In den 1980er Jahren lebte ich einige Jahre in Norditalien. Dort gibt es in jedem auch kleinen Ort Boccia-Bahnen. Wirte von Tavernen oder kleinen Kneipen betreiben sie. Mehr im Norden, weniger im Süden wird Boccia gespielt. Und wie! Wir spielten leidenschaftlich fast jeden Abend und häufig bis Mitternacht. Nur im Winter ist es Italienern draußen zu kalt und sie spielen in Hallen, an denen es auch nicht mangelt. Boccia-Kugeln sind aus Kunststoff, manchmal auch aus Holz. Vor allem aber sind sie schwerer – zwischen 900 und 1100 g – und auch erheblich größer als die eisernen Boule-Kugeln.
Als ich wieder zurück nach Köln kam ging ich bald auf die Suche nach Boccia-Spielmöglichkeiten. Vergeblich. Ich fand keine. Aber ich fand einige in Köln doch recht verbreitete Boule-Vereine.
Also beeilte ich mich, Boule-Kugeln zu kaufen und Anschluss an Spielkreise zu suchen. Das aber stellte sich doch etwas schwieriger heraus, als ich gedacht hatte. Die Gruppen, die ich fand, waren in Vereinen organisiert. Sicher durfte ich da auch mal mitspielen, aber so richtig kam ich da nicht an. Bald spürte ich einen gewissen Druck, mich in einem Verein anzumelden. Und das mochte ich aus allerlei Gründen nicht tun. Es gibt in Köln zwar viel mehr Frauen, die Boule spielen, als in Italien solche, die Boccia spielen. In Italien waren wir nur drei Frauen, immer die gleichen, die sich geduldig „anstellten“ um einspringen zu dürfen, wenn mal wieder „ein Mann“ für eine Partie fehlte. Nicht ganz so, aber doch ähnlich erging es mir in Köln. Weshalb sollte ich dann in einen Verein gehen? Wäre ich als „Paar“ aufgetreten, aber so? Ich spreche hier von der Zeit so ab 1985. Ich habe also in Köln nur sporadisch spielen können. Allerdings habe ich mich auch nicht wirklich sehr angestrengt, da „rein“ zu kommen. Ich war auch hier auf die „Großzügigkeit“ der doch überwiegend männlichen Spieler angewiesen.
Nachdem ich 2000 „Single“ geworden bin, habe ich mir überlegt, Nägel mit Köpfen zu machen und mich entschlossen, eine eigene Boule-Gruppe zu gründen, die nicht vereinsgebunden sein sollte. Damals war ich im Senioren-Treff des Quäker-Nachbarschaftsheimes ziemlich aktiv und habe dort meine Bereitschaft angeboten, eine Boule-Gruppe anzuleiten. Es sollten nach meiner Vorstellung alle die mitspielen dürfen, die bisher nicht ans Boule-Spielen gedacht hatten und die auch nicht die Courage gehabt hätten, sich unters meist „jüngere Volk“ zu mischen und mit diesem zu konkurrieren. Ich habe bewusst den Sonntag als festen Spieltag angeboten, weil ich wusste, dass es sonntags im Seniorentreff kaum Angebote gab, aber andererseits viele ältere Leute, die alleine lebten, sich gerade sonntags leicht einsam fühlten. Vor allem aber war mir wichtig zu sagen, dass Boulen gleichzeitig Sport und Spiel ist, es leicht zu erlernen ist, die Spieler raus aus der Wohnung und ins Freie bringt und außer bei Niederschlag oder eigener Unpässlichkeit jederzeit gespielt werden kann. Vor allem aber, dass Boule-Spielen außer einer Menge positiver geistiger und körperlicher Effekte richtig viel Spaß machen kann! Seit damals spielen wir jeden Sonntag, wenn es uns das Wetter erlaubt auf einem Boule-Platz im Grüngürtel. Alle sind Senioren und mehrheitlich Frauen! Schon das ist konträr zu den „klassischen“ Boule-Vereinen. Nachdem Frau N. Mark das erste Treffen für an Riehl Interessierte organisiert hatte und die Frage an uns Anwesende stellte, was wohl in Riehl fehle, fiel mir sogleich ein Boule-Platz ein. Hier in der Anlage der SBK, in der die Natur so überaus üppig Menschen und ihr Wohnen umarmt, in der es eine Überfülle von Angeboten für Geselligkeiten gibt – niemand muss hier alleine sein, es sei denn, er möchte es – hier gibt es alles, doch nur für „drin“! Hier, so meinte ich, fehle zum glücklich sein – na ja, vielleicht nicht für alle, aber doch für mehrere als nur für mich – etwas, das man nur draußen machen könne. Kurzum, es fehlte ein Boule-Platz!
Frau Mark machte meinen Vorschlag zu ihrer Angelegenheit. Danach war es lange ruhig. Doch das trog, denn Frau Mark engagierte sich sehr für den Plan. Was alles sich meinem Wissen entzog, wusste ich somit nicht. Bis dann – etwa ein Dreivierteljahr war vergangen – ein Hinweis von ihr kam, mal dorthin zu gehen, zum Café Cultura. „Da tut sich was“! Ich konnte es nicht glauben – aber es war wahr! Da gab es ein „Bauvorhaben“ der besonderen Art. Der Boule-Platz entstand!
Nach der sehr gelungenen, freundlichen offiziellen Einweihung durch die Geschäftsleitung und vieler Bewohner der Einrichtung haben auch wir den Platz nun längst aktiv eingeweiht. Wir, das ist bisher ein kleines Grüppchen von ziemlich regelmäßig mitspielenden Seniorinnen-Frauen und auch schon mal ein oder zwei -Männern. Da ja das Spiel auf maximal 6 Mitspieler begrenzt ist, ist es, das kleine Grüppchen, genau richtig – für eine Boule-Bahn. Und ich habe den bestimmten Eindruck, dass es allen Spaß macht.
Das alles habe ich hier so ausführlich beschrieben, weil ich mich einfach noch einmal ganz herzlich bedanken möchte dafür, dass alles so gut gemacht worden ist! Für den Einsatz und das Engagement – selbstverständlich und vor allem auch bei der Geschäftsleitung, die ja dafür „grünes Licht“ gegeben hatte! Ganz vielen Dank – ich habe mich sehr, sehr darüber gefreut. Und wenn es denn im kommenden Frühjahr bekannter geworden ist, dass man auf dem Platz neben dem Café Cultura Boule spielen kann, dann, so denke ich, werden sich außer dem bisherigen kleinen Grüppchen auch an den anderen Wochentagen noch viele Spieler am Boulen erfreuen.
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