Mein kleiner Halunke
.
Chico hatte einen schönen roten Apfel im Maul. Ich wunderte mich woher mein Hund den wohl hatte… Er spielte damit, wie mit einem Ball und nagte daran herum.
Als ich am Nachmittag mit ihm spazieren gehen wollte, sah ich, dass am Ende unserer kleinen Stichstraße ein Bauwagen stand. Ein Arbeiter fragte: “Hat Ihr Köter meinen Apfel geklaut?” “Nö” sagte ich empört, denn natürlich mag
ich es nicht, wenn man meinen süßen Hund als Köter beschimpft. Insgeheim schämte ich mich ein bisschen, schließlich war mir nun klar, woher Chico am Morgen den Apfel gemopst hatte. Am nächsten Morgen erschien Chico siegessicher mit einer Tüte zwischen den Zähnen. Er gab es mir sehr ungern. Es handelte sich um ein Käsebrötchen mit Salat, Salami und Remoulade. Sofort war mir bewusst, wo er sich das
bargeldlos besorgt hatte. Ich bin eine ehrliche Haut und das ging zu weit! Beschämten Hauptes ging ich zum Bauwagen, wo die Männer den Weg teerten. Brav bezahlte ich das Brötchen und ging halbwegs aufrecht von dannen, schimpfte etwas mit Chico und verzieh ihm. Dieser Blick – man kann nicht
lange böse sein. Am dritten Tag transportierte er einen Beutel mit drei Frikadellen, inclusive Senfpäckchen in meinen Garten und wollte sich gemütlich an das
Verzehren machen. Als ich es wegnehmen wollte, machte er einen auf Pitbull und sah das überhaupt nicht ein. Ob das davon kommt, dass seine Eltern Straßenhunde waren? Gott sei Dank zogen die Bauarbeiter dann ab, freilich nicht, ohne mich zu fragen: “Und – wie waren die Buletten?” Als wenn ich die gefuttert hätte… Wie die Pfefferminzdrops meiner Freundin Rita. Fragt die mich, wo ihre
Bonbons sind. Ich schaue nur Chico an und schnuppere. Verdächtig frischer Atem!
.
von Reni Petersen
Feb 03