Text von 1816, Melodie von 1818, darum feiern wir jetzt schon…
Krieg, Naturkatastrophen, Hunger, Leid, Armut und Seuchen: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ entsteht in harten Zeiten. Auch die beiden Liedschöpfer Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber wachsen unter Gegebenheiten auf, die für Kinder und Jugendliche kaum schlimmer sein könnten: Französische Truppen, Besatzer und Gewaltverbrechen gehören zum Alltag. Die Eltern bangen täglich darum, ihre Kinder außer Haus zu schicken oder sie ernähren zu können. Und eine verheerende politische und wirtschaftliche Situation bietet wenig bis keine Zukunftsperspektiven. Die Menschen sind den Umständen hilflos ausgeliefert. Wer einen starken Glauben an Gott hat, kann sich daran aufrichten. Alle anderen verzweifeln und verlieren nach dem Vertrauen auch die Zuversicht. Vielleicht ist es gerade diese traumatische Situation, die die Menschen für ein neues Lied empfänglich macht. Wie ein kleines Licht in dunkler Nacht verbreitet es einen Funken Hoffnung und Wärme.
1816, Mariapfarr: Der junge Salzburger Hilfspriester Joseph Mohr verfasst in dem Ort Mariapfarr ein Gedicht mit sechs Strophen. Es trägt den Titel „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.
24.12.1818, Oberndorf: Joseph Mohr – inzwischen Hilfspriester in Oberndorf – überreicht das Gedicht seinem Freund Franz Xaver Gruber. Dieser ist Lehrer im benachbarten Arnsdorf und Organist in Oberndorf. Dort herrschen vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege und neuen Grenzziehungen verheerende Zustände: Die Menschen sind hochverschuldet, haben kein Einkommen und leiden Hunger.
Joseph Mohr bittet Franz Xaver Gruber darum, das Gedicht zu vertonen. Dieser wird die Melodie in D-Dur später als Gelegenheitskomposition betrachten und ihr nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Noch am selben Abend wird das Lied am Ende der Christmette von den beiden zum ersten Mal gesungen: Die Melodie ist für zwei Singstimmen und Gitarrenbegleitung geschrieben.