Zwei Geschäftsreisende begegnen sich zu vorgerückter Stunde an der Hotelbar. Sie kommen ins Gespräch und reden über dies und das. Und wie das manchmal sich so ergibt, wenn zwei Fremde miteinander sprechen, wird das eine oder andere Glas Wein getrunken und die Stimmung ist locker. Im weitern Verlauf des Abend kommen die beiden einsamen Hotelgäste ins Philosophieren über Gott und die Welt und über den Glauben. Der eine sagt, er glaube nicht an Gott, sondern an die Macht des Zufalls. Der andere wird neugierig und hakt nach: “Waren Sie nie in einer Situation, in der Sie gebetet haben?” “Doch”, antwortet der andere, “aber es hat nichts genützt.” Und er begann zu erzählen wie er sich vor Jahren einen lang gehegten Traum erfüllt habe und mit einem Geländewagen durch die Sahara gefahren sei. Dabei sei er in einen Sandsturm geraten und von der üblichen Route abgekommen. Dann hatte sein Wagen auch noch eine Panne und er habe sich zu Fuß auf den Weg machen müssen, um Hilf zu holen. Da habe er die Orientierung verloren und in seiner Verzweiflung zu Gott gebetet. Der sei aber natürlich nicht erschienen. Stattdessen sei eine Karawane vorbei gekommen und habe ihn gerettet… Der eine Mann schwieg einen Moment, dann fragte er: “Könnte die Karawane nicht die Antwort auf das Gebet gewesen sein?” Der Sahrareisende schüttelte den Kopf: “Nein, das meine ich ja. Ohne es zu wissen, hatte ich mich mitten auf dem Karawanenweg befunden. Reiner Zufall also.”
Der eine Mann war von dieser Theorie nicht überzeugt, wollte aber aus Höflichkeit dieses Thema nicht weiter vertiefen. Man plauderte noch eine Weile und dann ging jeder in sein Zimmer. Und während der Reisende in seinem Universum des Zufalls seinen Schlaf fand, lag der andere noch wach und dachte nach…über die wundersamen Begegnungen, die denkwürdigen Ereignisse, die uns Menschen widerfahren können. Ist das alles Zufall? Es gibt so vieles, von dem wir nicht mit Gewissheit sagen können, ob es richtig oder falsch ist, ob es Zufall oder Schicksal ist. Wir dürfen uns in aller Demut dafür entscheiden, was wir glauben wollen und was nicht. Jeder geht seinen Weg, den er für richtig hält und niemand darf ihn dafür kritisieren.
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von Helga-Agnes Cubitzki