Die einen wollen so gut wie möglich vorbereitet sein, auf das was kommt. Deswegen schauen sie eher auf die Fehler und Probleme und sie erwarten, dass es schief geht. Pessimisten maximieren also das Gefühl von Sicherheit.
.
Die anderen wollen die Welt so positiv wie möglich sehen und erwarten den bestmöglichen Ausgang. Das hat den Vorteil des Sich-gut-Fühlen. Optimisten maximieren also ihr Glücksgefühl.
.
Wir alle wissen natürlich, dass unser Leben schlecht ausgeht. Erst verlieren wir uns liebe Menschen und am Ende sterben wir selbst. Wer das ignorieren kann, ist ein Optimist, wer es nicht verdrängen kann, ein Pessimist.
.
Ich schätze mal, Pessimisten leben länger, weil sie besser in der Vorsorge sind,
Optimisten haben eine besser Zeit, bis sie sterben.
Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.
.
Liebesbeziehungen haben unter anderem die wichtige Funktion, sich gegenseitig bei der Verdrängung zu unterstützen. Sie erleben es als sehr verbindend, wenn es ihnen gelingt, gemeinsam zu lachen und sich zu versichern: Wir sitzen zwar am Rande des Abgrunds und irgendwann fällt einer hinein… aber warum sich schon heute darüber Sorgen machen. Schwierig wird es, wenn beide eine ganz verschiedene Sicht haben.
“Du bist so naiv. Du mit deiner rosaroten Brille. So weltfremd…”
“Ja, du siehst überall nur Probleme. Du machst alles nur schlecht… das ist doch kein Leben.” Da ist dann eine Haltung der Toleranz wichtig, die liebevoll mit der Ansicht des anderen umgeht und sie nicht entwertet.
.
In unserer modernen Gesellschaft wird eine optimistische Haltung mehr respektiert. Jemand, der ein finsteres Gesicht macht und vermittelt, dass er niemandem traut, ist wohl für wenige Jobs geeignet. In früheren Epochen war das durchaus anders und Pessimisten wurden als tiefsinnige Menschen angesehen. Im Idealfall streben wir nach Ausgleich. Niemand ist 100 % Pessimist oder Optimist. Der gut Mix bringt es also. Wenn der Optimist sich auch zwingt, sich mit Risiken und Gefahren zu beschäftigen und der Pessimist sich klar macht, dass es meistens anders kommt, als befürchtet.
.
von Helga-Agnes Cubitzki