Demenzgeschichten: Freude, Lustig, Spaß und Lachen

 

Der Karl ist lustig, obwohl er mittags noch im Unterhemd herum läuft.

Er meint, der Kevin wäre mit seinem Angeber-Fahrrad beinahe

Auf einer Bananen-Schale ausgerutscht.

 

Wir lachen über ihn, er schaut nur und grinst.

Mit seinem Angeber-Fahrrad.

Mit Außenspiegel. Damit er sich wohl selbst sehen kann?

 

Ich bin der Kurt, der kleine Kurt.

Früher hat mich das gestört. Na ja, so mit den Mädchen,

Schwierig war es halt. Bis ich die Berta traf, damals.

 

Ach war das eine schöne Zeit.

Fast fünfzig Jahre mit ihr zusammen.

Jetzt ist sie schon vor zwei Jahren gegangen.

Heute stört mich meine Größe nicht mehr. Ha,ha Größe!

 

Und der Bananen-Kevin? Und der Doppel-Ripp- Karl?

Ha,ha das ist ein Völkchen hier – ha,ha! Zum Totlachen!

 

Im Rahmen eines Familien-Pflege-Projekts leben die oben erwähnten Personen bei einer Gastfamilie.

Manfred Michael Bohn

Tipp: Ochsenbrust

Ochsenbrust
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Zutaten für 2 Personen:
500 g Ochsenbrust
1 Lorbeeblatt
5 Pfefferkörner, Salz
1 Stange Porree
250 g Knollensellerie
2 Möhren
4 Stiele Petersilie, 4 Schnittlauch
1,5 EL Butter
2 EL Mehl
125 ml Milch
2 EL Schlagsahne
1 EL geriebener Meerrettich aus dem Glas
schwarzer Pfeffer, Zucker, Muskatnuss
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Zubereitung
Fleisch mit Lorbeer und Pfefferkörnern in einen Topf legen und mit Wasser und 1 TL Salz bedecken und aufkochen.
Dann so lange abschäumen, bis die Brühe klar ist. Deckel drauf und 2
Stunden köcheln lassen.
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Porree halbieren, mit Sellerie, Möhren und Petersilie in einen Topf geben und ca. 20 Min garen – bissfest. Dann heraus nehmen und in die Fleischbrühe geben.
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Butter in einem Topf schmelzen und Mehl mit einem Schneebesen einrühren. Mit 125 nl Fleischbrühe ablöschen und gut verrühren.
Milch dazu geben und rühren, bis die Soße sämig ist. Sahne und Meerrettich unterrühren und mit Pfeffer, Prise Zucker und etwas Muskatnuss abschmecken.
Schnittlauch fein hacken, Fleisch und Gemüse in Portionen schneiden und auf einer Platte anrichten. Mit Brühe begießen und mit Schnittlauch bestreuen. Mit der Soße servieren… dazu schmecken Salzkartoffeln.
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von Gertrud Breuer

Selbsthilfegruppe “Freude schenken” am Start

Mit ihrem ehrenamtlichen Angebot „Freude schenken“ haben die Tierfreunde Rhein-Erft einen Volltreffer gelandet. In stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegen sind die regelmäßigen Besuche von Mensch/Hund-Teams der Renner. „Mit Pflegebedürftigen nach Terminabsprache Spaß und Freude haben, da machen unsere Hunde gern und fleißig mit“, sagt Renate Könen, Sprecherin der Tierfreunde. „Tiere, insbesondere Hunde, sind wahre „Türöffner“. Ohne jede Art von Vorbehalten, erreichen sie den Zugang zu Personen, der Zweibeinern oft längst verwehrt ist.

Die positive Resonanz hat die Tierfreunde bewogen, einen weiteren Schritt zu tun. „Kürzlich wurde die Selbsthilfegruppe (SHG) „Freunde schenken“ ins Leben gerufen, die sich künftig einmal monatlich in lockerer Atmosphäre trifft“, so Könen. Ziel ist die Entlastung von pflegenden Angehörigen ebenso, wie Personen mit Langzeiterkrankung oder Handikap Mut zu machen.

Das nächste Treffen der SHG „Freude schenken“ findet am Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.00 Uhr, „Em Pittermännche“, Zeiss-Str. 7, 50126 Bergheim, statt.

Offen ist die Gruppe für alle, die das kostenfreie Angebot nutzen möchten, zwangslos im überschaubaren Kreis Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.

Sich mittel- bzw. langfristig um Pflegebedürftige zu kümmern, ist für beide Seiten nicht leicht – weder physisch noch psychisch. Überforderung endet oft in einem Teufelskreis. Die Erkenntnis zu haben, nicht allein „auf weiter Flur“ zu sein, sondern mit anderen „im gleichen Boot“ zu sitzen, kann vieles erträglicher machen.

Mehr Infos: http://www.tierfreunde-rhein-erft.de/tipps_termine.htm

Kontakt: info@tierfreunde-rhein-erft.de

Demenzgeschichten: Quo vadis domina?

Pfade, Wege, Straßen, die sich gabeln oder verzweigen,

Die aufsteigen oder sich neigen.

Die Karte ist nie das Gebiet.

Die Landkarte in meinem Kopf ist meine, sie ist nicht genau wie deine.

 

Wir kennen die Welt des anderen nicht.

Ist sie groß oder klein, ist sie breit oder schmal, ist sie hell oder dunkel,

Ist sie immer schön oder manchmal auch nicht?

Ich schau in den Spiegel, sehe ein Gesicht, erkenne mich nicht.

 

Doch wie ist es, wenn der Horizont weicht?

Ist sehen, hören, riechen und fühlen noch stark oder seicht?

Wie ist das Erleben, ob es zum Leben reicht?

 

Was sagt das Gewissen, merken wir nur zu Beginn,

Was nicht mehr geht, was wir vermissen.

Später vielleicht nur wahrnehmen, was weiter besteht.

Die Liebe des anderen ist die Brücke zu mir,

Ich schenke Dir ein Lächeln und fühle ein wir.

 

Für den flüchtigen Betrachter mag das Leben von B.G. arm an Reizen u. Freude sein. Sie scheint das Leben im Gegenteil sehr zu genießen.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: So viel bedeutet!

Manfred Michael Bohn

 

Weichen, Schienen, Schwellen, Schotter. Der Zug, eine Dampflok, viele Waggons.

Was für eine Welt ist das?

 

Ein Bahnhof mit Kuppeln und Fenstern. Vorn sind die Gleise und Bahnsteige mit Menschen.

Was für eine Welt ist das?

 

Ich sehe die Häuser, die Bäume und Sträucher und einen Hund, der im Garten steht.

Blumen und Beete, Straßen und Wege, einen Radfahrer und Autos.

Was für eine Welt ist das?

 

Alles nur Figuren – Miniaturen – Plastik zumeist.

Aber da – etwas bewegt sich – ein Zug auf der Platte herumkreist.

Was für eine Welt ist das?

 

Viel zu betrachten,

Ich denke nach, über – wie und über – was

Nur –

Was für eine Welt ist das?

 

Sie hat ihm so viel bedeutet. Heute weiß der an schwerer Demenz erkrankte A.R. mit seiner Modelleisenbahn-Anlage nichts mehr anzufangen.

Demenzgeschichten: Natur im Kopf

Natur im Kopf

Ich mag die Natur, die Bäume, die Steine und, und?

Ein Baum kann auch ein Freund sein, genauso wie ein Stein.

Steine sind schön.

Wenn ich sie berühre, spüre ich die Ewigkeit.

Die es eigentlich gar nicht gibt.

Alles verändert sich, alles vergeht.

Sogar ein Stein, der auch!

Man kann es fühlen: Glatt, rau, rissig, porig, löchrig, kantig, eckig, rund, spitz, flach.

Im Sommer, in der Sonne sind sie ganz warm, manchmal sogar heiß.

Sie nehmen die Energie auf. Wie wir.

Im Winter sind sie kühl oder kalt, eiskalt.

Meine Steine.

Es gibt so viele. Die mir gefallen, die nehme ich mit. Mit nach Haus.

Mit Ihnen kann ich gestalten,

Kommunizieren, empfinden.

Ich gebe ihnen ein Zuhause,

Sie geben mir die Zeit.

Wenn ich sie berühre,

Spüre ich die Ewigkeit.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Kreis des Lebens

Der Kreis des Lebens vollendet sich.

Die letzten Schritte erscheinen ruhig und friedlich.

Wenn ein Mensch in dieser Form von uns geht,

Seine Seele sanft in den Orbit entschwebt.

 

Die Körper nehmen sich ihren Weg zur Natur,

Das Jenseits hat Zeit, es braucht keine Uhr.

In jungen Jahren wir manchmal denken,

Wer wird unseren Geist in die Sphären lenken.

 

Geist und Seele kennen wohl den Weg

In den ewigen Frieden der Unendlichkeit.

Sie ist ganz nah und daher gar nicht so weit.

Irgendwann lassen wir los, sind dann bereit.

 

Ich tu so, als ob ich die Wolken beiseite schiebe,

Es bleiben: Der Traum, das Glück, das Leben, die Liebe.

 

Der Kreis beginnt sich zu schließen. Die sterbende Frau Z. wird in ihrem letzten Lebensabschnitt liebevoll versorgt.

Manfred Michael Bohn

Demenz – dieses schreckliche Wort

“Romys Salon” – ein toller Film und ein tolles Buch

Im Kino ist gerade „Romys Salon“ angelaufen – ein Kinderfilm nach der Buchvorlage der niederländischen Autorin Tamara Bos. Den Film habe ich noch nicht gesehen, das Buch kann ich nur jedem empfehlen. Worum geht’s?

Romy ist zehn Jahre alt und muss nach der Schule zu ihrer Oma Stine, die einen Friseursalon hat. Nach der Trennung von ihrem Vater hat ihre Mutter nicht so viel Zeit und muss arbeiten. Romy ist nicht gern bei ihrer Oma – sie ist immer so streng. Aber dann erlebt das Mädchen hautnah mit, wie die Krankheit Demenz die alte Dame immer mehr verändert und ein Umzug ins Pflegeheim unumgänglich wird. Oma Stine vergisst immer mehr Dinge, erinnert sich dafür aber um so lieber an ihre Kindheit in Dänemark und die Ferien am Meer. Das Mädchen unterstützt ihre Oma, wo sie kann, damit niemand etwas merkt.  Aber als Stine plötzlich im Nachthemd im Salon steht, nehmen die Dinge ihren Lauf.

„Das hier ist auch eine traurige Geschichte. Aber irgendwie auch nicht“, heißt es im Vorwort. Denn es ist eine Familiengeschichte, wie sie überall vorkommen könnte. Und dann wünscht man sich eine so liebevolle Enkelin, die sich so mitfühlend um ihre Oma kümmert. Letzendlich bringt die Krankheit alle einander wieder näher. “Wir verstehen uns jetzt viel besser. Oma wohnt noch immer im Weidenhof. Aber wir sorgen dafür, dass ihre letzte Zeit eine schöne Zeit wird.” So sollte es sein.

Tamara Bos: Romys Salon. Gerstenberg. 176 Seiten. 19,90 Euro.

Demenzgeschichten: Wasserfall

Wasser fließt,

Wasser sprudelt,

Wasser flüstert,

Wasser prickelt

Und ist warm auf meiner Haut.

Wasser zum Leben,

Ohne geht es wohl nicht.

Schwebst du im Wasser,

Spürst kaum dein Gewicht.

Wasser heilt,

Wasser stärkt,

Wasser lindert.

Wasser ist gut.

Bestaunt schon als Kind,

Wie es zwischen den Fingern zerrinnt.

Gleich wo ich bin und auch innen es fühle,

Die herrliche Kühle,

Geschoben, gezogen,

Von Wellen und Wogen.

Auffälliges Verhalten – kann nicht mehr schnell schalten,

Alte Fähigkeiten schwinden – doch im Wasser…

Ist das Befinden – leicht, locker, wohlig, bewegend, weich, Warm, fühlbar, spürbar, wunderbar.

Besondere Freude zu jeder Zeit,

Genuss kann ich tragen, bis in die Ewigkeit.

 

Herr S. genießt mit seiner Betreuung unbeschwerte Stunden im Thermalbad.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Traudel, mein Baby

Mein Kind, das schläft.

Ich spanne aus, das tut mir gut, die Ruhe im Haus.

Wenn Traudel erwacht, so heißt das Kind,

Sogleich meine Gedanken ganz bei ihr sind.

Als junge Mutter mit Sorge bedacht,

Möchte ich mir stets sagen, alles richtig gemacht.

Wir zwei sind eins, sie ist ein Teil von mir.

Für immer zusammen, ist mein liebendes Gespür.

Wie herrlich das Fühlen,

Für mein Baby da zu sein,

Sie ist und bleibt meines

Lebens Sonnenschein.

 

Frau M.R. (ü80) empfindet sich als junge Frau und geht nirgendwo hin ohne ihren Kinderwagen mit ihrem „Baby“ Traudel ( eine Puppe).

 

Manfred Michael Bohn

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