Gewalt in der Pflege

  1. Demenznetzwerktreffen im Rhein-Erft-Kreis am 29.10.2019

Mit der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz – Demenznetzwerk Rhein-Erft-Kreis ist ein breites Netzwerk aus Institutionen und freiwillig Engagierten entstanden, das Angehörigen und Betroffenen vor Ort umfassende Beratung und Hilfe bietet. Ziel des jährlichen Treffens der haupt- und ehrenamtlichen Akteure am 29. Oktober 2019 im Bergheimer Kreishaus war es, Austausch und Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Partner ist das neue Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Region Köln und das südliche Rheinland, das das ehemalige Servicezentrum als Beratungs- und Koordinierungsstelle ablöst. „Mit den Regionalbüros entwickeln wir die beratenden und unterstützenden Angebote für Pflegebedürftige und deren Angehörige weiter. Diejenigen, die Hilfe benötigen, sollen gut vernetzte, bedarfsgerechte Strukturen vorfinden“, so die Leiterin des Regionalbüros und Moderatorin des Treffens, Änne Türke.

Karin Huck und Alina Baars vom Amt für Familien, Generationen und Soziales gaben einen Ausblick auf die 5. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis, die vom 21.-29. März 2020 stattfindet. Unter dem Motto „Zukunftsdialog Demenz 2030 – Wie wollen wir leben“ stehen verschiedene Themen im Mittelpunkt – Netzwerk und Quartier, Prävention und Bewegung, Demenz und kulturelle Teilhabe, Beratung und Unterstützung, Frühe Phasen der Demenz, Demenz und Behinderung. Die Anmeldung läuft bereits – die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz Bergheim plant eine zentrale Veranstaltung am 25. März 2020 im Kulturbahnhof Gleis 11 in Quadrath-Ichendorf – „Demenz in Wort, Bild und Ton“ mit Musik, Lesung und  Kunst-Ausstellung.

Sensibilisierung für Angehörige und Pflegekräfte

Stefan Knor sensibilisierte in seinem Fachvortrag für ein heikles Thema – „Gewalt in der Pflege“.  „Gewalt fängt nicht an, wenn Kranke getötet werden. Sie fängt an, wenn einer sagt: Du bist krank. Du musst tun was ich sage“, erläuterte der Theologe. Immer wieder Weihnachten oder bei Familienfesten wird Oma in die Tagespflege abgeschoben. Kleine Schläge sollen helfen, wenn der Demenzkranke seinen Pflaumenkuchen partout nicht essen will, wenn er nicht an die frische Luft will oder die Farbkombination der selbst ausgewählten Kleidung nicht stimmt. Alte Ehepaare „karten nach“ und rächen sich aus ihrer neuen Machtpositition heraus für Erlittenes aus Jahrzehnten. Schmerzen, Angst oder ein Gefühl der Ohnmacht können bei Demenzkranken zum Teil heftige Reaktionen auslösen. Bei Angehörigen oder Pflegekräften ist Gewalt oft ein Zeichen für Überforderung und ein hohes Frustrationspotential – höchste Zeit, sich Unterstützung zu suchen und einen “gesunden Egoismus” als Selbstschutz aufzubauen.

„Wir sollten aufhören, an unseren Demenzkranken herumzuzerren – was weg ist, ist weg und kann nicht mehr antrainiert werden“, riet Stefan Knor zu einem veränderten Verhalten. Von den Netzwerkpartnern wurde der Wunsch geäußert, dieses Thema in einem Seminar weiter zu vertiefen und vor allem auch rechtliche Fragen zu klären – an wen können Pflegende sich wenden, wann kann ein Außenstehender eingreifen.

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