Zivilcourage …

Vor einigen Tagen ist mir Folgendes passiert: Abends in der U-Bahn steht eine hübsche junge Frau mit Kopfhörern an der Haltestelle. Dahinter sehe ich drei Typen, die eindeutige Bewegungen und ungebetene Kommentare abgeben.
Und ich stehe in der Nähe und bin peinlich berührt. In meinem Kopf fahren die Gedanken Karussell… aber ich sage nichts. Es sind ja nur Gesten und Getuschel, rede ich mir ein und dann kommt die Bahn und die junge Frau steigt ein und ist weg.
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Hinterher habe ich mich noch lange über mich geärgert.Ich habe gekniffen.
Wo ich doch weiß, es beginnt immer mit Worten und Gesten… dann folgen Taten. Ich hatte nicht den Mut, meine Meinung kundzutun und dafür in Kauf zu nehmen, evtl. ausgelacht zu werden oder blöde Sprüche zu hören. Ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal nicht wegzugucken, meine Meinung zu vertreten und öffentlich zu äußern. Ich will ein Signal setzen, dass solche Menschen wissen, sie haben keinen Freibrief. Manchmal ist es ja so, wenn einer den Anfang macht, schließen sich auch andere an und jeder von uns kann ja in eine Lage kommen, dass er froh ist, wenn sich andere nicht abwenden, sondern sich solidarisch erklären. Ich rede hier nicht von falschem Heldentum, sondern einfach den Mut zu haben, nicht wegzuhören, nicht zu schweigen, nicht wegzusehen und wenn nötig die Polizei zu rufen und als Zeuge zur Verfügung zu stehen.
Zivilcourage ist eine Geisteshaltung, die nichts mit äußerer Stärke zu tun hat.
Sie ist die Voraussetzung für den Bestand unserer Werte.
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von Helga-Agnes Cubitzki
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