Ein Trostbuch für Alterspubertierende
Pubertät ist schlimm. Aber nicht so schlimm wie Alterspubertät, finden Maxim Leo und Jochen Gutsch. Ein Alterspubertier ist ein angegrautes, bequemes, oft kurzsichtiges Wesen Ende 40/Anfang 50, das die Ruhe liebt, das Wandern, das Wort „früher“ und bestuhlte Pop-Konzerte. Irgendwie dazwischen – noch nicht richtig alt und nicht mehr ganz so jung. Oben atmungsaktiv, unten wasserdicht.
Männliche Alterpubertierende zwängen ihre Rundungen gern in Wurstpellen-enge Neoprenanzüge und beginnen einen Kitesurf-Lehrgang. Andere laufen Marathon. Das weibliche Alterspubertier flüchtet sich gern in die Spiritualtität und will „sich neu entdecken“. Oder Marmelade einkochen. Der Lieblingssatz des Alterspubertiers: „Man müsste mal wieder…“.
„Es gibt dieses Gefühl, vielleicht nur noch einmal etwas ändern zu können, bevor die Autobahn des Lebens keine Ausfahrten mehr hat“, weiß das verständnisvolle Autorenduo. Fakt ist, jeder kommt anders mit dem Älterwerden klar. Humor ist nicht die schlechteste Art, sich seinem Schicksal zu ergeben. Besser jedenfalls als „irgend etwas Altersgerechtes“ machen oder das unangenehme Anwandlung von Endlichkeit mit immer neuen sportlichen Ambitionen oder teuren Dampfgarern zu bekämpfen. Hauptsache, es geht weiter. Auch wenn es weh tut.
Ein kleiner Trost: Wir sind nicht allein. Alterspubertiere sind die größte Bevölkerungsgruppe in Europa. Man muss nur die Augen aufhalten, wir sind überall!
Maxim Leo und Jochen Gutsch. Es ist nur eine Phase, Hase. Ein Trostbuch für Alterspubertierende. Ullstein extra, 144 Seiten, 12 Euro.