10 Jahre Parkinson-Gruppe Hürth
Es war ein langer Weg, bis Maria Rieder nach einer Odyssee an Arztbesuchen die Diagnose „Parkinson“ erhielt. Dass etwas mit ihr nicht stimmte, ahnte die damals 64jährige Hürtherin schon länger. Insbesondere die linke Körperseite gehorchte nicht mehr, der Gang war unsicher. Auch wenn sie nicht mehr so beweglich ist wie früher, hat sie gelernt, mit ihrer unheilbaren Krankheit zu leben. Kraft geben ihr der Sport und die Musik, aber vor allem der Austausch in einer Selbsthilfegruppe, die sie selbst gegründet hat. „Bei uns finden Sie Gleichgesinnte, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Eine nette Gemeinschaft und gemeinsam gelebte Lebensfreude sind uns wichtig“, beschreibt Maria Rieder das Ziel. Im Oktober 2023 feierte die Gruppe, die inzwischen aus rund zwanzig Mitgliedern besteht, ihr zehnjähriges Jubiläum. Die Treffen finden jeden ersten Dienstag im Monat von 17 bis 19 Uhr in den Räumen der APK, Dieselstraße 4 in Hermülheim statt.
Dass es in Hürth einen solchen Zusammenschluss von Betroffenen und Angehörigen vorher noch nicht gab, fand die engagierte Ehrenamtlerin „sehr bedauerlich“. Gabriele Miller-Staudt vom Selbsthilfe-Büro des Rhein-Erft-Kreises ermutigte sie, eine eigene Parkinson-Gruppe zu gründen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Als ehemalige Krankenschwester und langjährige Krabbelgruppen-Leiterin brachte Frau Rieder die organisatorischen Fähigkeiten bereits mit. Ihr Wissen über die Krankheit und was hilft, teilen die Gruppenmitglieder untereinander, ergänzt durch Referenten, die regelmäßig zu den Treffen eingeladen werden. „Es geht nicht darum, dass wir einander unser Leid klagen. Wir bauen uns gegenseitig auf und lassen niemanden allein“, so die agile 75jährige.
Trommeln gegen die Blockaden
Seit sie nicht mehr Gitarre spielen kann, ist das Trommeln für Maria Rieder ein Mittel, gegen ihre Krankheit anzugehen und ihre Lebensfreude lautstark zu spüren. Einmal in der Woche probt sie mit der Sambagruppe „Brassel Brasilikum“ im Sozialpsychiatrischen Zentrum in Hermülheim. Einst angedacht als lebendige Form von Konzentrationstraining im Rahmen des Tagesstätten Programms der Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Rhein-Erft-Kreis, hat sich die Band aus Besuchern des Hürther SPZ und anderen Menschen, die einfach miteinander Musik machen wollen, längst einen Namen gemacht und ist gut gebucht bei Veranstaltungen und Vereinsfeiern.
Zahlreiche Studien belegen, wie Musik die Lebensqualität von Parkinson-Patienten verbessern kann. Die Freude an der Musik selbst und die damit verbundenen Glücksgefühle sowie das «Sich-in-Einklang-bringen» sorgen für einen regelrechten Dopamin-Kick. Das Belohnungssystem wird angeregt, wodurch sich Bewegungen einfacher auslösen lassen. Bei Parkinson kommt es durch das Absterben von Gehirnzellen zu einem Mangel an dem Botenstoff Dopamin. Muskelsteifheit, Zittern, Gleichgewichts-, Sprach- und Haltungsstörungen sind die Folge. Medikamente können die Krankheit verzögern und die Beschwerden etwas lindern. Nicht nur Maria Rieder hat in der Gemeinschaft ihren Rhythmus gefunden: „Der Gedankenaustausch hält uns fit. Wichtig ist, sich selbst etwas Gutes zu tun und aktiv zu bleiben.“
Kontakt: Maria Rieder, p.t.-selbsthilfe@gmx.de oder
Selbsthilfe-Büro Rhein-Erft-Kreis, Telefon 0 22 34 / 93 34 881, selbsthilfe-rhein-erft@paritaet-nrw.org
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