So lautet der Titel einer Ausstellung der Stadt Bergheim mit Porträts von freiwillig Engagierten jeden Alters. Besuchen Sie unsere Online-Bildergalerie und lesen Sie die Geschichten dahinter. Weitere Informationen, bitte hier klicken!
März 10
Besuch im Museum
Liebe Seniorinnen und Senioren, wir vom Fachforum Seniorenarbeit Bergheim empfehlen einen Besuch im Museum Bergheimat.
Aktuell läuft ein Ausstellung “Römer in Bergheim”. Wer die Ausstellung sieht ist begeistert! Eine Führung unter der Leitung von Astrid Machuj müssen Sie erleben!
März 06
Lazarus… macht mit!
Die LAZARUS Gruppe ist eine der Akteure
in der „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“ in Bergheim.
Durch unsere vielfältigen, unterschiedlich gestalteten Angebote kann ein Betroffener von Beginn seiner Krankheit an intensiv begleitet werden. Ob zunächst durch Besuche in unserem Demenz-Café oder durch die Beratung pflegender Angehöriger oder durch unseren ambulanten Pflegedienst sowie durch regelmäßige Besuche in unserer Tagespflegeeinrichtung in der Heerstraße. Und wenn der Verbleib in der liebgewonnenen Umgebung aufgrund der Schwere der Krankheit nicht mehr gewährleistet werden kann, besteht die Betreuungsmöglichkeit in unserer stationären Einrichtung in der Zeissstraße.
Sprechen Sie uns an, wir suchen gemeinsam mit Ihnen die beste Betreuungsmöglichkeit aus.
Ansprechpartner:
LAZARUS Betriebsführungs- und Trägergesellschaft
Marc Hermann
Zeissstraße 2-6
50126 Bergheim
Tel.: 02271 6791123
März 05
Krank? Honig – eine süße Medizin
Als mich in der vergangenen Woche ein grippaler Infekt überfiel, griff ich aus Gewohnheit (und weil ich nicht unbedingt die herkömmlichen Mittel aus der Apotheke nehmen will) wieder auf altbewährte Hausmittel – unter anderem auf Honig – zurück.
Nach Angaben der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) enthält der Bienennektar etwa 180 Begleitstoffe.
Er schmeckt nicht nur gut, er wirkt antibakteriell, schützt die Körperzellen und erneuert sie. Enzyme, Flavonoide, Hormone und B-Vitamine machen den Honig zu einem Allheilmittel. Er spendet Energie und kann Krankheiten vorbeugen.
Damit Honig seine wertvollen Wirkstoffe behält, sollte er stets nur leicht erwärmt (nicht über 40 Grad) werden. Ein heißer Tee mit Honig bringt also nicht viel. Besser ist ein Glas lauwarmer Tee oder lauwarmes Wasser mit einem Löffel des Bienennektars.
Honig kann auf verschiedenste Weise angewendet werden. Sinnvoll ist zum Beispiel, bei Halsschmerzen einen Teelöffel Honig langsam zu lutschen. Dabei legen sich die Inhaltsstoffe auf den Rachen. Damit die Wirkstoffe sofort in den Magen gelangen, sollte man hingegen bei Magenschmerzen einen Teelöffel Honig schnell hinunterschlucken.
Bei kleinen Wunden empfiehlt es sich, Honig direkt auf die entsprechenden Stellen zu streichen. Honig macht trockene Haut geschmeidig, wirkt schleimlösend bei Husten und hilft bei Schlafstörungen. Da die verschiedenen Honigsorten die Wirkstoffe der Pflanzen enthalten, von denen die Bienen den Nektar gesammelt haben, wird auch jeder Sorte ein spezielles „Fachgebiet“ zugesprochen:
- Akazienhonig ist gut für den Magen und hilft bei Sodbrennen.
- Apfelblütenhonig fördert die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen.
- Blütenhonig regt den Appetit an.
- Heidehonig lindert Nieren- und Blasenbeschwerden.
- Kleehonig ist hilfreich bei Verdauungsbeschwerden.
- Lavendelhonig wirkt – ebenso wie Kleehonig – krampflösend und hilft bei Nervosität und Kopfschmerzen.
- Löwenzahnhonig regt den Stoffwechsel und die Durchblutung an.
- Manukahonig unterstützt die Wundheilung.
- Tannenhonig hilft bei Erkältung und Bronchitis.
- Thymianhonig lindert Husten und Schnupfen.
von Christa Commer
März 05
Meine Kindheit
Es war Ende der vierziger Jahre als mein Vater mit einer Apfelsine nach Hause kam. Wir sechs Kinder hatten so eine Frucht noch nie gesehen, bis dahin kannten wir nur Äpfel, Birnen und Pflaumen aus dem heimischen Garten. Die orangene Farbe war für sich schon faszinierend und so saßen wir alle um diese Frucht und waren gespannt, wie sie wohl schmecken würde. Mein Vater teilte die glänzende Frucht in acht Teile, das ging genau auf. Wir bissen hinein, so wie wir es gewohnt waren bei einem Apfel und verzogen zunächst unser Gesicht wegen der Säure, die Schale schmeckte zu bitter, aber die Frucht schmeckte. Die nächsten Apfelsinen wurden zu Karnevalszeit von dem Prinzenwagen geworfen und die haben wir genauso gegessen: die Apfelsinen wurden mit einem Messer geteilt und wir haben die „Schiffchen“ ausgelutscht. Wir Kinde haben diese Leeren Schiffchen mit „Zähnen“ versehen und damit Monster gespielt. Es hat einige Zeit gedauert bis wir festgestellt hatten, dass man die Frucht auch einfacher aufteilen kann.
von M. Dreyer
März 02
Masern-Impfung für Senioren
Aufgrund des aktuellen Masernausbruchs in Berlin und weiteren Fällen in anderen Regionen Deutschlands rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu einem Impfcheck. Eine Masern-Impfung ist laut Ansicht von Gesundheitsexperten nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen dringend zu empfehlen. Vor allem Kinder, Jugendliche und alle nach 1970 geborenen Erwachsenen sollten ihren Impfschutz gegen Masern überprüfen und fehlende Impfungen möglichst schnell nachholen. Personen, die vor 1970 geboren wurden, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit die Masern bereits durchgemacht und sind bis ins hohe Alter immun gegen die Krankheit.
Auch, wenn nach wie vor am häufigsten Kinder an Masern erkranken, ist der Anteil erwachsener Patienten steigend. Einer der Gründe für diese Entwicklung sind Impflücken: Der Masern-Impfstoff wurde erst in den 60er-Jahren entwickelt und seit den 70er-Jahren flächendeckend in Deutschland eingesetzt.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit: Immer wieder kann es zu Komplikationen wie lebensgefährlichen Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen kommen, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen – auch und besonders im fortgeschrittenen Alter. Die Abwehrkraft des Immunsystems lässt mit den Jahren nach – Impfungen trainieren seine Leistungsfähigkeit und schützen vor gefährlichen Infektionen. Sprechen Sie am besten mit ihrem Arzt, ob eine Masern-Impfung für Sie nötig ist.
März 01
Christa Commer – SeniorTrainerin
Mein Herzenssinn – vom Suchen und Finden
Was mache ich, wenn ich in Rente bin? Diese Frage ging mir, 61 Jahre alt, geschieden, kinderlos, zum ersten Mal durch den Kopf, als ich erfuhr, dass mein Vater sterbenskrank war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir über mein nachberufliches Leben noch keine großen Gedanken gemacht. Ich schob diese Frage lange beiseite. Sie würde sich ja erst in einigen Jahren stellen. Dachte ich.
Wenige Monate später wurde ich selbst krankheitsbedingt jäh aus dem Berufsleben gerissen. Das hat mich sehr aus der Bahn geworfen. Ich hatte meine Arbeit als Assistentin eines Abteilungsleiters in einer großen Anwaltssozietät immer mit viel Freude und großem Engagement verrichtet. Nun wurde mir bewusst, dass im Laufe der Jahre aufgrund meiner meist außergewöhnlichen Arbeitszeiten auch an Wochenenden und Feiertagen meine sozialen Kontakte zum größten Teil weggebrochen waren.
Mein Vater verstarb noch im gleichen Jahr kurz vor Weihnachten. Wir hatten so viele Pläne gemacht, wollten gemeinsam reisen. Jetzt war ich allein und musste meine weitere Lebensplanung intensiv angehen.
Engagiert als Wunschoma
Ich machte mir Gedanken, wie ich neue Bekanntschaften schließen könnte. Mir fielen auf Anhieb nur zwei Möglichkeiten ein: Entweder der Besuch von Kursen oder aber, mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich entschied mich für das Ehrenamt.
Mein Leben lang habe ich Kinder ganz besonders geliebt. Daher reifte die Idee heran, für ein Kind, das keine Großeltern mehr hat, eine „Wunschoma“ zu werden. Ich war ja gewissermaßen schon lange in Übung. Das Kind einer Nachbarin hatte sich, ungeachtet der Tatsache, dass sowohl die Oma mütterlicher- als auch die Oma väterlicherseits noch ganz in der Nähe lebten, eines Tages entschlossen, mich als Oma zu „adoptieren“. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, haben in nunmehr 14 Jahren gekocht, gebacken, gebastelt und vieles mehr. Ich fühlte mich also für ein weiteres Enkelkind bestens gewappnet.
Durch Zufall erfuhr ich von einem Ehrenamt-Informationstag der Stadt Bergheim mit unterschiedlichen Workshops. Das war sehr interessant. Kurze Zeit später bot die Stadt mir an, an einem seniorTrainer-Lehrgang teilzunehmen. Das EFI-Programm vermittelt „Erfahrungswissen für Initiativen“ und bietet engagierten älteren Menschen die Chance, neue Verantwortungsrollen auszuprobieren, sich weiter zu qualifizieren und ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen.
Ich kam mit der „Wunschoma“ im Kopf und dem fertigen Konzept in der Tasche. Angesichts der vielen tollen Projektideen beschlich mich allerdings bald das Gefühl, dass es mich im Grunde genommen doch in eine ganz andere Richtung treibt. Meine großen Stärken waren stets das Schreiben und Organisieren. Ich fragte mich, ob mich nicht doch eher eine Aufgabe in dieser Richtung ausfüllen würde.
Voll im Element
Mit knapp 63 Jahren ging ich in Rente und hatte mich noch immer nicht auf ein Projekt festgelegt. Damals war bei uns in Quadrath-Ichendorf gerade der StadtteilLaden im Aufbau. Ich nahm an den verschiedensten Treffen in der neuen Begegnungsstätte teil. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger informieren, austauschen und neue Kontakte knüpfen. Akteure von Vereinen und anderen Einrichtungen vor Ort nutzen die Räumlichkeiten, um über ihre Arbeit zu informieren und sich zu vernetzen. Beim Organisieren der Einweihungsfeier am 11. Oktober 2011 war ich wieder voll in meinem Element. Auch als Mitglied des Budgetbeirats kommen mir meine beruflichen Kenntnisse sehr zugute.
Inzwischen habe ich gelernt, dass nicht ich ein Projekt, sondern ein Projekt mich finden muss. Immer, wenn ich meine ursprüngliche Wunschoma-Idee realisieren wollte, kam mir etwas Anderes, Neues und Unerwartetes dazwischen.
So sollte ich für einen gewissen Zeitraum die häusliche Betreuung von Kindern übernehmen. Seit mehr als zwei Jahren helfe ich Mitbürgern bei der Korrespondenz mit Behörden. Außerdem erledige ich seit Jahren für eine alte Dame die Abrechnung mit ihrer Krankenkasse. Erst kürzlich kam die Anfrage, ob ich als Lektorin bei der Erstellung einer Jubiläums-Festschrift mitwirken möchte.
Nichts davon habe ich abgelehnt und alles mit großer Freude und einer inneren Zufriedenheit ausgeführt. Bereits während des seniorTrainer-Lehrgangs war ich sehr erstaunt darüber, wie äußerst spannend sich mein nachberufliches Leben doch entwickelt hat. Das entsprach absolut nicht meinen Erwartungen.
Ich hoffe sehr, dass ich bei guter Gesundheit diesen Weg noch viele Jahre weitergehen kann und bin fest davon überzeugt, dass noch einige Überraschungen und gute Begegnungen auf mich warten.
März 01
Michaela Schüßler – Schulbusbegleitung
Streitschlichterin und Kummerkasten
Michaela Schüßler
Mein Name ist Michaela Schüßler, ich bin fast 48 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 15 und 17 Jahren. Nach dem Abitur habe ich als Bürokauffrau in einem großen Einzelhandelsunternehmen gearbeitet. Als die Kinder dann auf der Welt waren, bin ich zu Hause geblieben, um mich um sie zu kümmern. Mittlerweile gehören noch zwei Hunde und zwei Pferde zu unserem Familienunternehmen. Seit viereinhalb Jahren arbeite ich im katholischen Kindergarten in Büsdorf in der Mittagsbetreuung.
Als meine Tochter 2004 in die Grundschule kam, fragte mich eine der aktiven Schulbusbegleiterinnen, ob ich mir auch vorstellen könnte, ehrenamtlich tätig zu werden und morgens eine Tour mitzufahren. Da mir das Wohl der Kinder am Herzen liegt, habe ich ohne großes Zögern zugestimmt. Wir Neulinge wurden erst einmal durch das Kriminalkommissariat Vorbeugung geschult. Hier lag der Schwerpunkt auf der Deeskalation – das heißt in schwierigen Situationen den Dampf aus dem Kessel nehmen. In Rollenspielen haben wir gelernt, uns selbst und andere im Notfall zu verteidigen und die Ruhe zu bewahren.
Morgens schon Stress
Für viele Kinder ist es schon Stress, morgens mit dem Bus zu fahren. Oftmals führen Aggressionen, volle Busse und Zoff unter den Kindern zu Situationen, in die der Busfahrer nicht eingreifen kann. Er muss ja Bus fahren. Hier kommen wir dann beispielsweise als Streitschlichter zum Zuge.
Eigentlich besteht unsere Aufgabe nur darin, in den Schulbussen mitzufahren. Eingreifen sollen wir nur bei extremen Situationen. Auch das Kontrollieren von Fahrkarten gehört nicht zu unseren Aufgaben. Wir helfen den Kleinsten und achten auf die Einhaltung von Regeln. Oftmals sprechen die Kinder aber auch private oder schulische Probleme an, so dass schnell eine „Vertrauenssituation“ entsteht. Die Kinder erzählen, ob eine Arbeit ansteht, sie gelernt haben oder auch nicht und wie später die Note ausgefallen ist.
Meine schönste Bestätigung habe ich erfahren, wenn die Lehrer morgens an der Bushaltestelle vor der Schule sagten: „Ach, Sie sind im Bus. Dann wird der Vormittag wieder ruhiger“. Somit wurde mir klar, dass allein durch meine Anwesenheit die Kinder insgesamt schon entspannter in der Schule ankamen. Auch der Unterricht verlief dann insgesamt geregelter und störungsfreier.
Motiviert und angesprochen fühlte ich mich auch durch die Aussage der Kinder „Wenn Sie dabei sind, fährt der Busfahrer viel ruhiger und vernünftiger.“ Also fuhr ich häufiger diese Route.
Auch unser ehemaliger Ministerpräsident Jürgen Rüttgers war voll des Lobes. „Dass Sie Ihre Freizeit in dieses besondere Anliegen investieren, ist ebenso erfreulich wie beispielhaft und verdient unser aller Anerkennung“, schrieb er uns.
Leider haben die Eltern unsere Arbeit nicht immer unterstützt. Es gab immer wieder Väter und Mütter, die dachten, wir würden ihre Kinder bevormunden. Manche glaubten doch tatsächlich, dass der Alltag im Schulbus zur Entwicklung beitragen würde. Sie sollten lernen, sich im täglichen Nahkampf auf dem Schulweg allein zu behaupten und nicht in allem Unterstützung bekommen. So viel dann zur Ellenbogengesellschaft.
Vorzeigeprojekt in Bergheim
Ein weiteres Problem bei unseren Busfahrten ist oftmals der Rücktransport. Aufgrund der schlechten Busanbindung auf den Dörfern kommt man morgens zwar zur Schule hin, aber leider nicht mehr zurück. Hier haben wir Schulbusbegleiter dann gegenseitig geholfen und uns im Wechsel abgeholt.
Das kreisweite Vorzeigeprojekt von Polizei, der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) und den Kommunen musste nach elf Jahren aus Nachwuchsmangel leider eingestellt werden. Die Stadt Bergheim war die einzige, die bis zuletzt bei der Stange geblieben ist. Seit 2002 waren bis zu 18 Erwachsenen im Stadtgebiet unterwegs. Allein in Büsdorf waren wir zeitweise zu sechst.
Die Mischung aus Jung und Alt war wichtig, weil sie auch die Besetzung der Busse widerspiegelt. Täglich nutzen rund 3.500 Schüler zwischen sechs und 18 Jahren sowie andere Fahrgäste die Busse des Linienverkehrs. Da sind Konflikte vorprogrammiert.
Im Moment begleitet leider niemand mehr die Bergheimer Schulbusse. Meine Kinder sind schon groß und kommen allein klar – für die anderen tut es mir Leid.
Insgesamt kann ich sagen, dass die Zeit als Schulbusbegleiter für mich sehr schön war. Zu vielen Kindern habe ich heute noch Kontakt.
Ich würde mir wünschen, dass es wieder mehr junge und auch ältere Erwachsene geben würde, die das Projekt „Schulbusbegleiter“ wieder aufleben lassen. Unterstützen und mit Rat und Tat auf ihre Aufgabe vorbereiten würde ich sie auf jeden Fall.
März 01
Lars Röcher – Poetry Slam BergReim
Leben mit der Lyrik
Mein Name ist Lars Röcher. Ich bin am 17.03.1989 in Köln geboren, aber seit je her Bergheimer. Schon seit meiner Kindheit wusste ich, dass ich Handwerker werden wollte. Und ich wurde es auch und machte meinen Maler-Gesellenbrief. Ich werde das nie vergessen, was meine Gesellen und Meister mir beibrachten – auch wenn ich inzwischen eher ein „Mundwerker“ bin und nur noch mit Worten male. „Ich vertrete Bergheim, da es sonst keiner tut“ erfolgreich als Poetry Slammer.
Mein bester Freund nahm mich öfter mit zu sogenannten Poetry Slams, was übersetzt so viel wie Dichterwettstreit heißt. Das Publikum entscheidet über den Erfolg oder Nicht-Erfolg der Poeten. Schon bald packte mich der Ehrgeiz, eigene Texte zu schreiben und besser zu sein als mein Freund. Meinen ersten Auftritt hatte ich 2009 in Hagen. Ich war beruhigt, weil mich dort niemand kannte. Nach dem Auftritt verließ ich sehr erleichtert die Bühne und freute mich über die vielen positiven Rückmeldungen.
Das war schlussendlich der Startschuss für ein Leben mit der Lyrik. Bald schon wurde ich zu Poetry Slams in ganz Deutschland eingeladen und reiste herum mit meinen Gedichten im Gepäck. Ich fragte mich, warum diese unglaubliche Szene immer so weit weg sein muss. Warum war so etwas in anderen Städten möglich und hier in Bergheim kennt diese Wettbewerbe keiner?
Organisator von BergReim
Ich bin einfach mit dem Gedanken ins Medio Bergheim gegangen, etwas ganz Neues aufzubauen. Nach langen Gesprächen hatte ich BM.Cultura und die Stadtbibliothek als Verbündete und wir brachten den ersten Poetry Slam nach Bergheim – den „BergReim“. 2014 gab es bereits die fünfte Ausgabe mit Künstlern aus Bergheim, Kerpen und Köln.
Als erster Slam-Master in Bergheim hatte ich es natürlich nicht einfach, eine solche Veranstaltung mit Profis und Amateuren aufzubauen. Im Freundes- und Familienkreis wurde ich anfangs seltsam angeguckt – ich sollte doch lieber etwas Vernünftiges machen. Aber der Funke war entfacht und ich versuche nicht mehr nur, besser zu sein sondern der ganzen Welt zu zeigen, was ich kann. Teilweise wache ich nachts auf und notiere mir einige Wörter, völlig begeistert von meinen Ideenspielen. Ich schreibe eigentlich in allen Lebenslagen und wurde auch schon in der Berufsschule ermahnt, weil ich im Unterricht an meinen Texten gearbeitet habe. Anfangs herrschte in meinen Texten meistens der Schwarze Humor, inzwischen versuche ich jedes Thema zu bedienen.
Keine Routinen
Mein erstes Programm hieß „The One Man Show” und war eher ernst und nachdenklich. Momentan toure ich mit meinem zweiten Soloprogramm „Die primitive Initiative“ durch Deutschland, das sich mehr durch Geschwindigkeit und Satire auszeichnet. Eine ganz spezielle Herausforderung wird es sein, demnächst in der Kölner Justizvollzugsanstalt aufzutreten. Ich lese bestimmte Texte, die meiner Meinung nach zu einander passen. Dazwischen wird über Aktuelles in der Welt gesprochen oder Fragen über meine Person beantwortet. Ich weiß eigentlich nie was passiert, und so gibt es keine Routinen.
Ich besuche auch Schulen und Jugendzentren, um die Poetry-Szene auch hier bei uns bekannter zu machen. Ich leite Workshops, gründe AGs oder übernehme gelegentlich auch einmal den Deutschunterricht. Nicht schlecht für einen ehemaligen Hauptschüler! Es war eigentlich ein Leben im Zirkus, wir sollten ein (?) paar Kunststückchen lernen und das war‘s. Man wird zwar aufs grobe Schulwesen vorbereitet, aber nicht auf das Leben. Deshalb versuche ich in meinen AG’s genau das zu tun.
Lernen fürs Leben
Das Besondere an der Poesie ist die unglaubliche Vielfältigkeit – man lernt so viel fürs Leben wie Freie Rede, kein Lampenfieber haben, den Wortschatz zu erweitern und vieles mehr. Diese Faszination will ich weitergeben, mal witzig, mal nachdenklich. Das Besondere ist der Nervenkitzel hinter der Bühne und natürlich der Blick durch den Vorhang auf die wartenden Massen. Ich stelle mich meistens in eine Ecke mit dem Gesicht zur Wand und geh noch mal alles durch. Durch erzwungenes Gähnen wird man ein wenig ruhiger.
Über die Jahre habe ich dutzend Slammer kennen gelernt, die einem jederzeit einen Schlafplatz anbieten, falls von einem Wettbewerb nicht mehr zurück nach Hause kommt. Es ist dieses Familiäre vor und hinter der Bühne, was einem Halt gibt und einen auch immer wieder antreibt. Es spielt keine Rolle, ob man auf dem letzten Platz landet oder als Deutscher Meister danach sein Bier aus dem Pokal trinkt. Es gibt unter uns keine Hierarchie – man wird einfach ohne Unterschiede als Künstler anerkannt.
Früher bin ich eher mit gesenktem Blick durch die Welt gelaufen. Heute werde ich in Städten erkannt, die einige hundert Kilometer von Bergheim entfernt sind.
Ich möchte nicht mehr nach meinen Äußerlichkeiten beurteilt werden, sondern durch das was ich tue und denke. Nie endender Ruhm, so wie Johnny Cash, das wär’s doch.
März 01
Pauline Delsing – Glasmuseum Ichendorf
Von Gläsern und Menschen
An einem ruhigen Sonntagmorgen fuhren mein Mann und ich mit unseren Kindern – zehn, acht und vier Jahre alt, zum Holzmuseum in Merscheid bei Morbach im Hunsrück. Wir verbrachten mehrere wunderbare Stunden in der liebevoll gestalteten Ausstellung, die in einer zum Museum umgebauten alten Schule untergebracht ist. Die Kinder konnten viel entdecken, anfassen und ausprobieren. Auch wir Erwachsenen erfuhren viel Neues über Holz.
Wieder zu Hause von unserem Wochenendbesuch bei Opa und Oma, fand mein Mann es schon sehr merkwürdig, dass ein solch kleiner Ort ein Museum hat und die Stadt Bergheim nicht. Diese Erkenntnis tat er in der darauf folgenden Zeit dann auch regelmäßig kund und unterhielt sich vielen Leuten.
Design aus Ichendorf
So erfuhren wir, dass es in Ichendorf seit 1898 eine bedeutende Glashütte gegeben hat. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte das Werk in den dreißiger Jahren, als hier mit drei Öfen und etwa 700 Beschäftigten vornehmlich geschliffene Kelchgläser produziert wurden. 1938 kamen täglich rund 30.000 mundgeblasene, veredelte Gläser aus Ichendorf, 80 Prozent gingen ins Ausland. Auch das englische Königshaus kaufte hier ein. Nach dem Krieg wurden auch Einmachgläser hergestellt. Die Marke ICHENDORF stand als Begriff für höchste Qualität auf dem Kristallsektor und für bestes Design. Zu den mehrfach ausgezeichneten Trinkglasgarnituren wurde ein breites Geschenkartikelprogramm aufgebaut, daneben Sonderserien mit künstlerischem Anspruch oder historischem Hintergrund. Unter anderem entstanden originalgetreue Nachschöpfungen römischer Gläser. Mehrere Besitzerwechsel und Rationalisierungszwänge machten auch vor der Ichendorfer Glashütte nicht Halt: Im Juni 1986 wurde der Betrieb eingestellt.
Obwohl wir schon seit sieben Jahren in Quadrath-Ichendorf wohnten und unsere Kinder hier zur Schule gehen, hatten wir noch nie davon gehört. Am selben Abend entstand der Gedanke, ein Glasmuseum einzurichten. Also rief mein Mann die Kölner Stadtanzeiger an, um Leute zu finden, die mit uns diese Idee verwirklichen. Ein Reporter kam zu uns nach Hause und hörte sich die Geschichte an. Er wollte ein Bild mit der ganzen Familie. Ich weiß noch, dass ich gar nicht mit auf das Foto wollte: „Nein, nein, lass mal, dass ist dein Ding, mach du das mal“. Am Mittwoch, den 30. Januar 2002, erschien das Foto groß im Kölner Stadtanzeiger – darauf mein Mann, Michael Hölzemer, und unsere drei Kinder, Angelique, Ben und Carolien nebst Hund. Da war ich schon stolz auf meine engagierte Familie.
Liebe auf den zweiten Blick
Recht schnell meldeten sich einige Leute und so wurde im Mai 2002 der Verein Ichendorfer Glasmuseum gegründet. Gründungsmitglied war ich zwar, aber in den Vorstand wollte ich nicht. Also wurden mein Mann Vorsitzender und unsere älteste Tochter jüngstes Gründungsmitglied. Ab da ging alles ganz schnell.
Da die Kinder von Anfang an dabei waren, gab es für mich immer viel zu tun. Es ist schon eine ganz andere Organisation, ob ich alleine zum Vereinstreffen gehe oder zu fünft. So fanden dann irgendwann einfachheitshalber die meisten Zusammenkünfte bei uns zu Hause statt. Da mein Mann einen Vollzeitjob als Maschinenbau-Ingenieur ausübt, blieb automatisch immer viel an mir hängen – die Telefonate und Botengänge tagsüber sowie Notarbesuche, Kassenberichte und der ganze organisatorische Kram.
Die Materie Glas indes fand ich im Laufe der Zeit immer faszinierender. Als Diplom Kreativ Therapeutin und Sozialpädagogin nahm ich immer mehr Anteil am Aufbau der Ausstellungen. Auch die Herstellung von Glas interessierte mich mehr und mehr.
Die historischen Hintergründe haben mich nie so ganz gepackt, aber die viele Geschichten der ehemaligen Glashütten-Mitarbeiter fand ich sehr spannend.
Ausstellungen und Hobbywerkstatt
Diese Begeisterung für Glas und den menschlichen Anteil bei der Herstellung wollte ich gern weitergeben. So habe ich damit begonnen, mit mehreren Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren zu arbeiten. Die Glashobbywerkstatt war geboren. Über drei Jahren trafen wir uns einmal wöchentlich bei uns zu Hause im Garten und der Werkstatt, um „Hands-On-Vitrinen“, ein Spiegelkabinett, Glasxylophone, eine Murmelbahn, eine Weltkugel aus Glas und was auch immer uns einfiel, herzustellen.
Wir bauten eine große begehbare Spiegelkammer. Ein Oktaeder mit einem Trapezdach, alles mit Glas verkleidet. So groß wie ein Toilettenhäuschen, da konnte man rein gehen und sich wie in ein Kaleidoskop selbst betrachten. Die Spiegelkammer und mehrere andere Objekte sind als Ausstellung durch alle Kindergärten in Quadrath-Ichendorf gegangen, ebenso ins Bergheimer Rathaus. Das war ziemlich aufwändig, das kann ich Ihnen sagen.
Ich musste beim Bauen alles schon so ausrichten, dass die Teile zerlegt werden konnten und in unseren Anhänger passten. Außerdem mussten mit allen Kindergärten Termine für den Auf- und Abbau festgelegt werden. Dafür brauchte ich zwei weitere Erwachsene, die mir an diesen Tagen helfen konnten.
Alle paar Wochen stand wieder ein ganzer Umzugstag mit ab- und wieder aufbauen an. Die nächste Ausstellung ein Jahr später haben wir dann einfachheitshalber direkt in unseren Garten verlegt. Zwei Monaten lang stand die 35 m² Ausstellung im Garten.
In der Woche konnten sich Kindergärten oder Schulklassen anmelden (wir haben zum Glück ein sehr großes Grundstück). Sonntags war jedes Mal Tag der offenen Tür mit Kuchen und Kaffee.
Gemütliche Truppe
Noch viele interessante Gespräche, faszinierende Geschichten und große Ausstellungen folgten. Dazu Jahreshauptversammlungen, Sitzungen bei uns zu Hause, gemeinsame Essen mit Vereinsmitgliedern und zwei GlasKunstMärkte im Bergheimer Medio.
Ich habe mir immer mehr zugetraut und bin an der Aufgabe gewachsen: Mittlerweile bin ich auch im Gründungsvorstand des Vereins zur Einrichtung eines Museums in Bergheim, dem heutigen BergHeimat.
Manchmal wird mir alles zu viel. Aber wenn ich mich wieder mit Glas und dem ganzen Drumherum beschäftigen kann, freut mich das sehr. So sind wir schon 12 Jahre unterwegs in Sachen Glas.
Die Kinder nehmen zwar Anteil, haben aber natürlich schon längst ihre eigenen Hobbys. Mein Mann und ich machen weiter – mal sehen, wo es uns so hinführt. Die Zusammenarbeit im Verein macht Spaß, wir sind ein gemütliche Truppe. Jeder macht, was er kann und wann er es kann.