André Hénocque – Der offene Bücherschrank

Bücher für alle

André Hénocque

Seit wenigen Monaten Rentner hatte ich Zeit zur Verfügung, die ich nach Gutdünken

sinnvoll einsetzen oder verschwenden konnte. Also habe ich beim SeniorTrainerkurs Anfang 2011 mitgemacht. Die Stadt Bergheim setzt dabei auf die Erfahrung und das Wissen älterer Menschen, die ihre vielfältigen Kenntnisse aus Beruf und Privatleben ehrenamtlich weitergeben und ein eigenes Projekt auf die Beine stellen wollen.

Der Abschlusstag kam immer näher. Jeder Teilnehmer sollte ein Projekt vorstellen, das ihm besonders am Herzen lag und das er in Bergheim verwirklichen wollte. Mir wollte aber partout nichts einfallen.

Als französischer Staatsbürger mit über 50-jähriger „Bergheim-Erfahrung“ überlegte ich etwas zu machen, das diesen beiden Tatsachen gerecht wurde. Vielleicht einen Lesekreis auf Französisch? Oder Vorlesen im Krankenhaus? Nein, das alles gab es schon zuhauf.

Aber Bücher überhaupt, Bücher für alle! Das war’s. Ich hatte von der Initiative mit öffentlichen und jederzeit zugänglichen Bücherschränken gehört, die bereits in mehreren Städten aktiv und offenbar sehr erfolgreich war. Mitmenschen zum Lesen anregen. Das ist die Idee, die dahinter steckt. Meine Landsmännin Monique Roden brauchte ich nicht zu überzeugen. Sie war sofort Feuer und Flamme. Wir betreuen bereits den „halboffenen“ Bücherschrank im Stadtteilladen Quadrath-Ichendorf, der allerdings nur zu den Öffnungszeiten zugänglich ist.

Aktion der Stadt Bergheim und RWE

Die Ausbildung als SeniorTrainer kam uns nun zugute: Als Erstes wurde ein Ablaufplan entworfen, ganz nach den erlernten Vorgaben. Wir sprachen mit verschiedenen Entscheidungsträgern, die den Plan hervorragend fanden, jedoch an der Durchführung nicht beteiligt sein wollten – meistens aus Zeitmangel. Wir ließen uns nicht entmutigen und besuchten mehrere Städte, die bereits einen Bücherschrank ihr Eigen nannten und uns Ratschläge erteilen konnten. Zunächst interessierten uns die Standortwahl und ganz besonders die Finanzierung.

Was tun? Da kamen uns der berühmte Zufall und die Bürgermeisterin der Stadt Bergheim zur Hilfe. Diese vermittelte uns einen Kontakt zu RWE Deutschland, die Bücherschränke sponsern und instandhalten. Sie meldete unseren Bedarf an und in kürzester Zeit kam eine konzertierte Aktion gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Energieversorger zustande.

Schnell war eine geeignete Stelle in der Bergheimer Fußgängerzone an der kleinen Erftbrücke gefunden. Hier kommen jeden Tag viele Leute vorbei und man kann sich auch einmal gemütlich auf die Bank an der Erft setzen und ein Buch anlesen, bevor man es mit nach Hause nimmt.

Mit Hilfe des Architekten Hans Jürgen Greve richteten wir das „Stadtmöbel“ baulich her und übergaben das stabile und wetterfeste Prachtstück am 8. Mai 2012 seiner Bestimmung. „Ein offener Bücherschrank, jederzeit zugänglich, mit Literatur für jedermann – das ist eine tolle Idee“, schwärmte auch Maria Pfordt. „Der Bücherschrank ist ganz klar eine Bereicherung für unsere Stadt. Wir wünschen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger regen Gebrauch von diesem Angebot machen.“

Der schwarze, massive Stahlschrank mit robusten Plexiglastüren ist 2,20 Meter hoch und 60 Zentimeter breit und hat damit Platz für ungefähr 250 Bücher. In die Regalfächer können Passanten jederzeit Bücher hineinstellen, die sie selbst nicht mehr benötigen, aber jemand anderem zur Verfügung stellen wollen. So finden der ausgelesene spannende Krimi oder auch das Kochbuch vielleicht bald einen neuen Leser. Wer kein Buch hat, das er in den Schrank stellen kann, der darf natürlich trotzdem eines herausnehmen und lesen. Wir lagern auch gern einmal ein Buch bei uns zu Hause zwischen, sollte der Schrank einmal voll sein.

Schrankpaten sehen nach dem Rechten

Die Erstbefüllung, etwa 250 Bücher, kam größtenteils aus dem Fundus der ersten Schrankpaten: Monique und  mir. Denn mit der Errichtung fing die Arbeit erst richtig an. Zweimal täglich sehen wir nach unserem „Baby”. Mittlerweile stellen die Bergheimer Bürger selbständig Bücher ein, allerdings nicht immer in der von uns vorgesehenen Ordnung und manchmal auch nicht in annehmbaren Zustand.

Nicht Brauchbares wird genauso aussortiert wie Rassistisches oder Schriften religiöser Gruppierungen und politischer Parteien. Wir möchten keine Zensur üben, müssen jedoch auf ein gewisses Niveau achten.

Unser Bücherschrank ist eine Erfolgsgeschichte: Die Ausleihe funktioniert hervorragend. Menschen, die über Jahrzehnte kein Buch angefasst haben, entdecken wieder längst vergessene Lieblingsbücher, ob leichte Muse oder schwierige philosophische Betrachtungen – man kann hier alles finden. Zurzeit stehen beispielsweise Johannes Mario Simmel und Karl May einträchtig neben Agatha Christie, Pinocchio oder dem Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas.

Auch Kinder sind willkommen und können Geschichten entdecken, die schon ihre Eltern verzaubert haben. Hier kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen und ins Träumen geraten. Nichts ist vorgefertigt wie im Kino – man muss sich sein Zauberschloss, seine Fee und seine Monster selbst ausdenken.

Ich gehe gern auf meinem täglichen Weg durch die Fußgängerzone zu meinem Schrank und freue mich, wenn ich ihn wieder mit neuen Werken füttern kann.

So bekommt unsere Stadt ein ganz klein wenig mehr Lebensqualität und ich wünsche und hoffe, das viele Gemeinden diesem schönen Beispiel folgen und Lesen wieder eine tägliche Selbstverständlichkeit wird: Das haptische Vergnügen eines gedruckten Buches ist einfach unvergleichlich.

 

Maria Seemann – Besuchs- und Begleitdienst

Der Engel mit den helfenden Händen

 

Maria Seemann

Maria Seemann

Als ich 2001 aus dem bayerischen Ansbach zu meinem Sohn nach Niederaußem gezogen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich mich hier so glücklich fühlen würde. Geboren bin ich 1926 in Bad Windsheim, aufgewachsen auf einem großen Bauernhof. Wir waren vier Geschwister, jeder musste mit anpacken. Einen Beruf zu erlernen, davon konnte ich als Mädchen nur träumen. Mit 27 Jahren habe ich geheiratet. Ansbach war völlig ausgebombt, deshalb sind wir erst einmal bei den Eltern meines Mannes unterkommen.

Mein Sohn ist 1953 geboren und es war klar, dass ich zu Hause bleiben und für die Familie da sein würde. Die leiseste Andeutung in Richtung „Mama geht arbeiten“ führte bei ihm zu schärfstem Protest: „Dann werde ich ein Lumperle und komme nie mehr aus der Schule heim“, drohte er mir scherzhaft. Als Landvermesser war mein Mann viel unterwegs, deshalb steckte ich wieder einmal zurück. Aber als mein Sohn aus dem Haus und in der Lehre war, konnte mir endlich meinen großen Wunsch erfüllen. Ich habe an einem Kurs für Helferinnen des Diakonischen Werks teilgenommen und war in der Sozialstation in der Haus- und Familienpflege tätig. Für andere da zu sein und mich zu kümmern, ist mir ein tiefes Bedürfnis und wohl meine Lebensaufgabe. Mein Vater hat immer gesagt: „Nehmt Rücksicht und seid anständig“ – das werde ich nie vergessen.

Für andere da sein

Als mein Mann vor 24 Jahren plötzlich und völlig unerwartet gestorben ist, bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Er ging aus dem Haus und verabschiedete sich mit einem Kuss und einem „heute komme ich früh wieder“. Dann ist er am Tisch einfach so zusammengesackt und seine Kollegen mussten mir die schlimme Nachricht überbringen. Auch wenn der Arzt gesagt hat, dass ich froh sein sollte, dass er einen so schönen Tod gehabt hat, war es anfangs sehr schwer für mich.

Die Arbeit, das Haus und der große Garten gaben mir Trost. Mein Sohn überraschte mich mit seinem Plan, aufzustocken und mich zu sich nach Bergheim zu holen. Ich kam vor dreizehn Jahren in den Rhein-Erft-Kreis mit dem Gedanken, ihm eigentlich abzusagen – aber da war der Dachstuhl schon fertig. Ich habe es nie bereut, auch wenn andere gesagt haben: „Wie kannst Du aus dem schönen Mittelfranken nur dahin ziehen?“ Hier gibt es so schöne Ecken, man muss nur die Augen aufmachen. Und nur zu Hause zu sitzen wäre mir zu langweilig gewesen. „Raus aus dem Bau“ kann ich jedem nur raten, wenn es gesundheitlich geht und man mobil ist. Ich habe den Führerschein und kurze Strecken fahre ich auch noch selbst.

Den Alltag hinter sich lassen

Damals war gerade das Stadtteilforum im Aufbau, da war ich von Anfang mit an dabei. Zum Netzwerkfrühstück treffen wir uns regelmäßig in Bergheim, ich weiß nicht wie viele Kannen Kaffee ich dafür schon in den Baracken gekocht habe. Jetzt steht da ja das Familienzentrum FunTastik. Man trifft immer nette Menschen, tauscht sich aus und hat Spaß miteinander.

Beim Besuchs- und Begleitdienst gehen wir mit Menschen, die allein nicht mehr klar kommen, ehrenamtlich zum Arzt oder zu den Behörden, helfen beim Einkaufen, beim Ausfüllen von Anträgen, gehen mit ihnen spazieren, sind Gesprächspartner oder kommen zu Besuch ins Krankenhaus. Dort ist es manchmal sehr einsam, aber manchmal ist es das auch zu Hause – trotz einer professionellen Pflege. Wir organisieren auch qualifizierte Entlastungs- und Betreuungsangebote für Angehörige und Menschen mit Demenz. Diese Abwechslung ist gut für beide Seiten, man kann mal abschalten und aufleben, neue Kontakte knüpfen und den nicht immer ganz einfachen Alltag hinter sich lassen.

Eine erblindete alte Dame habe ich sieben Jahre lang betreut, bin mit ihr nach Bedburg zum Arzt gefahren. Sie hat mir einen Brief geschrieben, der mir sehr nahe gegangen ist: „Es ist schwer, Du hast niemanden zum Reden und niemanden zum Fragen – die Helfenden Hände geben dir Trost und machen Dir Mut“. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Unser Kontakt ist leider abgebrochen, nachdem sie weiter weg ins Altenheim und später zu ihrem Sohn gezogen ist.

Zeit zum Zuhören

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die die Situation eines alten Menschen erheblich verbessern. Es macht etwas aus, ob ein Bett am Fenster steht und man hinaus schauen kann, wie man miteinander spricht. Der Ton macht die Musik, ich finde es schade, wie schroff manchmal miteinander umgegangen wird. Keine Zeit, keine Liebe – dabei ist es so wichtig, zuzuhören, füreinander da zu sein, mal die Hand des anderen zu nehmen. Mein Sohn sagt immer: „Mutti, pass auf Dich auf, lass Dir das nicht zu nah gehen“. Aber ich kann nicht anders – ich muss immer an meine Menschen denken.

Nicht alle haben das Glück, so gut aufgenommen zu werden wie ich hier im Kreis meiner Familie. Ich habe meinen Enkel aufwachsen sehen, er studiert mittlerweile in Aachen und besucht mich manchmal mit seiner Freundin. Er scheint wohl mein Helfergen geerbt zu haben und fragt mich immer, ob er etwas für mich tun kann. Meine Schwiegertochter ist Holländerin und schnappt sich morgens schon mal den Kaffeebecher und den Frühstücksteller und kommt einfach hoch zu mir zum Erzählen.

Jetzt mit meinen 88 Jahren muss ich mich ein bisschen zurück nehmen. Anfang des Jahres hatte ich einen Schlaganfall, aber so lange es geht, will ich weitermachen.
Was man gibt, das kommt auch an einen zurück, das ist meine feste Überzeugung.

Herzenssinn… Neue Bilder vom Engagement

Die Geschichten hinter der Ausstellung

Freiwilliges Engagement ist eine wichtige Säule des gesellschaftlichen Miteinanders. Die Art sich zu engagieren, sich im Privatbereich sinnvolle Aufgaben zu suchen, das nachbarschaftliche Miteinander kreativ zu bereichern, die eigenen Stärken anderen Menschen zur Verfügung zu stellen oder aus persönlicher Betroffenheit eine Lösung für sich und andere zu erfinden, ist sehr unterschiedlich. Immer mehr Menschen verwirklichen heute mit ihrem Engagement eigene Herzensangelegenheiten oder suchen sinnvolle Möglichkeiten z. Bsp. ihren Ruhestand zu gestalten.

Freiwilliges Engagement ist individueller geworden. Ein neues Bild vom Engagement ist entstanden. Der Eine bringt z. Bsp. die Tradition des Gipfelbuches aus seiner bayrischen Heimat auf die Glessener Höhe. Eine Andere chattet mit trauernden Jugendlichen. Eine Dritte qualifiziert sich zur seniorTrainerin und lässt ein neues Projekt reifen. Eine engagiert sich in einem Verein, ein Anderer möchte sich lieber informell mit Gleichgesinnten austauschen.

Die Bildergalerie zeigt stellvertretend für die vielen Engagements, wie Bergheimerinnen und Bergheimer jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft das Zusammenleben in Bergheim mitgestalten. So verschieden ihre Anliegen sind, sie haben eines gemeinsam, nämlich die Freude an dem, was sie tun.

Sie zeigen: Engagement kommt von Herzen.

Hier eine Auswahl von den vielen Engagierten, die Tag für Tag das Leben der Kreisstadt Bergheim bereichern und es lebendig und bunt machen.

 

Bildergalerie:

 

Bilder von Monika Kluza, Düsseldorfer Fotografin.
Aufgenommen für eine Ausstellung im Rahmen der 700 Jahr Feier Stadt Bergheim


Die Geschichten hinter den Gesichtern

aufgeschrieben und bearbeitet von Andrea Floß –

 

 

Hans Beilhack, Initiative Glessener Höhe

Christa Commer, seniorTrainerin

Pauline Delsing, Ichendorfer Glasmuseum

André Hénocque, Bücherschrank

Annemarie Nellen, Gemeinsam gegen Einsam

Lars Röcher, Poetryslam / BergReim

Jalil Schwarz, Friedenskoch

Michaela Schüßler Schulbusbegleitung

Maria Seemann, Besuchs und Begleitdienst

 

 

Stadtbibliothek Bergheim als Ideenschmiede

Lokale Allianz für Menschen mit Demenz   Es geht weiter… Es entsteht was Gutes!          

Die Bergheimer Allianz für Menschen mit Demenz startet durch: Beim ersten Treffen des Netzwerks nach der Gründung am 6. November 2014 schmiedeten die Partner zahlreiche Ideen zur Verbesserung der Situation von Erkrankten und ihren Angehörigen. Weitere lesen, hier klicken…

 

Stadtbibliothek Bergheim als Ideenschmiede

Lokale Allianz für Menschen mit Demenz    

Stadtbiblio   


 

 

 

AllianzDemenzBeginn

Das Gruppenbild, Copyrights: Werbepost/Clemens

 

Die Bergheimer Allianz für Menschen mit Demenz startet durch: Beim ersten Treffen des Netzwerks nach der Gründung am 6. November 2014 schmiedeten die Partner zahlreiche Ideen zur Verbesserung der Situation von Erkrankten und ihren Angehörigen. Im Zentrum des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Programms steht die Stadtbibliothek. Schon durch ihre zentrale Lage mitten im Herzen der Kreisstadt ist sie eine ideale Anlaufstelle für Informationen, Austausch, Veranstaltungen und niederschwellige Angebote.

„Wir wollen die Teilhabemöglichkeiten nachhaltig verbessern und das Tabu Demenz brechen“, erläutert Werner Wieczorek, Leiter der Stadtbibliothek. Schon jetzt bietet die Bibliothek Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, sozialen Schichten und Altersgruppen Orientierung inmitten einer wachsenden Informationsflut. Zielgruppengerechte Medienangebote wie Großdruckbuch, Hörbücher und E-books zur Ausleihe sind besonders auf die Bedürfnisse von Älteren zugeschnitten. Barrierefreiheit wird in allen Räumen groß geschrieben.

Ab sofort wartet auch ein umfangreicher Büchertisch zum Thema Demenz und Alzheimer auf die Besucher – mit Ratgebern, Kochbüchern, Romanen, Bilderbüchern und Filmen. Ausgeliehen werden können auch fünf eigens angeschaffte „Erinnerungskoffer“. Die Alltagsgegenstände aus der Kindheit und Jugendzeit von Senioren sind ein idealer Türöffner, regen zu Gesprächen an und eignen sich als Gedächtnistraining für Einzelne und in der Gruppe.

Wider das Vergessen  

In Bergheim kümmern sich bereits jetzt zahlreiche Initiativen um Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen – von der Alzheimer-Gesellschaft über die Seniorenzentren und Gesundheitseinrichtungen bis hin zu Initiativen wie dem Besuch- und Begleitdienst oder den „4 Pfoten“. Ziel der „Lokalen Allianz“ in enger Kooperation mit der Stadtverwaltung und dem Rhein-Erft-Kreis ist es, durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch von Menschen aus der Betreuungspraxis und Betroffenen bestehende Angebote besser zu vernetzen und neue Projekte auf den Weg zu bringen.  Das „Fachforum Seniorenarbeit“ der Stadt Bergheim dient dabei als Online-Plattform des Netzwerks und bündelt Informationen und Veranstaltungstipps für die breite Öffentlichkeit. In einem passwortgeschützten Raum können die Akteure direkt miteinander kommunizieren und haben Zugriff auf die umfassende Materialsammlung. 

Der Umgang mit demenziell veränderten Menschen, ihren Einschränkungen, aber auch ihren besonderen Ressourcen erfordert besondere Kenntnisse und fachliche Begleitung. Das Bibliothekspersonal und die ehrenamtlichen Vorleser werden deshalb speziell geschult. Den Anfang gemacht als vom Rhein-Erft-Kreis ausgebildete Demenz-Begleiter haben Werner Wieczorek, Bibliotheksmitarbeiterin Karla Beutel und  Heike Flamm vom Förderverein. „Hätte ich gewusst, was ich heute weiß, hätte ich mich meinem demenzkranken Vater gegenüber ganz anders verhalten“, sagt Wieczorek

Vorlesen im klassischen Sinne funktioniert beispielsweise nur unter bestimmten Voraussetzungen – die Konzentrationsspanne mancher Zuhörer ist kurz und viele können sich nichtmehr in der Handlung und Sprache orientieren. Kleine Geschichten, Gedichte, Lieder und Bilder mit „Wiedererkennungswert“ sind gefragt, alles was Erinnerungen weckt und biografische Bezüge ermöglicht. Praxisbücher und Beschäftigungsanregungen erlauben neben der verbalen Kommunikation auch die sinnliche Ansprache.

„Menschen mit Demenz haben der Gesellschaft viel zu geben“, wirbt auch Christa Wolf von der Stadt Bergheim für mehr Respekt und Akzeptanz. Barrieren, Unsicherheiten und Hindernisse sollen auf die Dauer einem selbstverständlichen Miteinander weichen.

Ausdrücklich angesprochen sind auch ältere Mitbürger mit Zuwanderungsgeschichte. Serpil Kilic vom Demenz-Service Migration in Gelsenkirchen kennt die Schwierigkeiten ganz genau: In der Türkei wird die Demenz nicht als Krankheit gesehen, Hilfsangebote oder Selbsthilfegruppen sind weitgehend unbekannt. Mittlerweile bietet das Servicezentrum Materialien auf Türkisch, Russisch ist in Vorbereitung. Gute Erfahrungen hat sie mit Sportkursen für ausländische Mitbürgerinnen gemacht. „Anfangs kamen die Damen auf Socken, Sportschuhe waren verpönt.“ 

Erinnerungen wachrufen  

Neben dem Turnen fördert auch die Musik nachweislich die Integration und hilft gegen Vereinsamung. Deshalb ist neben dem Kreis-Sportbund auch die Musikschule La Musica an Bord. Angedacht wurden eine Konzertreihe oder spezielle Singkreise, die sich in der Lieder-Auswahl und Veranstaltungsdauer den Bedürfnissen Demenzkranker anpassen. „Da müssen die Musiker auch mal aushalten können, dass jemand aus dem Publikum plötzlich aufsteht oder zu erzählen anfängt“, gibt Renate Könen vom Rhein-Erft-Kreis zu bedenken. In Kooperation mit dem Besuchs- und Begleitdienst ist zur Entlastung von Angehörigen etwa eine Betreuung während der Marktzeiten geplant sowie ab Mai die Neuauflage von „Wir tanzen wieder“. „Sich wieder einmal schön für ein Fest zu machen und etwas zu erleben, ist eine großartige Erfahrung für die alten Leute“, weiß sie. 

Am 24. März um 16 Uhr startet die Stadtbibliothek die Veranstaltungsreihe „Erzähl doch mal“ mit Literaturexpertin Claudia Bambach. Auch eine Ausstellung ist geplant. „Demenz darf kein Tabu sein“ ist das Motto der 3. Demenzwoche im Rhein-Erft-Kreis vom 15.-24. April 2016 mit weiteren Aktionen.  

Dank auch an die Kölner Rundschau für diesen Artikel

http://www.rundschau-online.de/rhein-erft/demenzerkrankung-bergheimer-netzwerk-will-ideen-ausbrueten,15185500,29906092.html

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Klima wie am Meer

 – und das ganz in der Nähe

In den letzten Tagen ist es mir wieder aufgefallen: Um mich herum husten und schniefen meine Mitmenschen um die Wette. Und die Prognosen für die nächsten Wochen sehen nicht besonders gut aus – die Grippewelle rollt!

Haben Sie auch schon darüber nachgedacht, was man für die eigene Gesundheit noch tun kann? Ich hätte da eine Idee. Kennen Sie schon eine Salzgrotte?

In einer Salzgrotte wird das Mikroklima der Nordsee bzw. eines Salzheilstollens nachgebildet. Die Luft darin ist reich an wertvollen Mineralien und Spurenelementen. Hinzu kommt, dass sie einen großen Anteil an Natriumchlorid enthält, das antiallergisch und pilzhemmend wirkt. Dadurch ist die Atemluft nahezu allergenfrei und zehnmal reiner als draußen.

In einer Salzgrotte wird eine spezielle Technologie eingesetzt, die eine mit Salzverbindungen gesättigte und ionisierte Luft erzeugt und bewahrt. Dies kann den Heilungsprozess verschiedenster Erkrankungen unterstützen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass salzhaltige Luft, wie man sie von der Nordsee oder aus einem Salzheilstollen her kennt, einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hat. Sie ist hilfreich bei Allergien, Erkältungen, Asthma, Bronchitis, Hautleiden, Jodmangel, Stress etc.

Ich selbst besuche seit Monaten regelmäßig eine Salzgrotte und freue mich immer wieder auf meine 45 Minuten „Kurzurlaub“. Man entspannt in normaler Alltagskleidung auf bequemen Relaxliegen und lauscht, eingekuschelt in eine Decke, dem leisen Plätschern der Salinen und der dezenten Entspannungsmusik. Handys sind ausgeschaltet und Unterhaltungen eingestellt. So kann ein Besuch in der Salzgrotte auf angenehme Weise auch dazu beitragen, sich vom Alltagsstress zu erholen und zu entspannen. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.

Wurde Ihr Interesse geweckt?
Informieren Sie sich doch einmal im Internet oder schreiben Sie uns einfach

senioren-online@gmx.de

von C. Commer.

Neu zur Ausleihe in der Stadtbibliothek:

Ein Koffer voller Erinnerungen für Menschen mit Demenz

Erinnerungen geben dem Menschen seine Identität. Beim demenziell veränderten Menschen sind nicht gleich alle Erinnerungen verschwunden, ihm fehlt nur der gezielte Zugriff. Das soll der „Erinnerungskoffer“ ändern. Gefüllt mit Gegenständen aus Kindheit und Jugendzeit von Senioren ist die Materialsammlung ein idealer Türöffner, regt zu Gesprächen an und eignet sich als Gedächtnistraining für Einzelne und in der Gruppe.

Fünf solcher Koffer zu verschiedenen Themenbereichen stellt die Stadtbibliothek Bergheim jetzt ihren Besuchern und Netzwerkpartnern im Rahmen der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz zur Ausleihe zur Verfügung. Als Treffpunkt und Anlaufstelle mitten im Herzen der Kreisstadt bietet die Bücherei unterschiedliche Medien, Informationen und Materialien und Akteuren und Betroffenen ein Dach für Aktionen, Austausch und niederschwellige Angebote.

Wellensittich und Männerkram

Die stabilen Kunststoff-Behälter sind gefüllt mit Ideen- und Liederbüchern, CDs und vielen Gegenständen zum Anschauen und Anfassen. So werden Menschen mit Demenz angeregt und aktiviert. Betreuungspersonen erhalten zahlreiche Inspirationen für die Biografie-Arbeit. Neben Spiel und Spaß fördert der Koffer das Erinnern und Erzählen, trainiert das Sprachvermögen und stimuliert Gedächtnis und Wahrnehmung.

Im Koffer zum Thema „Haus“ wartet beispielsweise zwischen Geschirrtuch, Topf, Kochlöffel, Nähzeug, Wäscheklammern und Waschpulver-Päckchen aus dem Kaufladen ein kleiner blauer Stoff-Wellensittich auf seinen Einsatz. Der Vogel war früher ein beliebter Hausgenosse und wohl auch in vielen Bergheimer Stuben heimisch. Der Männer-Koffer enthält ein ganzes Leben voller Werkzeug, Schrauben, Dübeln, Lüsterklemme, Mutter und Unterlegscheibe, Spielzeug-Autos, Kartenspiel und Fußball. Singliesel, Musikinstrumente und kleinen Alltagsgeschichten wecken weitere schöne Gedanken an früher.

www.stadtbibliothek.bergheim.de

Kuschelkoffer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Werner Wieczorek und Karla Beutel von der Stadtbibliothek Bergheim mit den Demenzkoffern.

Freitagskino lädt wieder zum Genießen ein

Den Film „Das Beste kommt zum Schluss“ sollte keiner verpassen

Die nächste Vorstellung des Freitagskinos findet am 06.03.2015 um 15 Uhr statt.
Bei einem
anschließenden Filmgespräch gibt es die Möglichkeit, sich über das Gesehene auszutauschen, zu diskutieren oder einfach Gedanken und Gefühle fließen zu lassen. Dabei lassen Sie sich von einem kleinen ImBISS der „africa action“ in Bergheim verwöhnen.

Um eine Anmeldung im Anton-Heinen-Haus unter: 02271-47900 oder webmaster@anton-heinenhaus.de wird gebeten, aber auch Kurzentschlossene sind herzlich willkommen. Die Kinokarte kosten 6 €, für den ImBISS bittet die „africa action“ um eine kleine Spende.

Folgende Geschichte erwartet Sie:

Zwei Männer sitzen im selben Boot und machen das Beste daraus. “Ich wünschte, ich hätte dich vor unserem Tod kennengelernt” sagt der Millionär zum Autoschlosser, durch den er erst gelernt hat, Freude zu empfangen und diese weiter zu geben. Eine Reise um die Welt, bei der zum Schluss wohl kein Auge trocken bleibt. Das Ende ist unausweichlich, aber man erlebt es amüsiert und berührt, nicht deprimiert.

März2015

17.04.2015 Life of Pi- Schiffbruch mit Tiger
22.05.2015 Sein letztes Rennen
12.06.2015 Ziemlich beste Freunde

 

Bedürfnisse der Senioren

Werden die Bedürfnisse der Senioren wirklich berücksichtigt?

Täglich ist das Thema „Senioren“ in aller Munde.
Man spricht von steigender Anzahl der älteren Bevölkerung und davon, dass man
sich auf die Bedürfnisse dieser Senioren einstellen und sie berücksichtigen wolle.

Gerade was alltägliche Dinge betrifft, kann davon aber nicht immer die Rede sein.
Speziell wenn es um neue Techniken geht, wird oftmals auf die Bedürfnisse
insbesondere der älteren Bevölkerung keine Rücksicht genommen – ganz im Gegenteil.
So werden beispielsweise Kreditinstitute immer kreativer, wenn es darum geht, die Kunden in eine bestimmte Richtung zu zwingen.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Postbank künftig von ihren Girokonto-Kunden eine Bearbeitungsgebühr verlangt, wenn diese noch nicht zum kostenlosen Telefon-Banking oder zum Online-Banking gewechselt haben und stattdessen für eine Überweisung ein Formular zur Hand nehmen. Zum Online-Banking ist jedoch ein Computer unerlässlich. Die Bankkunden müssen also einen Computer besitzen, sonst werden sie zur Kasse gebeten.
Auch die Finanzämter stellen bereits Überlegungen an, künftig die schriftliche Einreichung von Steuererklärungen zu untersagen.Mitbürger, die über keinen Computer und entsprechende Kenntnisse verfügen, wären dann auf die Einschaltung eines Steuerberaters angewiesen und müssten hierfür zahlen.

Ich halte ein derartiges Vorgehen für eher seniorenfeindlich. Nicht jeder ältere Mensch verfügt über einen Computer und entsprechende Bedienungskenntnisse. Angesichts der fast täglich in den Medien verbreiteten Nachrichten über Hackerangriffe etc. kann es auch nicht verwundern, dass selbst die Besitzer eines Computers nicht unbedingt alle zum Online-Banking bereit sind. Zudem scheuen viele Senioren den Umgang mit neuen Techniken und halten lieber am Althergebrachten fest.

Festzustellen bleibt, dass derartige Praktiken prinzipiell für alle Bürger – besonders aber für die Älteren – nicht unbedingt kundenfreundlich sind.

von Christa Commer

Neue Broschüre

„Schuldenfrei im Alter“

Viele Menschen geraten „unverschuldet“ in finanzielle Not, entweder weil sich ihr Einkommen auf einmal verringert oder weil plötzlich Kosten auf sie zukommen, mit denen sie nicht gerechnet haben. Gerade älteren Menschen fällt es dann häufig schwer, über ihre Geldsorgen zu sprechen und sich möglichst frühzeitig auch professionelle Hilfe, z.B. in einer Schuldnerberatung, zu holen.

Vor diesem Hintergrund ist die neue Broschüre „Schuldenfrei im Alter“ entstanden, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Zusammenarbeit mit der Diakonie Deutschland und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegeben wird.

Die Broschüre enthält auf 92 Seiten zahlreiche Hinweise, wie man sich auf mögliche finanzielle Veränderungen, z.B. beim Eintritt ins Rentenalter, vorbereiten kann. Außerdem gibt sie Informationen zur Besteuerung der Rente, zu möglichem Zuverdienst sowie zu staatlichen Hilfen, wenn die Rente nicht reicht.

Er kann kostenfrei bestellt werden bei:

BAGSO e.V.

Bonngasse 10, 53111 Bonn

wittig@bagso.de

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