordergrund, ein 3D-Drucker und Digitalisierungsgeräte für Schallplatten, Kassetten, VHS-Kassetten, Dias und Fotos stehen allen Besuchern zur Verfügung. In kinderleichten Programmierkursen lernen Einsteiger, elektronische Geräte selbst zu bauen oder automatisch die Temperatur des Grills zu steuern. Im Einsatz sind auch schon verschiedene Mini-Roboter (kleine Tablets auf Rädern), die spielerisch zum Leben erweckt werden können.

In Pflegeheimen wird „Virtual Reality“ auch schon zur Entspannung genutzt oder um die Fitness bei simulierten Radtouren zu erhalten:  Während die virtuelle Landschaft auf großen Monitoren vorüberfliegt, strampeln sich die Senioren auf Ergometern und Laufband ab  – völlig barrierefrei und ohne die Einrichtung verlassen zu müssen. Auch wenn die Kosten für die Technik noch vergleichsweise hoch sind und die Nutzung je nach Krankheitsgrad  nicht immer möglich – Teilhabe und Lebensfreude sind für die “Silvergamer” garantiert.

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