Ein Stück Heimat mitten in Bergheim
Die Stadtbibliothek Bergheim hat ihr fremdsprachliches Angebot erweitert und bietet auf Anfrage auch kostenfreie Führungen in arabischer, französischer und englischer Sprache an. Damit haben Flüchtlinge und Asylbewerber einen festen Anlaufpunkt mitten in der Kreisstadt, in dem sie nach Herzenslust schmökern, Deutsch lernen, sich informieren und im Internet surfen können. Anlässlich der Veranstaltungswoche „Bergheim lebt Vielfalt“ zeigten Hausherr Werner Wieczorek und seine Stellvertreterin Lisa Joos eine Gruppe junger Flüchtlinge aus Syrien ihre Schätze und stellten auch gleich für alle Bibliotheksausweise aus. Drei Monate sind sie kostenlos.
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Aller Anfang ist schwer
Izmir ist der einzige Albaner in der Gruppe. „Ich will arbeiten – zu Hause gibt es für mich nichts“, erzählt der 22jährige. Mit 40 anderen jungen Männern wohnt er in den Unterkünften für Erntearbeiter im Hallerhof bei Oberaußem – so idyllisch es draußen vor der Stadt auch ist, irgendwie ist es Niemandsland, fernab von allem. „Das ist sicher nicht optimal, aber wir haben einfach keinen Platz mehr“, erkklärt Renata Radu, Mitarbeiterin der Stadt Bergheim, die die Gruppe begleitet. Zehn Neuankömmlinge kamen heute dazu, am Montag werden noch einmal 61 erwartet, von denen die Hälfte auf dem Hallerhof untergebracht werden soll. Auch zwei Paare sind dort untergekommen – „das versuchen wir möglichst zu vermeiden“, so Frau Radu. Kindergarten, Schule, Ärzte, Menschen, mit denen man sich austauschen kann – alles ist weit weg. „Viele haben Angst“, erklärt Frau Radu. Als der Rauchmelder einmal losging, brach sofort Panik aus. Die Bilder vom Krieg in Syrien, von Brandanschlägen und Bombenangriffen, sind noch zu nah.
Lesen und Schreiben lernen
In einer Ecke der Bibliothek wird fleißig gelernt. Gestern haben die Alphabetisierungskurse der VHS begonnen. Männer und Frauen üben mit Elena Wiens von der VHS Lesen und Schreiben, weil sie das als Kinder nicht nicht gelernt haben. Die meisten kommen aus dem Irak, einige auch aus Afghanistan. Die Stifte fliegen über das Papier, alle sind sehr konzentriert und üben sorgsam große I’s und EM’s.
Fanar Mamo, 21, übersetzt. Er ist schon seit zwei Jahren in Bergheim, sein Asylantrag ist gerade anerkannt worden. Geduldig beantwortet er die vielen Fragen seiner Landsleute. Ein arabisch-deutsches Lexikon, Lehrbücher und Bilderbücher, die Ausleihkörbe sind am Schluss randvoll. Klasse finden es die Teilnehmer der Internationalen Führung auch, dass sie kostenlos die Computer nutzen dürfen – oft die einzige Chance, mit den Lieben zu Hause Kontakt aufzunehmen.