Lokale Demenz-Allianz mit Workshop und Markt der Möglichkeiten im FuNTASTIK

Wenn das Gedächtnis schwindet, bleiben die Erinnerungen. Bei Menschen mit Demenz verblassen auch diese langsam – doch es gibt Möglichkeiten, um mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen und schöne Zeiten wieder wachzurufen. Alte Fotos oder Musik, Gegenstände aus der Vergangenheit und Kindheit, Märchen und Geschichten sind gute Türöffner und steigern die Lebensqualität der Erkrankten. „Die Erinnerungspflege ist für demenzkranke Menschen von größter Bedeutung – ich erlebe oft, dass die Person regelrecht aufblüht“, so Gedächtnistrainerin und Musikpädagogin Judith Schmitz. Während der Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis hatte die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz am Donnerstag, 5. Mai, zu einem Workshop und Markt der Möglichkeiten ins FuNTASTIK in Bergheim eingeladen und präsentierte ihre vielfältigen Beratungs- und Hilfsangebote. Die Krankheit Demenz verstehen und viele Impulse geben, so das Ziel des Netzwerks aus Bergheimer Institutionen und freiwillig Engagierten.

Valerie Erlenkötter & Alina Baars vom Rhein-Erft-Kreis

Dieter Olscher betreut das Digital-Projekt beim DRK

Die Kreisstadt Bergheim mit Isabel Dappert-Winter und Marion Eckart (außen) sowie den beiden Damen von der Betreuungsstelle.

Biene Astrid Kurth im Einsatz für die Tierfreunde

Allianz-Flyer und Erinnerungskoffer

Erinnerungshelfer der Alzheimer Gesellschaft

Dieter Olscher und Renate Schander vom DRK

Achim Hermes und Hans-Jürgen Knabben

Wolfgang Brandt von der AG SHG

Thorsten Peiler & AWO-Kollegin Judith Schmitz

Bewegt Älterwerden mit Helga Bajohr vom KSB

Werner Wieczorek, Leiter der Stadtbibliothek Bergheim

Hannelore Satzky und Anni Wilbertz von der Alzheimer Gesellschaft

Begrüßung

Das Seniorenportal-Team Andrea Floß und Hans-Jürgen Knabben

Das Motto „Pflege für die Pflegenden“ aufgreifend, stand die nicht immer leichte Situation pflegender Angehöriger im Mittelpunkt. Entlastung und Unterstützung bietet etwa die Alzheimer Gesellschaft Bergheim mit ihrer Herzenssprechstunde, Demenzcafés und Gesprächskreisen. Mit dabei waren auch die Fachstelle Älterwerden, das Inklusionsteam und der Betreuungsstelle der Stadt Bergheim, der Rhein-Erft-Kreis mit seiner Wohnberatung, die Tierfreunde Rhein-Erft mit ihrem Projekt „Freude schenken“, der Kreissportbund mit einem Alltagsfitnesstest, die Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen sowie das Seniorenportal Bergheim, das DRK und die AWO-Tagespflege.

In der Stadtbibliothek Bergheim stehen neben Ratgebern und Medien zum Thema Demenz verschiedene „Erinnerungskoffer“ zur kostenlosen Ausleihe bereit – sie standen im Fokus des Workshops mit Judith Schmitz. Im „Männerkoffer“ etwa warten ein VW-Käfer oder ein Fußball, Werkzeuge, Schachfiguren oder ein Kartenspiel auf ihren Einsatz. Bücher wie „Omas Kuchen ist der Beste“ oder„Das Alltagsgeschichtenbuch“ mit Gesprächsvorschlägen und Rätseln sind perfekt zum Vorlesen, die„Singliesel“ mit bekannten Volksliedern lädt zum Mitsingen oder zum Geschichtenerzählen ein.

Brigitte Bell & Annegret Aigner

Viele Ideen für freiwillig Engagierte

Gedächtnistrainerin & Musikpädagogin Judith Schmitz.

Der Männerkoffer

Alles bereit für den Workshop

5 Erinnerungskoffer stehen in der Stadtbibliothek zur Ausleihe bereit.

Gleich ins Herz schlossen die Workshop-Teilnehmerinnen den blauen Plüsch-Wellensittich – einen „Hansi“ hatten früher viele Familien. Wer nicht auf die fertig gepackten Erinnerungskoffer zurückgreifen will, kann auch seinen ganz persönlichen für zu Hause packen – mit den Gegenständen, die im Leben des Angehörigen eine Rolle gespielt haben – „so lässt sich zum Beispiel ganz wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern, wenn die Mutter gern mit Nadel und Faden umgegangen ist“, erklärt Judith Schmitz. Eine gute Nachricht hatte auch Politiker Achim Hermes dabei, der kurz bei der Lokalen Allianz vorbeischaute: So soll in der Klosterstraße demnächst eine „Demenzmusterwohnung“ entstehen, in der sich besichtigen lässt, was das Leben im Alter leichter macht.

Lokale Demenz-Allianz Bergheim mit Markt der Möglichkeiten am 5. Mai 2022

Die Lokale Demenz-Allianz für Menschen mit Demenz bereitet ihre Veranstaltung zur Demenzwoche vor.

„Pflege für die Pflegenden – Die Situation von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz” ist das Thema 6. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis, die vom 30.04. bis zum 07.05.2022 flächendeckend im gesamten Kreisgebiet stattfindet, wieder in Kooperation mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Region Köln und das südliche Rheinland.

Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in Bergheim präsentiert dazu bei einem „Markt der Möglichkeiten“ am 5. Mai 2022 von 13 bis 17 Uhr im Bürgerzentrum FuNTASTIK (Meissener Str. 7, 50126 Bergheim) ihr breites Beratungs- und Unterstützungsangebot. Mit dabei sind die Alzheimer-Gesellschaft und die Stadtbibliothek Bergheim (Demenz-Lesepaten, Streamingdienste, Medien zum Thema Demenz), der Rhein-Erft-Kreis (Wohnberatung) und der Kreis-Sportbund (Bewegungsförderung und Alltags- Fitness-Test), das Inklusionsteam der Kreisstadt Bergheim, das Maria-Hilf-Krankenhaus (Pflegekurse), die Tierfreunde Rhein-Erft („Freude schenken“), das DRK-Pflegeheim, das Lazarus-Haus und die AWO-Tagespflege sowie das Seniorenportal Bergheim und das DRK mit ihren digitalen Angeboten.

Workshop Erinnerungskoffer – mit Singliesel und Wellensittich

Referentin Judith Schmitz und Werner Wieczorek von der Stadtbibliothek Bergheim.

Parallel dazu findet ein kostenloser Workshop zum Thema „Erinnerungskoffer“ von 13:30 bis 16:30 Uhr mit Gedächtnistrainerin und Musikpädagogin Judith Schmitz statt. Für den Workshop ist eine Anmeldung erforderlich unter stadtbibliothek@bergheim.de oder telefonisch unter 02271 / 89 – 368. „Pflegende Angehörige und in der Demenzarbeit Tätige suchen immer wieder nach Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu aktivieren und Gedächtnisbrücken – was liegt da näher als ein Koffer voller Erinnerungen?“ erklärt Judith Schmitz. Verschiedene Materialsammlungen zu unterschiedlichen Themen stehen in der Stadtbibliothek kostenlos zur Ausleihe bereit.  Der Koffer zu dem Thema „Im Haus“ etwa enthält die perfekt zum Vorlesen geeigneten  Bücher „Omas Kuchen ist der Beste“ und „Das Alltagsgeschichtenbuch“ mit vielen Gesprächsvorschlägen und Rätseln rund um den Alltag. Die „Singliesel“ mit bekannten Volksliedern lädt zum Mitsingen oder zum Geschichtenerzählen ein. Aus verschiedenen Materialien wie Stoff, Holz, Metall oder Papier sind die enthaltenen Garnrollen, ein Topf oder etwa ein blauer Plüsch-Wellensittich – Anlässe für Gespräche und die Biographiearbeit. „Der Koffer eignet sich auch wunderbar für das Gedächtnistraining“, so Referentin Judith Schmitz. Man könne sich auch seinen ganz persönlichen Erinnerungskoffer für zu Hause packen – mit den Gegenständen, die im Leben des Angehörigen eine Rolle gespielt haben – „so lässt sich zum Beispiel ganz wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern“.

Informationen und Zeit zum Austausch

Demenz gehört zu den häufigsten Erkrankungen des fortgeschrittenen Alters und macht auch vor dem Rhein-Erft-Kreis nicht halt. Die Erkrankung verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen erheblich, insbesondere, wenn sie die Pflege übernehmen. Von den pflegebedürftigen Personen im Rhein-Erft-Kreis werden knapp 60% (Stand 15.12.2019) ausschließlich durch Angehörige gepflegt und betreut. Dadurch wird deutlich, dass pflegende Angehörige eine sehr große und bedeutende Rolle in der häuslichen Pflege einnehmen.

Damit pflegende Angehörige auch bei Fragen, gesundheitlichen Einschränkungen oder anderen Herausforderungen eine Lösung finden, bietet die Demenzwoche dieses Jahr vermehrt Angebote, um sich zu informieren, eine Auszeit zu nehmen oder Zeit zum Austauschen. Die Verantstaltungsreihe startet mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung am Samstag, 30. April 2022, 09.00 Uhr, im großen Sitzungssaal des Kreistags- und Kulturgebäudes, Willy-Brandt-Platz 1, 50126 Bergheim. Neben zwei fachbezogenen Impulsreferaten ist eine musikalische Untermalung vom Salonorchester aus Hürth sowie die Ausstellungseröffnung der Wanderausstellung „Was heißt schon alt?“ Bestandteil des Programms.

Von den Netzwerkpartnern der Lokalen Allianz Bergheim geplant sind außerdem auch wieder der Benefiz(Hunde)Spaziergang der Tierfreunde Rhein-Erft (1. Mai), eine Erlebnisreise in Wort & Ton in der Stadtbibliothek (3. Mai, 15-16 Uhr), der Workshop „Kunst und Musik“ (2. Mai, 15:30 – 16:30 Uhr, AWO-Betreuungseinrichtung Quadrath-Ichendorf)  sowie ein Gedächtnisparcours mit Übungen und Spielen im Curacon-Treff (Südwest-Str. 16, 50126 Bergheim, 4. Mai, 15-17 Uhr). Den krönenden Abschluss der Demenzwoche bildet traditionsgemäß „Der Ball – Tanzen für Menschen mit und ohne Demenz“ am Samstag, 7. Mai 2022, 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr im festlichen Ambiente im Schloss Paffendorf, Burggasse, 50126 Bergheim-Paffendorf.

Das ausführliche Printprogramm findet sich unter https://www.rhein-erft-kreis.de/sites/default/files/onlineprogramm.pdf

Alle Infos: https://www.rhein-erft-kreis.de/demenzwoche

Experten geben Tipps zum Thema Demenz

Rainer Sturm / pixelio

Die Situation pflegender Angehöriger steht im Mittelpunkt der 6. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis vom 30. April bis zum 7. Mai 2022. Demenz, eine der häufigsten Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter, verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, auch das der Angehörigen erheblich. Aktuell werden 2,6 Millionen pflegebedürftige Personen ausschließlich von pflegenden Angehörigen im häuslichen Umfeld versorgt, im Rhein-Erft-Kreis übernehmen knapp 60 % (Stand 15.12.2019) diese wichtige Aufgabe, meist neben dem Beruf.

Mit Experten-Vorträgen aus dem Bereich Medizin, Sport und Nachbarschaftshilfe geben der Rhein-Erft-Kreis in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft am 2. Mai 2022 von 13:30 Uhr bis 17 Uhr Einblicke in Hilfsmöglichkeiten und Netzwerke im Kreis.

Vorträge zum Thema Nachbarschaftshilfe und Sport

„Zum einen werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Ursachen und Therapiemöglichkeiten aktualisiert, zum anderen wird dargestellt, was wir selbst tun können, um uns und Erkrankte zu schützen“, erläutert Dr. Sybille Schreckling, Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis. Bei dem Expertentag im Bergheimer Kreishaus werden Prof. Dr. Frank Jessen, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie der Universität Köln, neue Behandlungsmöglichkeiten bei Demenz vorstellen. Prof. Gregor Hohenberg vom Telemedizinischen Zentrum Hamm-Lippstadt referiert zum Thema „Das Netzwerk Telemedizin in der Selbsthilfe“, der Sportwissenschaftler Dr. Georg Schick über das Thema „Körperliche Aktivität, Demenz und psychosoziale Gesundheit“. Zwischen den Vorträgen bietet die Gesangsgruppe Stumm Auflockerungselemente und Musik. Die Veranstaltung findet im Kreistagsgebäude KT E.1 statt, Willy-Brandt-Platz 1, 50126 Bergheim. Eine Anmeldung ist erforderlich unter pflege@rhein-erft-kreis.de.

Wege aus der Einsamkeit

Um einen besseren Pflegealltag und einen sicheren Umgang mit dem Erkrankten zu ermöglichen, organisiert die Alzheimer Gesellschaft unter anderem Gesprächskreise für pflegende Angehörige, Pflegekurse, Beratungs- und Bewegungsangebote. Ziel ist es, pflegenden Angehörigen mit praktischen Hilfen und Tipps für den Alltag zur Seite zu stehen und über die Krankheit Demenz, Behandlungsmethoden, therapeutische Hilfsmöglichkeiten, finanzielle Hilfen und Stressbewältigung aufzuklären.

Über die Chancen und Möglichkeiten der Nachbarschaftshilfe hatte Prof. Gregor Hohenberg die Teilnehmer einer Veranstaltung im Bürgerhaus Hürth im März bereits online informiert. Durch die Corona-Krise hätten digitale Hilfsmittel einen ordentlichen Schub erhalten. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen bot das Internet oft die einzige Möglichkeit,  den Austausch mit der Familie und Freunden aufrecht zu erhalten und zumindest online die Sprechstunde beim Arzt, Kultur- und Sportangebote zu besuchen.

Online-Kurse zum Thema Nachbarschaftshilfe

Die Versorgung und Betreuung einer Person mit gesundheitsbedingten Einschränkungen muss nicht nur auf Familienmitglieder beschränkt bleiben, pflegende Angehörige könnten auch Freunde und Nachbarn sein. Die Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis bietet dazu zertifizierte Kurse zum Nachbarschaftshelfer. „Es gibt viele Wege aus der Einsamkeit – und ohne viel Aufwand kann man lernen, Menschen mit Demenz zu helfen und in Notsituation richtig zu reagieren“, so Frau Dr. Schreckling. Was sie besonders schätzt, ist auch das generationenverbindende Element an diesem Projekt: Die Jüngeren, die mit dem Internet aufgewachsen sind, könnten den Ältern die Handhabe von technischen Hilfsmitteln – Computer, Smartphone, Headset – gut vertraut machen. Auch Bewegung, Kommunikation oder Berührung sei wichtig, um die Situation von Menschen mit Demenz zu verbessern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Mehr Infos: Alzheimer-Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis, info@schreckling.eu oder telefonisch über 0157-34702309.

www.alzheimer-rhein-erft-kreis.de