Eine schöne Geschichte:
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Ein 90-jähriger Mann, in guter Verfassung, entschied sich nach dem Tod seiner Frau, in ein Altenheim zu ziehen. Es war auch ein Platz frei und so konnte er am nächsten Monatsbeginn einziehen. Er musste noch eine Zeit lang im Aufenthaltsraum des Heims warten, bis die letzten Vorbereitungen
getroffen waren. Als ich ihn abholte und sagte, nun sei das Zimmer für ihn fertig, da lächelte er freundlich. Langsam richtete er sich auf und ging mit mir auf seinen Stock gestützt, zum Aufzug. Ich beschreibe ihm seinen kleinen Raum. Zu meiner Überraschung erwidert er so richtig begeistert:
“Mir gefällt er sehr gut!” Ich sage: “Aber Sie haben Ihr Zimmer ja noch gar nicht gesehen. Ein wenig Geduld… wir sind gleich da.”
“Das hat damit nichts zu tun”, sagt er, “ob ich den Raum nun mag oder
nicht, das hängt nicht von der Einrichtung ab. Es hängt viel mehr davon ab, wie ich den Raum sehen will! Und ich habe schon die Entscheidung getroffen, dass ich diesen Raum mag. Jeden Morgen nach dem Aufwachen, werde ich mich an diese Entscheidung
erinnern und mich darüber freuen, hier in guten Händen zu sein. Ich habe die Wahl: Ich kann morgens im Bett liegen bleiben und alle Probleme aufzählen, die ich mit den Zipperlein meines alten Körpers habe… oder ich kann aufstehen und dem Himmel Dank sagen für das, was mir noch an Gesundheit geblieben ist. Jeder Tag ist ein Geschenk und solange ich meine
Augen öffnen kann, werde ich sie auf den neuen Tag richten. Das Alter ist ein Bankkonto. Am Ende deines Lebens kannst du abheben, was du im Verlauf deinen Lebens entlang deines Lebensweges deponiert hast. Und wenn du alles
Glück, was du erlangen konntest, auf der Bank deiner Erinnerungen deponiert hast, hast du ein reich gefülltes Konto mit vielen Glücksmomenten!”
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von Helga-Agnes Cubitzki
Sep 05