Wege aus der Corona-Angst

Lokale Demenz-Allianz bietet Unterstützung

 

Menschen in Senioreneinrichtungen und pflegende Angehörige haben unter der Corona-Zeit besonders gelitten, resümiert Änne Türke vom Kölner Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz die schwierigen Lockdown-Monate. Während in den Alten- und Pflegeheimen inzwischen schon wieder einige Lockerungen möglich sind, warten viele Ehrenamtler und ambulante Dienste seit über einem Jahr darauf, ihre vielfältigen Hilfs- und Unterstützungsangebote wieder hochfahren zu dürfen.  Zu der großen Einsamkeit kam das Gefühl der Überforderung, Angst und Unsicherheit. Viele Angehörige fühlten sich allein gelassen und seien an ihre Grenzen gekommen, weil Entlastungs- und Hilfsangebote nur sehr eingeschränkt möglich waren. Die Sehnsucht nach Normalität in Form von Austausch, Beratung, Hausbesuchen, Demenz-Cafés, gemeinsamen Singen oder Gruppen-Sport ist groß.

Lange konnte sich das Demenznetzwerk Rhein-Erft-Kreis nur online treffen. Erwartungsgemäß nutzten die Anwesenden der Lokalen Allianz das erste “echte” Treffen im großen Sitzungssaal des Kreishauses zum regen Austausch und Ausblick auf die gemeinsamen Projekte. In seinem Fachvortrag hob der Theologe Stefan Knor hervor, wie wichtig die Arbeit der professionellen Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte vor Ort ist – zur Entlastung der pflegenden Angehörigen ebenso wie für die Demenz-Erkrankten selbst. „Zu der Krankheit Demenz ist nun auch noch Corona gekommen, was die oft zwiespältigen Gefühle noch verstärkt“, warb der Theologe für gegenseitiges Verständnis.

Gute Gedanken säen

Probleme werden in der Familie bewältigt, ein Grund dafür, warum viele Betroffene sich keine Hilfe suchen oder die Entscheidung für ein Pflegeheim zu lange herauszögern. Oftmals stören ungelöste Probleme aus der Vergangenheit und ein vorbelastetes Verhältnis zum Erkrankten die Beziehungen, aus permanenter Überlastung, Sorge, Scham und Schuldgefühl wird nicht selten Aggression. Diese bekommen oft auch professionelle Pflegekräfte zu spüren. „Viele Angehörige wissen alles besser, zeigen wenig Verständnis für den Erkrankten, über- oder unterfordern ihn,“ so Stefan Knor. „Es ist unsere Aufgabe, gute Gedanken zu säen, die Menschen auf beiden Seiten ernst zu nehmen, wertzuschätzen und nicht nur Durchhalteparolen auszugeben.“

Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz ist angetreten, die Situation von Erkrankten und ihren Familien zu verbessern und im Rhein-Erft-Kreis ein breites Hilfe-Netzwerk aus engagierten Ehrenamtlern und Fachkräften aus Verwaltung und Seniorenarbeit aufzubauen. Mit viel Kreativität seien in der Corona-Zeit Alternativen zu laufenden Projekten entwickelt worden, so der neue Amtsleiter für Betreuung, Pflege und Senioren, Patrik Klameth. Da Hausbesuche nicht möglich waren, sei die Beratung meist online oder telefonisch erfolgt. Als eine von 22 Modellkommunen ist der Rhein-Kreis in das Förderprogramm „Guter Lebensabend NRW“ aufgenommen und will Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte den Weg zur Regelversorgung ebnen. Auch der Reha-Sport wird großgeschrieben: In Kooperation mit der Alzheimer-Gesellschaft und dem Verbund der Krankenkassen sollen Schulungen für Übungsleiter und Senioren-Kurse ins Leben gerufen werden.

In Bergheim hat in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek, der Alzheimer Gesellschaft und dem Regionalbüro die Qualifizierung von Demenz-Lesepaten begonnen. In Hürth bereitet die Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis einen „Tag der Pflegenden Angehörigen“ vor: Am Samstag, den 28.8.21 von  11.00 bis 17.00 Uhr, ist eine Open-Air-Veranstaltung auf dem Otto-Räcke-Platz geplant. Teilnehmer sind der Kreissportbund, die Hürther Brücke der Kulturen, die Arbeitsgemeinschaft psychisch Kranke mit der WIR GgmbH, das Sana Krankenhaus und die Salus Klinik. Am 5. Oktober steht der „Fachtag Digitalisierung in der Pflege“ an. Auch die Demenzwoche, die 2020 ausfallen musste, ist schon in Vorbereitung: Sie findet vom 30. April bis zum 7. Mai 2022 statt.

 

 

 

 

 

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