In meinem Bekanntenkreis gibt es etliche Personen, die ständig auf Medikamente angewiesen sind. Gott sei Dank ist dies bei mir (noch) nicht der Fall.
Kürzlich ergab es sich, dass ich zur unterstützenden Vorbereitung auf eine kleine Operation drei Tage vorher mit der Einnahme von dreimal täglich jeweils zwei Antibiotika beginnen musste. Mir schwante Schlimmes, da ich weiß, dass mein Körper auf jegliche Art von Tabletten besonders stark reagiert. Es wunderte mich daher kaum, als ich morgens nach der Einnahme der ersten beiden Pillen müde wurde. Nachdem ich mittags die nächsten zwei Tabletten geschluckt hatte, schlief ich erneut ein. Auch die abendliche Einnahme bescherte mir einen friedlichen Schlaf.
Den Morgen des zweiten Tages verbrachte ich in der Erwartung, dass ich – wie schon am Vortag – nach meiner Medikamenteneinnahme wieder einschlummern würde. Schnell wurde mir jedoch klar, dass es heute zu keinem Schläfchen kommen würde. Vielmehr überkam mich das Gefühl einer tiefen Traurigkeit. Nach etwa einer halben Stunde schluchzte ich aus mir unerfindlichen Gründen vor mich hin. Ich verstand mich selbst nicht und je mehr ich mich fragte, was mit mir los sei, umso heftiger flossen die Tränen.
Plötzlich klingelte es an meiner Wohnungstür. Schniefend und recht verstört öffnete ich die Tür. Meine Ersatzenkelin stand vor mir und schaute mich fragend an. „Hallo Oma, störe ich“, erkundigte sie sich. Ich versuchte, meinen Tränenstrom zu unterbrechen und schüttelte den Kopf. Wieder sah sie mich an und meinte dann: „Also ehrlich Oma, heute siehst Du aber echt scheiße aus!“