Demenzgeschichten: Das Brathähnchen

Die nette Aussiedlerin verabschiedet sich. Sie braucht wieder einmal eine polnische Übersetzung, diesmal für einen Notartermin. Groß ist die Nachfrage nach polnischen Übersetzungen beim Übersetzungsbüro Potzblitz nicht. Wahrscheinlich gehen die meisten Übersetzungsaufträge für Polnisch an das Büro für Ostsprachen ein paar Straßen weiter. Seitdem der frühere Übersetzer in Ruhestand gegangen ist, übersetzt ein alter Herr die polnischen Urkunden für Potzblitz. Obwohl er vom Oberlandesgericht als Übersetzer für Polnisch ermächtigt ist, ist die für das Privatkundengeschäft zuständige Veronika mit ihm nicht ganz zufrieden. In Anbetracht der geringen Nachfrage hat sie sich aber noch nicht die Mühe gemacht, einen besseren freien Mitarbeiter für Polnisch zu finden.

Der alte Herr sagt sofort zu, und Veronika schickt ihm die eingescannte Geburtsurkunde per E-Mail. „In spätestens zwei Wochen muss die beglaubigte Übersetzung im Original bei mir sein“, schärft sie ihm ein. Damit sie die Übersetzung schon vorab Korrektur lesen kann, setzt sie hinzu: „Bitte schicken Sie mir die Übersetzung vorab per E-Mail zu.“ Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass es bei ihm in der Regel etwas zu korrigieren gibt. Da sie keine Empfangsbestätigung erhält, ruft sie zwei Tage später wieder an. Ja, er hat ihre E-Mail erhalten und macht die Übersetzung.

Als Veronika am Ende der Woche immer noch keine Übersetzung bekommen hat, ruft sie wieder an. „Die ist vom Kunden abgesagt worden“, erklärt ihr der Polnischübersetzer. „Wie bitte?? Von was für einem Kunden?” fragt Veronika. Nach eingehender Nachfrage stellt sich heraus, dass er wohl eine Anfrage von einem anderen Kunden erhalten hat, der ihn dann aber doch nicht beauftragt hat. Es gelingt ihr nur mit Mühe, ihn zu überzeugen, dass er die Übersetzung für Potzblitz doch noch machen muss. Er erzählt, er hätte einige Seiten vom Gericht zur Übersetzung bekommen, und eigentlich hätte er jetzt keine Zeit mehr für die Geburtsurkunde. „Wenn Sie noch andere Aufträge annehmen, müssen Sie den Auftrag für uns aber trotzdem pünktlich liefern,“ sagt Veronika streng.

Tatsächlich kommt die Übersetzung des Polnischübersetzers nun auch bald, allerdings nicht per E-Mail, sondern per Fax – und voller Fehler. 12 Fehler auf 12 Zeilen zählt Veronika. Als sie ihn anruft und die zahlreichen Fehler beanstandet, sagt er, sie hätte ihn zu sehr unter Druck gesetzt. „Sie hatten für diese paar Zeilen eine ganze Arbeitswoche Zeit. Wieso habe ich Sie zu sehr unter Druck gesetzt? Außerdem ist das ein Standardformular, das Sie jedenfalls schon oft zur Übersetzung bekommen haben. Sie brauchen doch nur die personenbezogenen Daten einsetzen. Warum sind dann so viele Fehler aufgetreten?“ „Ich habe alles neu übersetzt“, sagt der Polnischübersetzer. Nun wundert sich Veronika nicht nur über die vielen Fehler, sondern auch über seine ineffiziente Arbeitsweise. Zu ihren Beanstandungen gehört unter anderem ein fehlerhaftes diakritisches Zeichen. „Früher konnte ich es schreiben, aber jetzt habe ich es nicht mehr gefunden“, sagt er. Er erklärt sich aber bereit, die Fehler zu korrigieren. „Schicken Sie mir die korrigierte Übersetzung bitte per E-Mail als Word-Datei“, schärft sie ihm ein, in dem Gedanken, etwaige verbleibende Fehler gleich selbst in der Word-Datei zu korrigieren.

Am Montag bekommt sie dann tatsächlich eine E-Mail vom Polnischübersetzer, allerdings mit der Übersetzung als PDF-Datei, die sie nicht bearbeiten kann. Die Übersetzung ist wieder voller Fehler, diesmal aber zum Teil andere. Als sie den Polnischübersetzer anruft, ist er sehr aufgeregt. „Dies ist ein furchtbarer Tag! Ich habe drei Seiten fürs Gericht übersetzt, und jetzt sind sie verschwunden!“ Veronika schwant Böses. Die Übersetzung für Potzblitz hat er offensichtlich auch schon wieder komplett neu erstellt, daher die neuen Fehler. Weiß er nicht mehr, wie man Dateien speichert? Früher konnte er das, und er konnte ihr auch gespeicherte Word-Dateien per E-Mail zusenden. Sie schärft ihm noch einmal ein, dass sie schleunigst eine fehlerfreie Übersetzung braucht, und zwar als Word-Datei per E-Mail. „Es nutzt mir nichts, dass Sie die Richtigkeit und Vollständigkeit bescheinigen, wenn die Übersetzung weder richtig noch vollständig ist“, sagt sie.

Veronika klagt ihr Leid ihrer Kollegin Nicole, die für das Firmenkundengeschäft zuständig ist. „Vor 1 ¼ Jahren habe ich ihn das letzte Mal beauftragt. Damals hatte ich einen Fehler gefunden. Den hat er korrigiert, und dann war die Sache erledigt. Aber jetzt geht nichts mehr! Die Ähnlichkeit zwischen Ausgangs- und Zieltext wirkt wie zufällig und nicht beabsichtigt. Nicht einmal die polnischen Sonderzeichen kann er mehr schreiben! Wie kann er dann als Polnischübersetzer arbeiten?“ „Der kann überhaupt nicht mehr arbeiten, nicht nur als Polnischübersetzer nicht“, sagt Nicole. „Such dir lieber einen anderen Übersetzer.“ „Warum hat er mir denn nicht gleich gesagt, dass er nicht mehr übersetzen kann? Er schädigt doch seine Kunden.“ „Weil er es selbst nicht merkt. Meine Tante hat ihr Auto zu Schrott gefahren, weil sie nicht bereit war einzusehen, dass sie nicht mehr Auto fahren kann. Dabei kann man schon froh sein, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.“ „Richtig, er sieht überhaupt nichts ein. Schuld ist sein Computer, der die ganzen Übersetzungsfehler produziert, und natürlich ich, die ich seine perfekten Übersetzungen beanstande.“ Das Telefon klingelt. Nicole hebt ab. „Ja, Herr Hunold, Ihre Übersetzung kommt gleich.“ „Das Stahlwerk“, sagt sie, nachdem sie aufgelegt hat. „Ich muss weitermachen.“

Die nächste korrigierte Übersetzung kommt dann wieder per Fax, immerhin mit weniger Fehlern als vorher, aber dafür hat der Polnischübersetzer die Aussiedlerin jetzt um 18 Jahre jünger gemacht. Als Veronika die falsche Jahreszahl moniert, hat er kein Verständnis. „Das ist doch richtig!“ Auch behauptet er, er könne keine E-Mails senden. „Sie haben mir aber doch gerade noch die PDF-Datei geschickt. Wie haben Sie das denn gemacht?“ „Das weiß ich nicht.“ Veronika rauft sich die Haare. Aber es kommt ihr eine Idee für einen letzten Versuch, denn für eine beglaubigte Übersetzung braucht sie seine Unterschrift. „Wenn ich Ihre PDF-Datei mit OCR einlese, die Fehler korrigiere und Ihnen dann zuschicke, können Sie sie – wenn Sie mit meinen Korrekturen einverstanden sind – ausdrucken, unterschreiben und mir per Post schicken?“ „Das kann ich machen.“

Am nächsten Tag ruft sie an, ob er ihre E-Mail mit der korrigierten Übersetzung bekommen hat. Als er das bestätigt, schärft sie ihm ein, sie sofort auszudrucken, zu unterschreiben und vor der Leerung in die Post zu geben. Er verspricht hoch und heilig, das zu tun. Gegen Feierabend gehen beim Übersetzungsbüro Potzblitz mehrere Faxe ein. Als Veronika hinschaut, erkennt sie, dass es sich um eine der bereits von ihr korrigierten fehlerhaften Übersetzungen handelt. Sie ruft den Polnischübersetzer an. „Ich brauche keine Faxe, sondern die korrigierte Übersetzung unterschrieben von Ihnen per Post“, sagt sie genervt. „Haben Sie sie heute in die Post gegeben?“ „Ich habe nichts von Ihnen bekommen.“ „Heute Morgen hatten Sie meine E-Mail aber noch bekommen!“

Ein letzter verzweifelter Versuch fällt ihr noch ein. „Wenn ich die korrigierte Übersetzung heute an Sie in die Post gebe, haben Sie sie morgen im Briefkasten. Könnten Sie sie bitte unterschreiben, stempeln und sofort wieder an mich zurückschicken?“ „Das kann ich machen.“ Nicole ist skeptisch. Veronika schreibt den Übersetzungsauftrag vorsichtshalber parallel dazu im Internet aus, denn die ursprünglich großzügige Lieferfrist von zwei Wochen für diesen Miniauftrag ist mittlerweile auf wenige Tage geschrumpft.

Als sie am nächsten Tag ins Büro kommt, liegt ein dicker Stapel Papier im Faxgerät. Wieder die gleiche fehlerhafte Übersetzung. Der Anrufbeantworter ist voll. Lauter Faxtöne. Entnervt ruft sie den Polnischübersetzer an. „Hören Sie bitte sofort mit den Faxen auf!! Haben Sie meinen Brief bekommen?“ Der Polnischübersetzer macht einen sehr verwirrten Eindruck. „Sie werden es ja nicht glauben, aber statt Ihres Briefes hat der Briefbote mir heute ein Brathähnchen in den Briefkasten geworfen! Ich weiß gar nicht, warum er das gemacht hat.“ Veronika und Nicole sehen sich mit großen Augen an. Veronika steht entschlossen auf. „Jetzt gehe ich zum Chef!“

Nachdem sie dem Chef von den Problemen mit dem Polnischübersetzer berichtet hat, sagt dieser: „Schicken Sie schleunigst eine E-Mail an den Polnischübersetzer: ‚Ihre Übersetzung ist viel zu fehlerhaft, und sämtliche Nachbesserungsversuche sind fehlgeschlagen. Wir treten vom Vertrag zurück.’ Und suchen Sie sofort nach einem neuen Polnischübersetzer!“ Als Veronika sich zum Gehen schickt, fragt er noch grinsend: „Haben Sie den alten Herrn denn wenigstens gefragt, ob ihm das Brathähnchen geschmeckt hat?“ „Wenn ich ihn das frage, wird er sagen, er habe nie von einem Brathähnchen gesprochen. Er widerspricht sich andauernd.“

Sie geht gemäß den Anweisungen des Chefs vor und hat Glück: Unter den inzwischen auf ihre Ausschreibung eingegangenen Angeboten findet sich schnell eine Übersetzerin, die die Übersetzung sofort macht, sie Veronika zur Ansicht zuschickt und sie dann noch am selben Tag in die Post gibt. Veronika fällt ein Stein vom Herzen. Der Kundentermin ist gerettet.

Während sie nach Feierabend an der Straßenbahnhaltestelle wartet, fällt ihr eine verwirrt wirkende alte Frau auf. Als die Straßenbahn einfährt, wäre die alte Frau um ein Haar vor die Bahn gelaufen, wenn Veronika sie nicht in letzter Sekunde zurückgehalten hätte. Statt ihr dankbar zu sein, dass sie ihr das Leben gerettet hat, ist die Alte erbost, dass sie es gewagt hat, sie anzufassen, und haut ihr ihren Krückstock auf den Kopf.

In der Straßenbahn beobachtet Veronika die Alte, wie sie brabbelnd in der Straßenbahn umherirrt. Vor einer Gruppe Jugendlicher bleibt sie stehen. „Ist die nächste Haltestelle München?“ Einer der Jugendlichen antwortet schließlich vorsichtig: „Wir sind hier in Hannover.“ „München! Wir sind hier in München!!“ brüllt die Alte, wieder ganz aggressiv, und fuchtelt mit ihrem Krückstock in der Luft herum. Veronika fragt sich, ob sie den Jugendlichen auch einen überbraten will, weil sie ihr nicht die gewünschte Auskunft gegeben haben. Das würde ihr wohl nicht so gut bekommen. Die Jungs sehen so aus, als ob sie sich zu wehren wüssten.

Veronika befühlt ihre Beule am Kopf und überlegt, dass eigentlich etwas unternommen werden müsste, denn wenn sie nicht eingegriffen hätte, wäre die Alte jetzt vielleicht tot. Aber sie hat keine Lust, noch einmal den Krückstock auf den Kopf zu bekommen, und hält sich lieber zurück. „Heute ist mein Demenztag“, denkt sie.

Von Annette Scheulen, Bergheim

 

Glessen fühlt sich Disco

Wieder mal „klaafe – fiere – danze“ bei der Müttersitzung der kfd

Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann und räumt auf. Bei der traditionellen Müttersitzung der kfd Glessen konnte sich das neue Vorstandsteam um Dr. Signe Berger-Klapper jedenfalls nicht beschweren – ihre Kerle packten brav im Hintergrund mit an und sorgten dafür, dass ihre Mädels zwei Tage lang die Mehrzweckhalle mit jeweils rund 400 Zuschauern rocken konnten. Während zur Generalprobe am Freitag auch Männer im Publikum geduldet sind, sind die Glessener Mädchen am Samstag bis auf den unvermeidlichen geistigen Beistand unter sich. „Klaafe – fiere – danze“ oder besser „Keine Frau daheim“ – das Motto der Katholischen Frauen ist alle zwei Jahre Programm.

73 Mitwirkende brachten ein vierstündiges Feuerwerk aus Sketchen, Dorfklatsch, Büttenreden, Tanz- und Gesangsnummern auf die Bühne, das niemanden lange auf den Stühlen hielt. Die Feierfunken, die traditionell mit dem „Glessener (Leucht-)Bessem“ einziehen, hatten diesmal die ehrenvolle Aufgabe, das jüngste Dreigestirn aller Zeiten auf die Bühne zu eskortieren. Nicht das Prinz Christoph I., Bauer Konstantin und Jungfrau Simone den Weg dorthin inzwischen nicht allein finden würden, aber Muttergefühle kommen beim zarten Alter der schön gestriegelten Strumpfhosen-Gang schnell schon mal auf. Und diese Schuhe!!

„Um den Nachwuchs brauchen wir uns hier in Glessen jedenfalls keine Sorgen zu machen“, freute sich Signe Berger Klapper: Mittlerweile treten etliche Töchter mit ihren Müttern in den Reihen der „Pankratius-Tatzen“, der “Glessen Girls” oder “Ladykracher 2.0” gemeinsam auf .  Und die „alten Hasen“ aus dem wie immer phantastischen Männerballett sind dank familiärer Bunny-Verstärkung beim Discofox noch mal so sexy. Glessen kann sogar Cancan und schneidert sich die Kostüme vorwiegend selbst, bis die Nähmaschinen streiken.  Die Chillisisters schossen als “jecke Hühner” verkleidet den Vogel ab.

„Wir brauchen gar nicht zu verreisen, wir müssen uns nur hier im eigenen Dorf umschauen“, brachte es Kreuzfahrerin Marion Kuckelkorn auf den Punkt. Ob die katastrophale Verkehrssituation durch die Sperrung Im Tal oder die Sanierung der Kirche – die Themen liegen in Glessen praktisch auf der Straße. „Oma“ Ulla Wegener kann der Dauerbaustelle jedenfalls auch etwas Positives abgewinnen und sucht die Arbeiter gern schon mal mit Kaffee und Kuchen heim. Ob sich das Diät-Restaurant allerdings durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Auch den Anruf „Auf dem Amt“ kann man getrost in die Tonne der Abfallberatung klopfen, will man sich nicht in der Dauerschleife aus Zuständigkeiten verirren. Schade, dass jetzt wieder zwei Jahre Ruhe ist – wer sich in der Zwischenzeit eine neue Nummer ausdenken will, ist herzlich willkommen.

Demenzgeschichten: Ein Schluck Wasser

 

Noch ein Schluck, noch ein Blick, noch ein Gedanke

Das Wasser brauche ich jetzt nicht für mich. Oder doch?

Wie es schwebt! Einen Augenblick lang. Ein schwebender Schluck.

Noch ein Gedanke?

Manchmal schwebe ich auch. Kurz bevor ich einschlafe. Wunderschön, wenn es nur bliebe.

Meine Gedanken und ich, wir schweben. Ich kann alles von oben sehen.

Mein schwebender Blick, wie schön, wie ich mich freue.

 

Ein Schluck, ein Blick, ein Gedanke.

Noch ein Schluck, noch ein Blick, noch ein Gedanke.

Ich halte alles fest, den Becher, den Blick, den Gedanken.

Nur das Wasser schwebt. Warum bleibt es nicht schwebend?

Wie im All, wo alles schwebt.

Wasser im Raum, und ein Blick, und ein Gedanke – Alles – und ich.

Ich schwebe und alles andere auch. –

Dann bin ich ja alles.

Kosmos, Welt, Universum, alles.

Wo bin ich? Wer bin ich? Ich schwebe.

Noch ein Schluck. Noch ein Blick.

Noch ein Gedanke.

 

 Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Freude, Lustig, Spaß und Lachen

 

Der Karl ist lustig, obwohl er mittags noch im Unterhemd herum läuft.

Er meint, der Kevin wäre mit seinem Angeber-Fahrrad beinahe

Auf einer Bananen-Schale ausgerutscht.

 

Wir lachen über ihn, er schaut nur und grinst.

Mit seinem Angeber-Fahrrad.

Mit Außenspiegel. Damit er sich wohl selbst sehen kann?

 

Ich bin der Kurt, der kleine Kurt.

Früher hat mich das gestört. Na ja, so mit den Mädchen,

Schwierig war es halt. Bis ich die Berta traf, damals.

 

Ach war das eine schöne Zeit.

Fast fünfzig Jahre mit ihr zusammen.

Jetzt ist sie schon vor zwei Jahren gegangen.

Heute stört mich meine Größe nicht mehr. Ha,ha Größe!

 

Und der Bananen-Kevin? Und der Doppel-Ripp- Karl?

Ha,ha das ist ein Völkchen hier – ha,ha! Zum Totlachen!

 

Im Rahmen eines Familien-Pflege-Projekts leben die oben erwähnten Personen bei einer Gastfamilie.

Manfred Michael Bohn

Tipp: Ochsenbrust

Ochsenbrust
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Zutaten für 2 Personen:
500 g Ochsenbrust
1 Lorbeeblatt
5 Pfefferkörner, Salz
1 Stange Porree
250 g Knollensellerie
2 Möhren
4 Stiele Petersilie, 4 Schnittlauch
1,5 EL Butter
2 EL Mehl
125 ml Milch
2 EL Schlagsahne
1 EL geriebener Meerrettich aus dem Glas
schwarzer Pfeffer, Zucker, Muskatnuss
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Zubereitung
Fleisch mit Lorbeer und Pfefferkörnern in einen Topf legen und mit Wasser und 1 TL Salz bedecken und aufkochen.
Dann so lange abschäumen, bis die Brühe klar ist. Deckel drauf und 2
Stunden köcheln lassen.
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Porree halbieren, mit Sellerie, Möhren und Petersilie in einen Topf geben und ca. 20 Min garen – bissfest. Dann heraus nehmen und in die Fleischbrühe geben.
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Butter in einem Topf schmelzen und Mehl mit einem Schneebesen einrühren. Mit 125 nl Fleischbrühe ablöschen und gut verrühren.
Milch dazu geben und rühren, bis die Soße sämig ist. Sahne und Meerrettich unterrühren und mit Pfeffer, Prise Zucker und etwas Muskatnuss abschmecken.
Schnittlauch fein hacken, Fleisch und Gemüse in Portionen schneiden und auf einer Platte anrichten. Mit Brühe begießen und mit Schnittlauch bestreuen. Mit der Soße servieren… dazu schmecken Salzkartoffeln.
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von Gertrud Breuer

Selbsthilfegruppe “Freude schenken” am Start

Mit ihrem ehrenamtlichen Angebot „Freude schenken“ haben die Tierfreunde Rhein-Erft einen Volltreffer gelandet. In stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegen sind die regelmäßigen Besuche von Mensch/Hund-Teams der Renner. „Mit Pflegebedürftigen nach Terminabsprache Spaß und Freude haben, da machen unsere Hunde gern und fleißig mit“, sagt Renate Könen, Sprecherin der Tierfreunde. „Tiere, insbesondere Hunde, sind wahre „Türöffner“. Ohne jede Art von Vorbehalten, erreichen sie den Zugang zu Personen, der Zweibeinern oft längst verwehrt ist.

Die positive Resonanz hat die Tierfreunde bewogen, einen weiteren Schritt zu tun. „Kürzlich wurde die Selbsthilfegruppe (SHG) „Freunde schenken“ ins Leben gerufen, die sich künftig einmal monatlich in lockerer Atmosphäre trifft“, so Könen. Ziel ist die Entlastung von pflegenden Angehörigen ebenso, wie Personen mit Langzeiterkrankung oder Handikap Mut zu machen.

Das nächste Treffen der SHG „Freude schenken“ findet am Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.00 Uhr, „Em Pittermännche“, Zeiss-Str. 7, 50126 Bergheim, statt.

Offen ist die Gruppe für alle, die das kostenfreie Angebot nutzen möchten, zwangslos im überschaubaren Kreis Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.

Sich mittel- bzw. langfristig um Pflegebedürftige zu kümmern, ist für beide Seiten nicht leicht – weder physisch noch psychisch. Überforderung endet oft in einem Teufelskreis. Die Erkenntnis zu haben, nicht allein „auf weiter Flur“ zu sein, sondern mit anderen „im gleichen Boot“ zu sitzen, kann vieles erträglicher machen.

Mehr Infos: http://www.tierfreunde-rhein-erft.de/tipps_termine.htm

Kontakt: info@tierfreunde-rhein-erft.de

Demenzgeschichten: Quo vadis domina?

Pfade, Wege, Straßen, die sich gabeln oder verzweigen,

Die aufsteigen oder sich neigen.

Die Karte ist nie das Gebiet.

Die Landkarte in meinem Kopf ist meine, sie ist nicht genau wie deine.

 

Wir kennen die Welt des anderen nicht.

Ist sie groß oder klein, ist sie breit oder schmal, ist sie hell oder dunkel,

Ist sie immer schön oder manchmal auch nicht?

Ich schau in den Spiegel, sehe ein Gesicht, erkenne mich nicht.

 

Doch wie ist es, wenn der Horizont weicht?

Ist sehen, hören, riechen und fühlen noch stark oder seicht?

Wie ist das Erleben, ob es zum Leben reicht?

 

Was sagt das Gewissen, merken wir nur zu Beginn,

Was nicht mehr geht, was wir vermissen.

Später vielleicht nur wahrnehmen, was weiter besteht.

Die Liebe des anderen ist die Brücke zu mir,

Ich schenke Dir ein Lächeln und fühle ein wir.

 

Für den flüchtigen Betrachter mag das Leben von B.G. arm an Reizen u. Freude sein. Sie scheint das Leben im Gegenteil sehr zu genießen.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: So viel bedeutet!

Manfred Michael Bohn

 

Weichen, Schienen, Schwellen, Schotter. Der Zug, eine Dampflok, viele Waggons.

Was für eine Welt ist das?

 

Ein Bahnhof mit Kuppeln und Fenstern. Vorn sind die Gleise und Bahnsteige mit Menschen.

Was für eine Welt ist das?

 

Ich sehe die Häuser, die Bäume und Sträucher und einen Hund, der im Garten steht.

Blumen und Beete, Straßen und Wege, einen Radfahrer und Autos.

Was für eine Welt ist das?

 

Alles nur Figuren – Miniaturen – Plastik zumeist.

Aber da – etwas bewegt sich – ein Zug auf der Platte herumkreist.

Was für eine Welt ist das?

 

Viel zu betrachten,

Ich denke nach, über – wie und über – was

Nur –

Was für eine Welt ist das?

 

Sie hat ihm so viel bedeutet. Heute weiß der an schwerer Demenz erkrankte A.R. mit seiner Modelleisenbahn-Anlage nichts mehr anzufangen.

Demenzgeschichten: Natur im Kopf

Natur im Kopf

Ich mag die Natur, die Bäume, die Steine und, und?

Ein Baum kann auch ein Freund sein, genauso wie ein Stein.

Steine sind schön.

Wenn ich sie berühre, spüre ich die Ewigkeit.

Die es eigentlich gar nicht gibt.

Alles verändert sich, alles vergeht.

Sogar ein Stein, der auch!

Man kann es fühlen: Glatt, rau, rissig, porig, löchrig, kantig, eckig, rund, spitz, flach.

Im Sommer, in der Sonne sind sie ganz warm, manchmal sogar heiß.

Sie nehmen die Energie auf. Wie wir.

Im Winter sind sie kühl oder kalt, eiskalt.

Meine Steine.

Es gibt so viele. Die mir gefallen, die nehme ich mit. Mit nach Haus.

Mit Ihnen kann ich gestalten,

Kommunizieren, empfinden.

Ich gebe ihnen ein Zuhause,

Sie geben mir die Zeit.

Wenn ich sie berühre,

Spüre ich die Ewigkeit.

Manfred Michael Bohn

Demenzgeschichten: Kreis des Lebens

Der Kreis des Lebens vollendet sich.

Die letzten Schritte erscheinen ruhig und friedlich.

Wenn ein Mensch in dieser Form von uns geht,

Seine Seele sanft in den Orbit entschwebt.

 

Die Körper nehmen sich ihren Weg zur Natur,

Das Jenseits hat Zeit, es braucht keine Uhr.

In jungen Jahren wir manchmal denken,

Wer wird unseren Geist in die Sphären lenken.

 

Geist und Seele kennen wohl den Weg

In den ewigen Frieden der Unendlichkeit.

Sie ist ganz nah und daher gar nicht so weit.

Irgendwann lassen wir los, sind dann bereit.

 

Ich tu so, als ob ich die Wolken beiseite schiebe,

Es bleiben: Der Traum, das Glück, das Leben, die Liebe.

 

Der Kreis beginnt sich zu schließen. Die sterbende Frau Z. wird in ihrem letzten Lebensabschnitt liebevoll versorgt.

Manfred Michael Bohn

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