Im Tempel der Technik-Anbetung

Ein Besuch im Louwman-Museum in Den Haag

Wer auf Lack und Leder steht, ist im Louwman-Museum in Den Haag genau richtig. Es beherbergt eine der ältesten privaten Autosammlungen der Welt, und wahrscheinlich auch die schönste. Mehrere hundert historische Fahrzeuge erzählen von der rasanten Geschichte des Automobils – von der Pferdekutsche und den ersten selbstfahrenden Fahrzeugen bis hin zu schnittigen Formel-1-Wagen und modernen Hybridfahrzeugen.

Majestätische chromglänzende Luxuskarossen stehen gleichberechtigt neben den ersten Vertretern preiswerter Familienkutschen. Von manchen Fahrzeugen wurde nur ein einziges Exemplar oder eine geringe Anzahl produziert, während andere für Millionen Menschen auf die Straße gingen. Zu den Highlights zählen zum Beispiel ein witziges Bootauto – mit Rettungsring und Holzreling – ein übertrieben kitschiges Schwanenauto aus Indien, berühmte Fahrzeuge wie James Bonds Aston Martin aus dem Film „Goldfinger“, das Taxi aus „Der Pate“, Elvis Presleys „Fleetwood“-Cadillac oder die Nobelkarren von Sir Winston Churchill und Kaiser Wilhelm. Was waren das noch für Zeiten, als Geld keine Rolle zu spielen schien und das Leben für alle ein bisschen Glanz übrig hatte!

Seit 1934 haben zwei Generationen der Familie Louwman diese einzigartige Kollektion zusammengestellt, die seit 2010 in einem wahren Tempel der Technik-Anbetung residiert. Mit seiner hohen Eingangshalle hat der Neubau des amerikanischen Architekten Michael Graves etwas von einer Kirche. Den Grundstein für die perfekt in Szene gesetzte Sammlung legte der damalige Dodge-Importeur Pieter Louwman 1934 mit einem damals zwanzig Jahre alten Dodge. Der heutige Eigentümer ist Pieters Sohn Evert, Importeur der Marken Lexus, Toyata, Chrysler und Suzuki.

Man mag sich dessen Freude über einen spektakulären Fund in Wladiwostok vorstellen, ein Modell des schon verschollen geglaubten Toyotas AA, der allererste Personenwagen, den der japanische Autobauer 1936 – 1943 in Serie gebaut hat. Das ungeschliffene Juwel war Tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt in Russland als unermüdliches Arbeitstier im Einsatz, bevor es einen würdigen Platz in Loumans Vitrine fand – ein rostiges Stück Geschichte voller Beulen und Blessuren. Daneben der völlig schnörkellose Schreibtisch von Kiichiro Toyoda, der die ersten Prototypen noch in buddhistischer Zeremonie weihen ließ und damit zum Grab seines Vaters fuhr, der ihm das erste Geld zur Gründung seiner Automobilfabrik gegeben hatte.

 

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