10 Jahre “Wir tanzen wieder!”

Fachtag und Jubiläumsball

Unter dem Dach der bundesweiten Initiative „Wir tanzen wieder!“ der Alexianer Köln in Kooperation mit der ADTV Tanzschule Stallnig-Nierhaus Köln findet am 10. Oktober 2017 in der Wolkenburg in Köln der erste Fachtag im deutschsprachigen Raum statt, der sich intensiv dem Thema „Demenz und Tanzen“ widmet.

Der Fachtag gibt nicht nur Einblicke in den derzeitigen wissenschaftlichen Stand, sondern zeigt auch einen ersten, umfassenden Überblick über verschiedene Tanzprojekte, die insbesondere für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen, Freunde, Begleiter und Seniorinnen und Senioren geeignet  sind.

Integriert ist die Premiere des interaktiven Tanz-Mobilé „Als die Bilder tanzen lernten“.

In den Workshops haben Sie die Gelegenheit das Konzept von „Wir tanzen wieder!“ intensiv kennen zu lernen oder in zwei wechselnden Workshop-Sessions in andere Tanzprojekte hinein zu schnuppern. Seien Sie dabei und lassen sich von unseren Expertinnen und Experten inspirieren.

Den krönenden Abschluss bildet dann unser Jubiläumsball in einem der schönsten Festsäle in Köln. Hier haben Sie die Möglichkeit unseren Ballgästen tänzerisch zu begegnen und gemeinsam festliche und stimmungsvolle Momente zu erleben. Spaß, Freude und Geselligkeit stehen dabei im Vordergrund.

Anmeldeformular

Infos:

www.wir-tanzen-wieder.de oder www.facebook.de/wirtanzenwieder

 

Neue Nachbarn in Bergheim-Ost

Paten werden dringend gesucht

Die neuen Häuser in der Abts-Acker-Str. in Oberaußem und die Helen Keller Schule in Niederaußem sind bezogen. Als Dankeschön für die erhaltene Hilfe luden die Geflüchteten am Samstag, 15. Juli 2017, zu einem gelungenen Willkommensfest ein. Bei guter Stimmung, tollem internationalem Essen, intensiven Gesprächen und gutem Wetter fanden interessante und lebendige Begegnungen statt. Hier einige Eindrücke:

 

“Grenzenlos” erfolgreich

Das ‘Grenzenlos’ – Laden & Café – ist erfolgreich gestartet. Gegen einen geringen Betrag werden dort Sachspenden verkauft. Die Einnahmen werden wieder für soziale Zwecke eingesetzt.

Montags von 15.00 Uhr – 16.00 Uhr können Spenden abgegeben werden. Gesucht werden Kleidung (besonders Kinderkleidung) und Hausrat (Bett- und Tischwäsche, Geschirr, Töpfe, Besteck usw.). Nahrungsmittel werden nicht entgegen genommen.

Mittwochs von 15.00 Uhr – 18.00 Uhr ist das ‚Grenzenlos‘ geöffnet. Das ‚Grenzenlos‘ steht allen Menschen, die Lust darauf haben, offen. Auch wer nur zum Kontaktknüpfen kommt, wird im Café dazu Möglichkeiten finden.

Wer Interesse hat, diese Arbeit mit Tatkraft zu unterstützen, ist herzlich dazu eingeladen.

Kontakt: Christa Mödder, Tel. 0157/34654090

Um die Aktiven in unserer Initiative zu unterstützen, steht jeden Mittwoch ein Mitglied der Projektgruppe als Ansprechperson von 17.00 Uhr – 18.00 Uhr zur Verfügung.

 

Fahrradspenden und Sprachmittler gesucht

Immer wieder fragen Geflüchtete nach Fahrrädern. Sollten Sie Fahrräder abzugeben haben, bringen Sie diese montags zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr ins Quartiersbüro der ehemaligen Paulusschule, Im Euel 2, Bergheim-Niederaußem. Eine Fahrradwerkstatt ist geplant. Über neue Informationen halten wir Sie auf dem Laufenden.

 

Obwohl schon viele Menschen aktiv sind und sich unermüdlich für die ‚Neuen Nachbarn‘ einsetzen, suchen wir dringend:

– ‚aufsuchende‘ Sprachmittler: die persönlich mit einzelnen Menschen oder in kleinen Gruppen in deren Unterkünften die deutsche Sprache vermitteln. Dazu brauchen Sie Spaß am Kontakt mit Menschen, Geduld und Einfühlungsvermögen. Sie müssen nicht zwangsläufig PädagogIn sein. Sie werden je nach Bedarf bei den ersten Kontakten begleitet und bekommen auch inhaltliche Unterstützung, wenn Sie dies mögen.

– Paten: die einzelne Menschen über einen längeren Zeitraum persönlich unterstützen, sowohl bei Amtsgängen, Anträgen, Wohnungssuche und unseren ‚Neuen Nachbarn‘ das Ankommen erleichtern. Paten werden in monatlichen Treffen, die professionell begleitet werden, im Austausch mit anderen unterstützt.

 

Sprache von Anfang an

Alle, die schon jetzt als Sprachmittler arbeiten, finden auf dem folgenden Link viele hilfreiche, kostenlose Informationen:
https://wb-web.de/dossiers/sprachbegleitung-einfach-machen.html?et_rp=1

Mal ein Gedicht … vergesst den Inhalt nicht

Das Kuß-Gedicht

Der Menschheit größter Hochgenuß
ist ohne Zweifel wohl der Kuß.
Er ist beliebt, er macht vergnügt,
ob man ihn gibt, ob man ihn kriegt.
Er kostet nichts, ist unverbindlich
und er vollzieht sich immer mündlich.
Hat man die Absicht, daß man küßt,
so muß man erst mit Macht und List
den Abstand zu verringern trachten
und dann mit Blicken zärtlich schmachten.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich die Unterkiefer.
man pflegt dann mit geschloß’nen Augen
sich aneinander festzusaugen.
Jedoch nicht nur der Mund allein
braucht eines Kusses Ziel zu sein.
Man küßt die Wange und die Hände
und auch noch and’re Gegenstände,
die ringsherum mit Vorbedacht
sämtlich am Körper angebracht.
Auch wie man küßt, das ist verschieden
Im Norden, Osten, Westen, Süden.
So mit Bedacht und mit Gefühl,
der eine heiß, der and’re kühl.
Der eine haucht, der and’re schmatzt,
als ob ein alter Reifen platzt.
Hingegen wiederum der Keusche
vermeidet jegliche Geräusche.
Der eine kurz, der and’re länger,
den längsten nennt man Dauerbrenner.
Ein Kuß ist, wenn zwei Lippenlappen
in Liebe aufeinanderklappen
und dabei ein Geräusch entsteht,
als wenn die Kuh durch Matsche geht.

Gerrit Engelke
(1890 – 1918), dt. Arbeiterdichter aus Hannover, gefördert von Richard Dehmel, gefallen im Ersten Weltkrieg

Teilen ausdrücklich erwünscht!

15. Juli: Welttag des Teilens

Auf der Liste der kuriosen Feiertage läuft der 15. Juli unter dem „Tag des Teilens“. Erfunden hat den „National Give Something Away Day“ die US-Bürgerin Linda Eaton Hall-Fulcher. Man mag über die Welttage denken, was man will, aber der macht natürlich aus unserer Sicht Sinn.

Geben ist seliger als nehmen, das wissen wir schon lange. Teilen macht glücklich! Egal ob Zeit, etwas zu Essen, eine Spende oder Dinge, die wir nicht mehr brauchen, manchmal reicht schon eine kleine Geste, um die Welt ein bisschen besser zu machen und sich mal wieder richtig gut zu fühlen.

Wir vom Seniorenportal unterstützen selbstverständlich jede Aktion zugunsten eines guten Zwecks, haben aber natürlich unsere eigene Sicht auf das Teilen…wie wärs: teilen Sie doch mal Beiträge, die Ihnen besonders gut gefallen oder nützliche Infos enthalten. Geben Sie Tipps und Termine weiter, und Sie werden sehen, Sie sind nicht allein im World Wide Web.

Es gibt so viel zu erleben in Bergheim und Umgebung und irgendwo treffen Sie immer Gleichgesinnte. Um noch einmal die Sprichwörter-Klamottenkiste zu bemühen: Sich regen bringt Segen…

Deshalb: TEILEN AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT. Nicht nur am Welttag des Teilens.

Bitte lächeln …

Logisch, oder?
.
Laufen zwei Pferde durch die Wüste. Staunt das eine Pferd: “Wow, hier muss es aber glatt gewesen sein”
“Wie kommst du denn da drauf?” fragt das zweite Pferd verwundert.
“Na schau dich doch mal um, wie viel Sand die hier gestreut haben…”

Tai Chi Chuan für Einsteiger

Der Legende nach geht die traditionelle chinesische Kampfkunst Tai Chi Chuan auf einen alten Mönch zurück, der in den Wuang-Bergen eine Schlange und eine Elster beobachtete. Die beiden gaben sich nichts und angesichts der graziösen Bewegungen des geschmeidigen Reptils soll der Vogel schließlich aufgegeben haben.

Wer heute Schattenboxen praktiziert, will keinen Feind besiegen – es sei denn Rückenschmerzen und Stress – sondern tut dies rein zur Entspannung und für die Gesundheit. Langsame, natürlich fließende Bewegungen steigern die Lebensenergie und stärken Körperspannung, Flexibilität und Aufmerksamkeit.

Die zertifizierte Übungsleiterin und Diplomsportlehrerin Birgit Rüschstroer ist eine Meisterin ihres Fachs und leitet seit knapp 20 Jahren die Tai Chi Chuan und Qigong-Kurse beim TSV Glessen. Für Einsteiger startet nach den Sommerferien ein neuer Kurs freitags von 19.15 – 20 Uhr in der Alten Halle, Am Wierichskamp (Rochusschule). Start ist am 08. September 2017.

www.tsv-glessen.de

 

 

Siebenschläfer Regen – Sieben Wochen Regen

Am heutigen 27. Juni entscheidet sich, wie das Wetter im Sommer wird. Bisher lässt er sich ja noch sehr bitten, sieht man vom heißen letzten Donnerstag und Freitag ab. Gewitter und Starkregen waren auch am Wochenende wieder unterwegs, der Samstag ertrank bei uns im Dauerregen. Für heute ist laut Deutschem Wetterdienst mit einem Wechsel aus Sonne, Wolken und vereinzelten Schauern zu rechnen. Blick aus dem Fenster: Stimmt – in Glessen nieselt es schon leise vor sich hin.

„Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“, besagt eine alte Bauernregel. Oder: „Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnets vier ganze Wochen”. Für acht von zehn Sommern stimmt das auch, haben Statistiker herausgefunden.  Die Trendvorhersage für die kommenden Wochen zeigt ein wechselhaftes Bild. Die Temperaturen sind dabei weder wärmer noch kälter als üblich. Ein bisschen Galgenfrist bleibt uns noch: Eigentlich fällt der Siebenschläfertag gar nicht auf den 27. Juni, sondern auf den 7. Juli. Durch die gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582 gab es eine Verschiebung um etwa zehn Tage. Laut DWD-Prognose ist es bis zum 10. Juli eher trockener als üblicherweise. Erst in der Woche vom 11. Juli wird es voraussichtlich wieder nasser. Da halten wir uns lieber an eine andere Bauernregel:

„Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.”

Heilige gegen Schlaflosigkeit

Auch wenn es naheliegt: Der Siebenschläfer-Tag hat urpsprünglich gar nichts mit dem gleichnamigen Nagetier zu tun. Die Geschichte geht auf eine alte Legende zurück: Sieben junge Christen aus Ephesus versteckten sich vor ihren Verfolgern in einer Berghöhle. Sie wurden gefunden, eingemauert und schliefen fast 200 Jahre. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt und sollen – so heißt es jedenfalls – wieder aufgewacht sein. Sogar ihre Namen sind überliefert: Johannes, Serapion, Martinianus, Dionysius, Constantinus, Maximus und Malchus. Klar, dass die Brüder anschließend flux zu Heiligen ernannt und fortan gegen Schlaflosigkeit helfen sollten.

In diesem Sinne: Schönen Sommer!

 

 

 

Bürger machen Stadt

QUADRATH-ICHENDORF GESTALTEN”

Aufruf zur Teilnahme an der Auftaktveranstaltung für kommende Workshops

Die Entwicklungsgesellschaft Bergheim GmbH lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aus Quadrath-Ichendorf zu einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung für die beiden Workshops „Identität und Stadtteilimage“ sowie „Zusammenleben und Soziales Miteinander“ ein.

Termin: Mittwoch, 28.06.17, 18:00 Uhr,
im Stadtteilladen Quadrath-Ichendorf, Köln-Aachener-Str. 116.

Die Auftaktveranstaltung dient dazu, allen Interessierten ein Grundverständnis der Vorgehensweise für beide Workshops zu vermitteln. Bereits im Jahr 2012 wurden die Ergebnisse des seinerzeit durch die Entwicklungsgesellschaft Bergheim durchgeführten Bürgerbeteiligungsprozesses „QUADRATH-ICHENDORF GESTALTEN – BÜRGER MACHEN STADT“ in einem Integrierten Handlungskonzept dokumentiert. Vieles der dort aufgeführten Projekte und Vorhaben sind bereits realisiert worden.

Als nächster Schritt ist die Aufnahme in ein umfangreiches Förderprogramm vorgesehen, welches in den kommenden Jahren die Durchführung von attraktiven und interessanten Projekten zur Förderung des Stadtteilimages sowie des „Zuhause-Gefühls“ ermöglicht.

Um den Stadtteil wirksam weiterentwickeln zu können, werden nun gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Wünsche, Anregungen und Ziele diskutiert sowie Meinungen ausgetauscht.

Die beiden thematischen Workshops finden beide, ebenso wie die Auftaktveranstaltung, im Stadtteilladen Quadrath-Ichendorf, Köln-Aachener-Str. 116 statt:

„Identität und Stadtteilimage“ am 05.07.2017, von 18:00 – 20:30 Uhr

„Zusammenleben und Soziales Miteinander“ am 10.07.2017, von 18.00 – 20.30 Uhr

Alle Quadrath-Ichendorfer Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von Institutionen, Vereinen und Religionsgemeinschaften sind herzlich eingeladen.

Auskunft erteilt: Jan Schnorrenberg Telefon: (02271) 89 -209
E-Mail: Jan.Schnorrenberg@bergheim.de

“Wenn ich male, weiß ich, dass ich lebe.”

Ausstellung im Integrationsbüro zeigt Bilder und Geschichten zum Weltflüchtlingstag

„Ohne Worte“ hat der junge irakische Künstler Ranj Aziz seine erste Ausstellung in Deutschland genannt, die anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni im Integrationsbüro Bergheim Süd-West eröffnet wurde. Geschichten und Bilder vom Weggehen, Ankommen und dem „DaZwischenSein“ standen im Mittelpunkt der kleinen Feier, die Mitarbeiter der Stadt gemeinsam mit Geflüchteten, Akteuren aus der Flüchtlingshilfe und ehrenamtlich Engagierten als kleines Dankeschön für die Unterstützung auf die Beine gestellt hatten. Ganz “ohne Worte” ging das natürlich nicht – zwischen Kunst, buntem Buffet, Live Musik und einer Mokka-Zeremonie von “Friedenskoch” Jalil Schwarz wurde angeregt geplaudert.

Karin Neugebauer und Klaus-Hermann Rössler mit dem Künstler Ranj Aziz

Die eindrucksvollen Bilder und emotionalen Textinstallationen erzählen von Flucht und Leid, von Hoffnung, Träumen und Ängsten. Ranj Aziz musste sein Kunststudium im Irak abbrechen und vor dem Terror des IS fliehen. Mit drei Farbtuben in Gelb, Rot und Blau in der Hosentasche machte er sich auf den Weg. Schon in seiner Heimat hatte er Ausstellungen organisiert und begann auch in Bergheim wieder zu malen. Mangels Material diente ihm anfangs eine Zahnbürste als Pinsel und eine Hose als Leinwand. In seinem Zimmer in der Heerstraße, das er sich mit einem Mitbewohner teilt, hat er mittlerweile Platzprobleme, so viele Bilder stapeln sich dort. Den Reinerlös aus dem Verkauf will der 25jährige einem sozialen Projekt zukommen lassen. „Die Ausstellung bedeutet mir sehr viel, da ich auf diese Weise etwas zurückgeben kann an die Menschen, die mir den Neuanfang in Bergheim erleichtert haben.“

Menschen wie Du und ich

Journalistisch geht das Bergheimer Zeitungsprojekt “CocktailKultur” das Thema an. Hier engagieren sich nicht nur Flüchtlinge und schreiben über ihre Erlebnisse. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Bergheim steuerten einen Film bei. „Menschen wie Du und ich“ erzählt die beeindruckenden Geschichten von Geflüchteten, und die Reaktionen von Alteingesessenen auf ihre neuen Nachbarn. „Wir wollen Vorurteilen begegnen und zeigen, dass Flüchtlinge auch nur Menschen sind“, so Annika und Leslie.

„Die Veranstaltung ist ein schönes Beispiel dafür, was man alles aus öffentlichen Mitteln, kleinem Geld von der Stadt und mit viel Herzblut von ehrenamtlich Engagierten auf die Beine stellen kann“, freute sich Iris Strohmeier vom Integrationsbüro, die das Fest in Kooperation mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Bergheim, Karin Neugebauer, und Unterstützung aller Projektbeteiligten organisiert hatte. Durch das Landes-Projekt „KOMM AN NRW“ wurde unter anderem auch die Neugestaltung der Räume und die Renovierung der Küche im Integrationsbüro finanziert. „Niemand verlässt freiwillig seine Heimat“, gab Dezernent Klaus-Hermann Rössler zu bedenken. „Das Asylrecht ist wichtig, weil es denen, die darauf angewiesen sind, Hilfe garantiert.“

Von Andrea Floß

 

 

 

 

“Zehns Erna” packt aus

Erinnerungen einer Glessener Bäuerin, Jahrgang 1927

Wenn ich durch Glessen gehe, begegnet mir immer etwas Schönes. Diesmal war es ein Buch. „Zehns Erna – Erinnerungen einer rheinischen Bäuerin, Jahrgang 1927“ ist bereits 1997 im KBV-Verlag erschienen und leider nur noch antiquarisch erhältlich. Wer noch ein Exemplar ergattern kann, dem sei die Lektüre der chronikartigen Biographie von Erna Holtz wärmstens empfohlen. Sehr detailliert und oft auch augenzwinkernd wird hier der Alltag einer bäuerlichen Großfamilie Ende der Zwanziger bis Anfang der 50ger Jahre beschrieben, mit tiefen Einblicken in die damalige Landwirtschaft, das Brauchtum und Dorfleben zwischen Patsch (Viehfutter aus Rübenblättern), Klatschkies (Quark), Öllisch (Zwiebeln) und verbotenem Knollenbrand (Rübenschnaps).

“Ald widder e Frauminsch”

Klein-Erna wurde am 1. Juni 1927 als vierte Tochter der Glessener Bauersleute Heinrich Simons und Lenchen geborene Marx geboren. Bis zu ihrer Heirat 1952 lebte sie mit ihren drei Schwestern Cila, Trudel und Kathi auf dem elterlichen Bauernhof in der heutigen Hohe Straße im Unterdorf. Die große Zehnsfamilie – den Namen Simons kannte man in Glessen nur auf dem Papier – fand in dem kleinen Fachwerkhaus kaum Platz, zumal es für Gäste eine magische Anziehungskraft zu haben schien. „Alle, die kamen, blieben meist etliche Tage bei uns“, schrieb Erna am 14. Januar 1946 in ihr Tagebuch. Ein Abend „unter uns“ war die absolute Ausnahme und verdiente eine besondere Erwähnung.

Milchmädchen Cila (r.) mit Melkerin Magda

Die gute alte Zeit um die Jahrhundertwende war nur für eine kleine Gesellschaftsschicht gut und schön. Der großen Masse ging es miserabel. Männer, die Arbeit in den umliegenden Kohlegruben fanden, hatten Glück. Die täglichen kilometerlangen Wege zur Arbeitsstelle wurden zu Fuß zurückgelegt. Nach dem Börsencrash 1929 ging es den meisten Menschen noch schlechter, so dass Ernas Eltern schon mit dem Gedanken spielten, die Landwirtschaft ganz aufzugeben und ein Geschäft in Köln zu eröffnen. Stattdessen baute die Familie ihr kleines Milchgeschäft in Glessen aus. „Mama war in ihrem Element, wenn sie in unserem kleinen Tonnengewölbekeller mit einem gemusterten Holzbrett die Halbpfünder, Dreiviertelpfünder und Einpfünder Butter zurechtklatschte.“ Mit ihren gestärkten Schürzen zogen die Zehns-Milchmädchen mit ihren picobello-sauberen Handkarren zur Auslieferung durchs Dorf, das damals noch in ein Unter- (Richtung Fliesteden) und ein Oberdorf (Richtung Oberaußem) geteilt war.

Die Zehns

Die Kinder müssen von klein an im elterlichen Betrieb mithelfen.  Aber: „Schon als Kleinkind bestanden die Spiele, die mir am meisten Spaß machten, aus den Arbeiten, die auf einem Bauernhof getan werden mussten.“ In der Scheune bauten die „Puten“ Tunnel im Stroh und spielten Verstecken in der Dreschmaschine, im Jauchefass oder in schmutzigen Säcken, schaukelten an den Deckenbalken, spielten in der Sandkuhl oder sausten die noch nicht asphaltierte Hüll mit ihren Schlitten herunter. Opfer ihrer Streiche wurde nicht selten die kurzsichtige Tant Trinchen, die aber nie wirklich böse wurde und mit ihren Zückerchen alle Schmerzen lindern konnte. Von dem Erlös aus dem Verkauf von Sauerkirschen wurde ein Fahrrad angeschafft, auf dem das ganze Unterdorf fahren lernte. Der Vater legte großen Wert darauf, dass seine Mädels schwimmen konnten – und so ging es so oft wie möglich nach Müngersdorf ins Schwimmbad. Mit dem Fahrrad natürlich.

Glessener Bessem

Jeden Samstag war im Dorf großes Reinigen der Straße und der dazugehörigen Gosse angesagt. Für den gepflasterten Köttelshof am Pferdestall, in dem immer etwas hängen blieb, eignete sich am besten der weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannte „Glessener Bessem“. Am Kreisel im Ortseingang haben die Glessener ihrem alten Handwerk ein Bronze-Denkmal gesetzt.

Die Zehns-Mädels

In die glückliche Kindheit und Jugend brachen die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs ein, alle kriegstauglichen Männer wurden eingezogen. Doch: „Gemeinsam mit den Kriegsgefangenen und Zivilrussen schafften wir es mit Humor und Zuversicht.“ Stramme Nazis hatten keine Chance, bei einem Vortrag wurde der Redner einfach ausgelacht. Flüchtlingsströme und Einquartierungen machten auch vor Glessen nicht Halt, die ersten Bomben brachten Tod und Zerstörung. Dabei traf es auch Max, das Kutschpferd, dessen Fleisch großzügig verteilt wurde. Bei Fliegeralarm fuhr die freiwillige Feuerwehr mit dem Fahrrad durchs Dorf und warnte die Menschen, die in Bunkern ausharrten. „Oft war man einem Herzschlag nahe, wenn um uns die Flaksplitter einschlugen und man zwischendurch bei völliger Finsternis die Häusernischen zum Schutz aufsuchen musste“. 1943 hagelte es beinahe täglich Bomben auf Pulheim, Stommeln und Königsdorf mit ihren Bahnhöfen, auch die Kraftwerke und der Scheinflughafen zwischen Büsdorf und Glessen wurden oft beschossen. Von Glessen aus waren das brennende Köln zu sehen und die schweren Erschütterungen zu spüren, als am 16.11.1944 ganz Düren in Schutt und Asche ging.

Wie groß war die Erleichterung, als der Krieg endlich zu Ende war und der Dom noch stand. Wochenlang gab es kein Wasser und keinen Strom, eine Hungersnot drohte. Und wieder packten die Glessener mit an und organisierten nach dem Abzug der Amerikaner die Lebensmittelversorgung neu. Der Schwarzmarkt blühte, es wurde getauscht und gemaggelt, was das Zeug hält. Ob Seidenstrümpfe, Zwiebelsamen oder Ersatzteile für den Traktor, die findigen Zehns-Mädels wussten sich wie immer zu helfen.

Viel vom alten Glessen gibt es längst nicht mehr – der Fabricius-Weiher, auf dem in den 40er Jahren sogar noch Kahn gefahren wurde, ist längst zugeschüttet und bebaut, auf die beiden Mühlen und die alte Brennerei weisen heute nur noch Straßennamen hin. Auch die legendäre Gaststätte Schotten mit ihrem Kino und den rauschenden Festen im Saal ist längst Vergangenheit, ebenso wie die heimlichen Stelldicheins der großen Schwester, die sich ihre kleinen Fluchten mit 5 Pfennig Schweigegeld erkaufte, und der „kleine Club“ aus acht Freundinnen, mit denen Erna um die Häuser zog.

Leider ist die Autorin, die nach ihrer Heirat 1952 den Püngel schnürte und zu ihrem Mann August Holtz, „dem Verschmähten“, nach Elsdorf-Niederembt zog, bereits 2013 verstorben, so dass wir uns nicht mehr begegnet sind. Zu gern hätte ich als Neu-Glessenerin mit der alten Dame aus dem Nähkästchen geplaudert.

Andrea Floß

 

 

 

 

 

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