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Gute Information!
112 und 116117: Ärztliche Notrufnummern in Deutschland
Der 3. Mai 1969. Ein Sonnabend. Ein Tag wie jeder andere. Und doch soll er Deutschland verändern – auch wenn dafür eine Tragödie nötig ist. Auf seinem Weg vom Schwimmbad nach Hause wird der achtjährige Björn Steiger von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt. Obwohl mehrere Zeugen sofort die Polizei und den Rettungsdienst alarmieren, dauert es eine geschlagene Stunde, bis ein Rettungswagen am Unfallort eintrifft. Der kleine Björn verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus, nur wenige Tage vor seinem neunten Geburtstag.
Das Problem: Ende der Sechziger gab es noch keine zentralen Notrufnummern in Deutschland, keine ständig besetzte Leitstelle, keine Koordinierung der Hilfsorganisationen untereinander. Björns Vater Siegfried nahm den persönlichen Schicksalsschlag zum Anlass, dies zu ändern. Er gründete die Björn-Steiger-Stiftung, mit dem Ziel, die Kommunikation im Rettungsdienstwesen zu verbessern. Mit Erfolg: Die seit 1973 überall in Deutschland gültigen Notrufnummern 110 und 112 gehen auf diese Initiative zurück, ebenso wie eine große Zahl der Notrufsäulen an unseren Straßen. Wie du dich heute bei einem medizinischen Notfall verhältst, sagen wir dir hier!
Darum geht’s:
Krankenwagen, Notarzt, Feuerwehr: Welche Nummer wofür?
Spät abends, am Wochenende oder feiertags: Medizinische Notfälle halten sich nicht an Öffnungszeiten von Arztpraxen und Apotheken. Was also tun? Zwei Notrufnummern für Deutschland solltest du dir grundsätzlich merken, wenn es um die Gesundheit geht: die 112 und die 116117. Im Folgenden erläutern wir genauer, wann du welche Nummer anrufst. Dabei ist die 112 für Notfälle bestimmt, die 116117 für dringende, aber nicht lebensbedrohliche Situationen.
Übersicht: Die wichtigsten Notrufnummern in Deutschland
- Polizei: 110
- Rettungsdienst und Feuerwehr: 112
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116117
112: Wann rufst du den Rettungsdienst an?
Mit der Nummer 112 erreichst du den Rettungsdienst. Sie ist für akute, möglicherweise sogar lebensbedrohliche Notfälle reserviert. Dazu zählen unter anderem:
- Anzeichen für einen Herzinfarkt (starker Brustschmerz, Atemnot, kalter Schweiß)
- Anzeichen für einen Schlaganfall (Seh- und Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen)
- Unfälle mit schweren Verletzungen/hohem Blutverlust
- Ohnmacht/Bewusstlosigkeit
- allergischer Schock (Anaphylaxie)
- starke Schmerzen
- schwere Verbrennungen
- Asthmaanfall (anfallsartige Atemnot)
Wenn du dir nicht sicher bist, ob der Zustand lebensbedrohlich ist oder werden könnte, wähle die 112!
Der Notrufexperte am Telefon entscheidet, welcher Einsatzwagen für welchen Fall nötigt ist und ob ein Notarzt mitfährt. Grundsätzlich wird aber bei fast jedem Notfall ein Rettungswagen zum Geschehen geschickt.
Liegt kein akuter Notfall vor, aber der Betroffene benötigt einen Transport ins nächste Krankenhaus und kann nicht selbst fahren, wird die Rettungsdienstzentrale einen Krankenwagen schicken. Ist es medizinisch geboten (!), übernimmt die Krankenkasse die Kosten für den Rettungswagenwageneinsatz und den Krankentransport.
Wichtig: Die 112 gilt EU-weit!
116117: Wann rufst du den ärztlichen Bereitschaftsdienst an?
In dringenden, aber nicht lebensbedrohlichen Fällen wählst du 116117 – die bundesweite Nummer für den Bereitschaftsdienst, auch Notdienst genannt. Dies ist die Anrufzentrale des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, der dich an Bereitschaftsdienstpraxen verweist, die du dann gegebenenfalls aufsuchen kannst. In einigen Fällen kommt ein ärztlicher Bereitschaftsdienst zu dir nach Hause – dann, wenn dein Gesundheitszustand es dir nicht ermöglicht, in eine Praxis zu kommen oder die betreffende Bereitschaftspraxis nicht besetzt ist.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgt sowohl Kassen- als auch Privatpatienten, die Kosten werden übernommen.
Typische Fälle für den Bereitschaftsdienst:
- Erkältungskrankheiten
- Grippale Infekte mit Fieber und Schmerzen
- Infektionen von Hals, Nase, Ohren (HNO)
- Magen-Darm-Infekte mit Brechdurchfall
- Migräne
- Hexenschuss
Das musst du bei einem Notfall tun:
- Bleibe ruhig. Hektik und Hast können den Notfall verschlimmern!
- Sichere falls nötig die Unfallstelle!
- Rufe Hilfe (Notruf)!
- Leiste soweit möglich Erste Hilfe!
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Welche Angaben musst du beim Notruf machen?
Oberstes Gebot: Ruhe bewahren! Du musst den Notfall klar und deutlich beschreiben. Dann schilderst du die Situation anhand der fünf sogenannten W-Fragen des Notrufs:
- Wo ist etwas geschehen?
- Was genau ist geschehen?
- Wie viele Personen sind betroffen?
- Welche Art von Notfall/Verletzung liegt vor?
- Warten auf Rückfragen!
Je genauer du die Ereignisse wiedergibst, desto schneller und besser vorbereitet sind die Rettungskräfte vor Ort!
Liste der deutschen Giftnotrufzentralen
Es gibt noch keinen einheitlichen Giftnotruf für das gesamte Bundesgebiet, aber eine Reihe von regionalen Zentralen, bei denen der Notruf im Falle einer Vergiftung eingeht. Auch hier musst du den Vorfall anhand der W-Fragen schildern: Wer ist betroffen, was und in welcher Menge hat die Vergiftung ausgelöst, wann ist sie passiert und wie äußern sich die konkreten Symptome? Liegt bereits eine lebensbedrohliche Situation vor, wähle gleich die 112. Die Nummern für die einzelnen Bundesländer lauten wie folgt:
- Baden-Württemberg (Telefon: 0761 19240)
- Bayern (Telefon: 089 19240)
- Berlin, Brandenburg (Telefon: 030 19240)
- Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen (Telefon: 0551 192 40)
- Hessen, Rheinland-Pfalz (Telefon: 06131 192 40)
- Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen (Telefon: 0361 730730)
- Nordrhein-Westfalen (Telefon: 0228 19240)
- Saarland (Telefon: 06841 19240)