Musik geht ins Herz …

 

Zwischen den Tagen war ich in Köln um meine Weihnachtsgutscheine einzulösen.
Es war viel los auf der Hohe Straße, es gab wohl viele, die die selbe Idee hatten wie ich oder Geschenke umtauschen wollten. Jedenfalls war es ein ganz schönes Gedränge. Trotzdem fiel mir die ärmliche, zerlumpte Gestalt eines Mannes auf, der viel zu wenig Kleidung trug für die Minusgrade. Wahrscheinlich war er gar nicht so alt, aber das Leben und das Wetter hatten sein Gesicht gegerbt. Er brauchte Krücken, um sich fortzubewegen, denn eins seiner Beine war verkrüppelt. Auf seinen Rücken hatte er einen Gitarrenkoffer geschnallt. Er suchte sich eine geschützte Nische in einer Passage und packte sein Instrument aus, eine alte klassische Gitarre und stimmte sie. Dann begann er zu singen. Als ich seine Stimme hörte, wurde ich ergriffen.
Sie war so schön und ruhig und traurig. Ich konnte die fremde Sprache nicht verstehen, aber ich war zu Tränen gerührt. Ganz allmählich füllte sich alles ringsum, die Passanten blieben stehen und bildeten einen Halbkreis. Der Gesang hallte an den Wänden wider, hüllte mich ein, riss mich mit. Und meine Nachbarn waren genauso verzaubert.
Mir wurde bewusst, dass ich einen magischen Augenblick erlebte, als wäre ich in ein schöneres Universum eingetreten und ich spürte einen Hauch von Ewigkeit und fühlte mich mit allen verbunden.Schließlich verstummte der Mann und es breitete sich eine Stille aus, die fast bedrückend war. Doch dann kam begeisterter Beifall auf, die Erwachsenen trugen ein Lächeln im Gesicht und die Kinder riefen nach Zugabe. Doch der Mann packte seine Gitarre ein, nahm die Krücken und ging weiter. Ich rannte hinter ihm her, denn es war offensichtlich, dass er mit dem Singen sein Geld verdiente. Ich umarmte ihn , drückte ihm einen Geldschein in die Hand und bedankte mich für sein Geschenk. Sein faltiges Gesicht strahlte und lächelte mich an. Wenn Sie ihm irgendwo begegnen, sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn nie vergessen werde.

 

HTML Snippets Powered By : XYZScripts.com