Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis plant kreisweiten Demenz-Wegweiser
„Es ist schon eine Herausforderung, unsere ehrenamtliche Tätigkeit unter Corona-Bedingungen durchzuführen“, gesteht Dr. Sybille Schreckling, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie und Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis. Einige Angebote für Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige mussten ganz ausgesetzt werden, bei anderen Projekten waren Kreativität und Innovation gefragt. Beim ersten Online-Treffen von Institutionen, freiwillig Engagierten und Mitarbeitern der Stadt Hürth tauschten die Netzwerkpartner ihre Erfahrungen aus.
Während das Land NRW letzte Woche umfangreiche Lockerungen für die Alten- und Pflegeheime verkündete, fühlen sich viele pflegende Angehörige – „der größte Pflegedienst Deutschlands“ – nach einem Jahr Lockdown überfordert und alleingelassen, so Georg Fabian, Zweiter Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft. „Die Älteren sind die Verlierer in der Pandemie“, ist auch Renate Könen von den Tierfreunden Rhein-Erft überzeugt. Bestens qualifiziert nach einer Schulung hängt sie mit ihrem Besuchshund Trixie seit über einem Jahr in der Warteschleife und wartet darauf, in Seniorenheimen und Tagespflegen endlich wieder „Freude schenken“ zu können.
Aufsuchende Betreuung stark eingeschränkt
Auch die beiden Beraterinnen Anne Schürner vom DRK-Kreisverband mit ihren präventiven Hausbesuchen und die neue Wohnberaterin des Rhein-Erft-Kreises, Valeria Erlenkötter, konnten 2020 noch nicht richtig durchstarten. Ziel der „aufsuchenden Betreuung“ ist es, mit den älteren Menschen oder ihren Angehörigen persönlich ins Gespräch zu kommen und einen eventuellen Unterstützungsbedarf zu erörtern.
„Der Bedarf ist groß, viele trauen sich aber auch nicht zuzugeben, dass sie einsam sind und Hilfe benötigen“, weiß Alltagsbegleiter Jens Bäumer. Viel früher mit präventiven Maßnahmen beginnen und der Krankheit Demenz ihren Schrecken nehmen ist ein wichtiges Anliegen der Alzheimer Gesellschaft. Weil Beratung und Austausch in den Selbsthilfegruppen derzeit nur stark eingeschränkt möglich ist, verteilten die Betreuer als kleines Zeichen der Aufmunterung kleine Frühlingstütchen.
Seniorentelefonkreis für Menschen ab 60
Das Sozialamt in Hürth initiierte einen Seniorentelefonkreis für Menschen ab 60, um der zunehmenden Vereinsamung während des Lockdowns entgegenzuwirken. Diakoniemitarbeiterin Tanja David von der Evangelischen Kirche macht in Notfällen Hausbesuche auf Anfrage. Etwas in Bewegung bringen will auch der Kreissportbund und bietet seinen Mitgliedsvereinen umfangreiches Infomaterial und Fördermöglichkeiten für die Integration von Menschen mit beginnender Demenz sowie Schlaganfallpatienten in bereits bestehende oder neu eingerichtete Sport-Gruppen.
Zwei Dinge sind es, die Dr. Schreckling besonders am Herzen liegen – „die Stärkung des Ehrenamts und die Einbeziehung der Jugend“. Seit 2009 läuft ein erfolgreiches Schülerprojekt mit dem Ernst Mach Gymnasium Hürth. 300 Schülerinnen und Schüler der Stufen 9 bis 10 haben schon an den Praktika in der ambulanten Demenzbetreuung der Selbsthilfegruppe „Füreinander“ teilgenommen und dabei Einblicke in die Situation und Einschränkungen von älteren Menschen erhalten – nicht selten der Startschuss für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf.
Die neue Webseite gibt einen Überblick über Einzelprojekte und Hilfsangebote der drei aktiven Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz im Nord- und Südkreis. Als „Wegweiser“ für den gesamten Rhein-Erft-Kreis sind ein Flyer und eine Landkarte mit allen vorhandenen Einrichtungen und Beratungsstellen im Nord- und Südkreis in Arbeit. Auch der regelmäßige Erfahrungsaustausch der freiwillig Engagierten und Fachleuten aus Verwaltung und Seniorenarbeit soll intensiviert werden. Die Planungen für die 6. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis vom 30.04. bis 7.5.2022 laufen bereits, außerdem soll zwei Mal im Jahr ein Netzwerktreffen im Südkreis etabliert werden. In Vorbereitung ist auch ein gemeinsamer Aktionstag „Integration, Rehabilitation und Gesundheit“ am 28. August 2021 auf dem Hürther Marktplatz.
Die Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis besteht seit 2009 und will Demenzerkrankten und ihren Angehörigen mit niedrigschwelligen Betreuungsangeboten, Informationen zu Alltags- und Familienhilfen und fachlicher Beratung Entlastung verschaffen. Ziel ist es, die Lebensqualität von Älteren und Pflegenden zu verbessern, persönliche Ressourcen zu fördern, soziale Teilhabe und Eigenständigkeit zu erhalten. Die Selbsthilfeorganisation ist entstanden aus dem Zusammenschluss von Hilfsangeboten für pflegende Angehörige in Brühl, Erftstadt und Hürth und arbeitet im gesamten Rhein-Erft-Kreis. Enge Kooperation besteht mit der der Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Rhein-Erft-Kreis e. V. (APK) und den regionalen Kooperationspartnern.
Kontakt: Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis e.V. , Krankenhausstr. 42 (im Sana Krankenhaus), 50354 Hürth, Tel. Mobil: 0171 9388800, E-Mail: info@schreckling.eu
www.alzheimer-gesellschaft-rhein-erft-kreis.de