Seit einem Jahr bin ich im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements unter anderem Ansprechpartner für einen syrischen Flüchtling. Der junge Mann kam Mitte 2015 nach Deutschland und hatte Asyl beantragt. Nach über einem Jahr wurde ihm im August 2016 lediglich der subsidiäre Schutzstatus bewilligt. Die gegen diesen Bescheid sofort eingereichte Klage auf Asylanerkennung zog sich über viele Monate hin
In dieser Zeit ohne irgendeine Nachricht über den Stand der Angelegenheit war mein Schützling oft mutlos und verzweifelt, weil er sich zudem sehr um seine noch in Aleppo befindliche Ehefrau sorgte. Seine Sorgen und Ängste konnte ich gut verstehen und daher versuchte ich stets, ihm Mut zu machen und Zuversicht zu vermitteln.
Ich schrieb E-Mails und Briefe und bewegte seinen Anwalt dazu, beim Gericht Erkundigungen einzuziehen. Als auch dies zu keinem Ergebnis führte, wandte ich mich im Juni dieses Jahres mit einem Schreiben direkt an das Verwaltungsgericht – und erhielt wenige Tage später die Nachricht, dass ein Urteil ergangen und bereits auf dem Weg sei.
Die Freude des jungen Mannes war groß, als er Anfang Juli das langersehnte Urteil in den Händen hielt. Endlich rückte die Möglichkeit näher, seine Ehefrau nach Deutschland holen zu können.
Letzte Woche hatten mein Schützling und ich uns verabredet. „Wie geht es Dir?“, erkundigte ich mich. „Hast Du etwas von Deiner Frau gehört?“ Strahlend und mit leuchtenden Augen sagte er: „Meine Frau kommt in den nächsten Tagen nach Deutschland!“
von Christa Commer